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Ausbildung/PTA-Schulen

NACHWUCHSPROBLEME BEI PKA UND PTA

Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA). Und auch die Zahl der PTA-Auszubildenden lässt weiter nach.

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2011 befanden sich knapp 4800 Jugendliche in einer Ausbildung zur PKA, 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders wenig PKA gibt es in den neuen Bundesländern: In Thüringen etwa gibt es nur noch einen einzigen PKA-Auszubildenden.

PKA ist ein typischer Frauenberuf: 96 Prozent aller Auszubildenden waren 2011 Frauen. Die meisten PKA werden in Nordrhein-Westfalen ausgebildet, gefolgt von 18 Prozent in Bayern. In Thüringen und Sachsen werden hingegen kaum noch PKA ausgebildet. Dort übernähmen mehr und mehr die PTA deren Aufgaben, erklärt eine Adexa-Sprecherin. Die PKA-Ausbildung habe im Osten nie richtig Fuß gefasst, sagt ein Sprecher der thüringischen Apothekerkammer. In der DDR habe es neben den Apothekern Pharmazieingenieure und Apotheken-Facharbeiter gegeben, die den heutigen PKA entsprechen.

Deutschlandweit wurden 2011 rund 1500 neue Ausbildungsverträge zur PKA geschlossen – ein Rückgang von 11 Prozent. 330 Verträge wurden aber auch wieder gelöst und die Ausbildung abgebrochen. Damit steht die PKA-Ausbildung besser da als andere Berufe: Im Durchschnitt wird in Deutschland jede vierte Ausbildung vorzeitig abgebrochen; bei den PKA sind es nur 18,5 Prozent. Dies geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ausgewertet hat.

In Apotheken ersetzen zunehmend Pharmazeutisch technische Assistenten (PTA) die Arbeit der PKA. Für die Apotheken lohnt sich eine PTA schlicht mehr: Im Gegensatz zur PKA dauert die Ausbildung in der Apotheke nicht drei, sondern nur ein halbes Jahr. Anschließend können die PTA auch im Handverkauf arbeiten – sie sind also flexibler einsetzbar und kosten den Apothekenleiter nicht viel mehr. Quelle: apotheke-adhoc.de

Aber auch bei der PTA-Ausbildung sieht es nicht überall rosig aus. Die PTA-Ausbildung in NRW steht vor dem Aus – und das trotz einer enormen Nachfrage an ausgebildeten Fachkräften: Stetig steigende Schulgelder sorgen schon seit geraumer Zeit für immer weniger Bewerber. Künftig müssen Schüler bis zu 378 Euro für ihre Berufsausbildung zahlen – monatlich! Denn: Die Landesregierung hat sich jetzt entschlossen, sich bei der Ausbildung vollständig aus der Verantwortung zu ziehen und hat die Streichung der finanziellen Unterstützung bekannt gegeben.

Rund 2000 PTA-Auszubildende gibt es derzeit in NRW, die ihre Ausbildung an einer der 16 wohnortnahen Lehranstalten absolvieren. Der tatsächliche Bedarf an entsprechend ausgebildeten Fachkräften in Apotheken, Krankenhäusern, Industrie, Versicherungen, Krankenkassen, Laboren und Behörden ist indes viel höher. Schon heute fällt es schwer, den Bedarf des Arbeitsmarktes in NRW zu decken. Schülerinnen und Schüler, die diesen attraktiven und zukunftssicheren Beruf erlernen möchten, müssen ein monatliches Schulgeld von durchschnittlich 200 Euro zahlen. Die Folge: Die Bewerberzahlen sinken schon seit Jahren.

Mit der nun beschlossenen Streichung der finanziellen Unterstützung durch das Land verschärft sich das Problem deutlich, das Schulgeld wird an einigen Lehranstalten auf 378 Euro im Monat ansteigen.

Für viele junge Menschen, meist junge Frauen, oftmals mit Migrationsvorgeschichte, eine zu hohe Hürde. Und auch für die Schulen hat dies existenzielle Konsequenzen – schlimmstenfalls führen die rückläufigen Bewerberzahlen dazu, dass der Lehrbetrieb nicht aufrecht erhalten werden kann. Die Lehranstalten in Hagen und in Minden haben nun ihre Schließung bekannt gegeben, weitere Schulen kämpfen ums Überleben.

Die Landesregierung schafft medienwirksam die Studiengebühren ab und verschlechtert gleichzeitig still und leise die Rahmenbedingungen für andere, wichtige und zukunftssichere Ausbildungen. Die Apothekerorganisationen in NRW erwarten von der Landesregierung, dass sie sich ihrer Verantwortung stellt und ihr eigenes Wahlversprechen, eine kostenfreie Ausbildung von der Kita bis zur Uni zu ermöglichen, auch einhält.

In seiner Begründung für die Streichung des Zuschusses rechtfertigt sich das Gesundheitsministerium damit, dass andere Gesundheitsberufe wie Ergotherapeuten, Logopäden oder Physiotherapeuten ebenfalls nicht vom Land gefördert werden. Gerade diese Begründung sorgt bei der Apothekerschaft und bei den betroffenen jungen Menschen besonders für Irritationen. Schließlich bieten diese Berufe ganz andere Entwicklungsmöglichkeiten und nicht selten sind sie die Grundlage für eine berufliche Selbstständigkeit mit entsprechendem wirtschaftlichem Erfolg.

Auch andere wichtige Berufe des Gesundheitssystems, die das Gesundheitsministerium in seiner Rechtfertigung anführt – beispielsweise Hebammen, Schwestern und Pfleger – werden in der Ausbildung nicht allein gelassen: Für diese Berufsgruppen zahlen die Krankenkassen
und somit die Versichertengemeinschaft.

Seit Jahren machen sich die Apothekerkammern und -verbände des Landes dafür stark, die PTA-Ausbildung an bereits bestehende, öffentliche Berufskollegs zu verlagern. Für das gemeinsame Ziel werden die vier Apothekerorganisationen geschlossen und mit aller Entschlossenheit eintreten. Die Kampagnen-Website www.nrw-braucht-pta.de  bündelt alles Wissenswerte zum Thema, Fürsprecher können dort eine Online-Petition unterzeichnen. Auch über Facebook und Twitter informieren die Kammern und Verbände umfassend. Ein offener Brief an die Ministerpräsidentin, der am 12.02.2013 versandt wurde, kann hier eingesehen werden. Quelle: aknr.de

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