Hormone – Teil 7
MIT UNTERSTÜTZUNG ZUM WUNSCHKIND
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Der weibliche Zyklus unterliegt einer fein austarierten Steuerung. Gerät das komplexe Zusammenwirken der Hormone an einer Stelle aus dem Gleichgewicht, kann sich dies auf die Fertilität auswirken.
Mögliche Ursachen Besteht beispielsweise ein relatives Übergewicht an Androgenen , können Eizellreifung und Eisprung gestört beziehungsweise gehemmt sein. Folge sind Zyklusunregelmäßigkeiten bis zum gänzlichen Ausbleiben der monatlichen Blutung (Amenorrhö) – und natürlich ist dann auch das Eintreten einer Befruchtung erschwert oder unmöglich. Sofern die Störung mit Übergewicht einhergeht, wird als erstes eine Gewichtsreduktion empfohlen, denn auch im Fettgewebe werden Androgene gebildet.
Eine wichtige Ursache ist das sogenannte PCO-Syndrom (polyzystische Ovarien). Mithilfe von niedrig dosierten Glukokortikoiden versucht man hier, der Überproduktion an männlichen Hormonen gegenzusteuern. Beeinträchtigen können die Eierstockfunktion aber auch eine starke Gewichtsabnahme oder hohe, andauernde Belastungssituationen. Eine Gelbkörperschwäche ist eine weitere häufige Ursache für Sterilität oder wiederholte Fehlgeburten (Frühaborte). Nach dem Eisprung entwickelt sich das nun leere Eibläschen (Follikel) zum Gelbkörper (Corpus luteum), welcher das Gelbkörperhormon (Progesteron) produziert.
Unter dessen Einfluss wird das Endometrium aufgebaut: Die Gebärmutterschleimhaut ist nur dann für die Einnistung einer befruchteten Eizelle bereit, wenn sie – unter dem Einfluss von Progesteron – die richtige Dicke erreicht hat; Progesteron ist also für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft unabdingbar. Eine zu geringe Synthese kann durch die Gabe des Hormons in Kapselform, als Zäpfchen oder Gel ausgeglichen werden.
Auch Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) soll die Bildung des Gelbkörperhormons anregen. Frauen, die sanfte Methoden ausprobieren möchten, können es daher (bei Progesteronmangel) mit dem Extrakt versuchen. Überlieferungen schreiben auch Frauenmantel (Alchemilla) Eigenschaften zu, welche die Follikelreifung und den Aufbau des Endometriums günstig beeinflussen.
Methoden der Reproduktionsmedizin Man kann die – speziell aufbereiteten – Spermien zum Beispiel direkt in die Gebärmutter einbringen (intrauterine lnsemination (IUI). Eine andere viel verwendete Möglichkeit, die In-vitro-Fertilisation (IVF; Befruchtung im Reagenzglas), ist bei Infertilität verschiedener Genese anwendbar. Genau genommen handelt es sich nicht um eine „künstliche Befruchtung“, vielmehr verschmelzen männliche und weibliche Keimzelle genauso wie beim natürlichen Vorgang, nur außerhalb des Körpers.
HINTERGRUND
Für ungewollte Kinderlosigkeit trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs gibt es zahlreiche Gründe. Ein gutes Drittel führt man auf Störungen bei der Frau zurück, etwa ebenso oft sind es solche beim Mann, und der Rest ist keiner eindeutigen Ursache zuzuordnen. Neben organischen Problemen wie zum Beispiel Verwachsungen bei der Frau oder einer Varikozele (Hodenkrampfader) beim Mann können verschiedene hormonelle Ursachen zugrunde liegen.
Das Prinzip: In einem Reagenzglas werden die gewonnenen Eizellen und das Sperma zusammengebracht, um dort eine spontane Befruchtung zu ermöglichen. Gibt es zu wenig Samenzellen oder sind sie nicht gut beweglich, kann man ein Spermium auch direkt mittels einer sehr dünnen Pipette in die Eizelle einbringen (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion; ICSI).
Anstrengende Wochen Um die Chance auf einen Therapieerfolg zu erhöhen, wird in den meisten Fällen vorher die Tätigkeit der Eierstöcke künstlich angeregt, sodass mehrere Eizellen heranreifen. Diese ovarielle Stimulation geschieht mit Gonadotropinen (die Keimdrüsen stimulierenden Hormonen aus der Hirnanhangdrüse) in individueller Dosierung: Man gibt das follikelstimulierende Hormon (FSH), das für Reifung und Wachstum der Eizellen gebraucht wird und manchmal zusätzlich auch das luteinisierende Hormon (LH), dessen Anwesenheit für den Eisprung erforderlich ist.
Als Peptide müssen sie injiziert werden. Dies ist subkutan möglich und kann daher von den Frauen selbst durchgeführt werden – und zwar täglich, für circa 8 bis 14 Tage, je nachdem, wie rasch die Follikel wachsen. Meist wird zudem zwei Wochen vor der hormonellen Stimulation die natürliche Aktivität der Eierstöcke herunterreguliert (Downregulation), um zu verhindern, dass die Eizelle durch einen spontanen Eisprung für die Behandlung verloren geht. Dazu wird eine Depotspritze mit GnRH-Analoga gegeben, welche die Rezeptoren des Gonadotropin-Releasing-Hormons besetzen und so die Funktion der Hirnanhangdrüse vorübergehend auszuschalten.
Wird schließlich im Ultraschall festgestellt, dass genug Follikel in ausreichender Größe vorhanden sind, wird HCG injiziert, das humane Choriongonadotropin, das circa eineinhalb Tage später die Ovulation auslöst. Kurz bevor die Eizellen sich aus dem Follikel (Eibläschen) lösen, entnimmt der Arzt sie unter Ultraschallkontrolle. Nach erfolgter Befruchtung werden höchstens drei der befruchteten Eizellen oder Embryonen in die Gebärmutterhöhle eingesetzt (Embryotransfer). Mehr Zellen würden die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft erhöhen, mit Risiken für Mutter und Kinder.
ZUSATZINFORMATIONEN
Risiken der hormonellen Stimulation
Eine moderate Ankurbelung der Tätigkeit der Eierstöcke ist mit der Hormonbehandlung bezweckt; manchmal führt die Stimulation jedoch zu einer unerwünscht starken Überfunktion (Überstimulationssyndrom). Und während leichte Unterbauchbeschwerden in der Behandlungsphase als normal gelten, kann ein stärkeres Anwachsen der Ovarien mit stärkeren Beschwerden verbunden sein.
Die vermehrte Hormonproduktion ist mit einer erhöhten Gefäßdurchlässigkeit verbunden; Flüssigkeit und Eiweiß treten aus den Adern aus und sammeln sich im Bauchraum. Gleichzeitig steigt die Viskosität des Blutes. Das Syndrom bildet sich meist von selbst zurück, selten bewirkt das Eintreten der Schwangerschaft eine Verschärfung der Problematik. Im schlimmsten Fall kann es zu verschiedenen schweren Komplikationen kommen: Thrombosen, Lungenembolie, Nierenversagen! Ist dies absehbar, werden die befruchteten Eizellen eingefroren, um sie zu einem späteren Termin – eventuell auch ohne erneute Stimulation – einzusetzen.
Sowohl auf den Befruchtungsvorgang selbst – Ausnahme: ICSI - als auch auf das Einnisten hat die Medizin keinen Einfluss; auch wer medizinische Unterstützung sucht, muss sich daher auf eine lange Zeiten des Hoffens, Wartens und auch der Enttäuschung einstellen - sowie auf finanzielle Belastungen. Die Erfolgsrate sinkt mit zunehmendem Alter der Frau.
Hier finden Sie die anderen Teile der Artikelreihe:
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/14 ab Seite 98.
Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)