Forscher haben hinsichtlich der Entwicklung neuer Antibiotika den Schleim verschiedener Fischarten untersucht. © panida wijitpanya / iStock / Getty Images Plus

Antibiotika | Resistenzen

NEUE ANTIBIOTIKA: FISCHSCHLEIM EINE VIELVERSPRECHENDE QUELLE

Viele Krankheitserreger werden für uns Menschen immer gefährlicher, da sie Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln, dann im Ernstfall versagen und Lebensgefahr droht. Eine vielversprechende Quelle mit ausreichend Potenzial könnte laut Wissenschaftlern Fischschleim sein.

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Die medizinische Entwicklung ist rasant gestiegen und entwickelt sich immer weiter. Beim Einsatz von Antibiotika allerdings könnten zunehmend Probleme austreten, da Bakterien gelernt haben, sich anzupassen, die Wunderwaffe Antibiotika letztlich versagt und man sich bei den medizinischen Möglichkeiten plötzlich wieder auf dem Niveau von vor hundert Jahren bewegen könnte. Aufgrund des vielfältigen Einsatzes von Antibiotika oder auch der Tiermast war es möglich, dass sich Erbanlagen entwickeln, die sich unter den Mikroben ausbreiten und sie letztlich vor der Wirkung der Substanzen schützen. Bekannt wurde hier vor allem der Krankenhauskeim MRSA, ein multiresistenter Stamm des Bakteriums Staphylococcus aureus. Breitet sich dieser Erreger im menschlichen Körper aus, kann es lebensgefährlich werden.

Der Bedarf an neuen, alternativen Wirkstoffen ist demnach hoch und Forscher sind bereits seit längerem auf er Suche nach adäquaten Substanzen. Wissenschaftler der Oregon State University in Corvallis haben hinsichtlich neuer Wirkstoffe den Schleim von Fischen genauer unter die Lupe genommen. Erste Untersuchungen sind vielversprechend, da die Substanz die Tiere vor Krankheitserregern in ihrer Umgebung schützt. „Fischschleim ist besonders interessant, weil die Umgebung, in der die Tiere leben, ausgesprochen komplex ist und es dort viele potenzielle Krankheitserreger gibt“, erklärt Co-Autorin Molly Austin. „Somit erscheint es interessant herauszufinden, ob etwas im Schleim nicht nur Fische, sondern auch Menschen schützen kann“, so die Forscherin.

Es wurde vermutet, dass nicht nur Schleimsubstanzen eine Schutzfunktion haben könnten, sondern auch sogenannte spezielle „freundliche“ Bakterien, die innerhalb dieser viskosen Substanz leben. Vergleiche zu unserer menschlichen Hautflora liegen nahe. Die Forscher haben vorrangig Sekret untersucht, das von Jungtieren verschiedener Fischarten von der südkalifornischen Küste stammt. Warum gerade junge Tiere? Diese besitzen laut den Wissenschaftlern ein noch nicht so weit entwickeltes Immunsystem, wodurch sie deutlich mehr Schleim produzieren können als ältere Tiere.

Innerhalb der Untersuchung wurden laut den Forschern 47 unterschiedliche Bakterienstämme aus dem Schleim isoliert und ihr Potenzial Krankheitserreger auszuschalten, analysiert. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, denn fünf bakterielle Extrakte hemmen stark den bekannten und gefährlichen multiresistenten Staphylococcus aureus. Des Weiteren haben die Forscher festgestellt, dass drei Extrakte auch eine Wirkung gegenüber dem Pilzerreger Candida albicans aufzeigen. Zudem unterdrücken Substanzen eines Bakteriums aus dem Schleim des pazifischen Rotbarschs anscheinend auch das Wachstum von Laborkulturen von Darmkrebszellen.

Diese Ergebnisse dienen dem Team nun als Grundlage für weitere Untersuchungen. Zudem gibt es noch offene Fragen, die in weiteren Tests geklärt werden sollen: „Wir wissen bisher nicht genau, was zu einem gesunden Mikrobiom des Fischschleims gehört“, so Co-Autorin Sandra Loesgen. Unklar ist beispielsweise der Punkt, ob die Bakterien, die das Team gefunden hat, typische Schleimbewohner mit Schutzwirkung sind, oder ob diese Mikroben nur zufällig auf den Fischen gefunden wurde und eher aus der Umwelt stammen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de

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