Ein eingeschränktes Essverhalten, so wie es beim Intervallfasten der Fall ist, wirkt sich laut einer Studie positiv auf die Gesundheit aus. © StephanieFrey / iStock / Getty Images Plus

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MIT INTERVALLFASTEN GEGEN DIABETES & CO.

Es ist in aller Munde und erfreut sich großer Beliebtheit: das Intervallfasten. Das eingeschränkte Essverhalten scheint einer neuen Pilotstudie zur Folge nicht nur eine gute Abnehmmethode zu sein, sondern wirkt sich demnach positiv auf die Entwicklung von Diabetes und Co. aus.

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Man liest davon in vielen Zeitungen, es gibt Gesundheitssendungen darüber im Fernsehen – ja man könnte sagen, dass Intervallfasten genießt derzeit eine große Popularität. Der Erfolg des Intervallfastens hat aber auch eine wissenschaftliche Grundlage, denn Studien haben gezeigt, dass die Nahrungsaufnahme innerhalb eines bestimmten Zeitfensters letztlich zu einer Gewichtsreduktion und zu einer Verbesserung der allgemeinen Gesundheitswerte führt. Unter Forschern besteht die Annahme, dass der Effekt darauf begründet ist, dass eine zeitliche Essenseinschränkung den individuellen Tagesrhythmus stärkt. Im Umkehrschluss stören wiederum unregelmäßige Essgewohnheiten das System und dies kann dann zu der Entwicklung von Übergewicht und Stoffwechselstörungen führen.

Bislang ist es innerhalb der Studienlandschaft allerdings so, dass der Effekt des Intervallfastens meist an gesunden Menschen und Mäusen durchgeführt wurde. Daher haben Pam Taub und ihr Team von der University of California in San Diego das Ganze nun spezialisiert und eine Probandengruppe ausgewählt, die unter dem metabolischen Syndrom leiden. Dies ist gekennzeichnet durch Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Fettstoffwechselstörungen und eine gestörte Glukosetoleranz, was wiederum als Hauptursache für Diabetes Typ-2 angesehen wird. Das Problem hat einen sehr großen Verbreitungssektor, denn in den USA beispielsweise ist etwa ein Drittel der Bevölkerung betroffen. „Wenn bei jemandem ein metabolisches Syndrom diagnostiziert wurde, ist schnelles Eingreifen nötig, um problematische Folgen abzuwenden. Denn Betroffene weisen ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Diabetes, Herzerkrankungen und Schlaganfällen auf“, so Taub.

Normalerweise ist es so, dass Betroffenen als Maßnahme Sport, Abnehmen und eine gesündere Ernährung empfohlen wird. Doch eine solche Empfehlung kann eine Vielzahl der Betroffenen aus verschiedensten Gründen nicht umsetzen. „Es ist sehr schwierig, sie dazu zu bringen, dauerhafte und sinnvolle Änderungen vorzunehmen“, erklärt der Wissenschaftler. Daher ist es von entscheidender Bedeutung Methoden zu entwickeln, die eine bessere Akzeptanz unter den Betroffenen haben. Aus diesem Grund haben die Forscher nun das Potenzial des Intervallfastens unter die Lupe genommen. Ein Zeitfenster von zehn Stunden war für die Forscher günstig, da sich dieser Zeitraum bereits in früheren Studien positiv gezeigt hatte, Betroffene die Situation ernst nehmen und am Ball bleiben.

Im Untersuchungsprofil bleibt festzuhalten, dass insgesamt 19 Probanden mit einem metabolischen Syndrom teilnahmen. Das Ess- und Trinkverhalten lag täglich in einem Zeitraum von 14 oder mehr Stunden - vom morgendlichen Kaffee mit Zucker und Sahne bis zum nächtlichen Snack vor dem Zubettgehen. Die Aufgabe der Teilnehmer war es nun, für drei Monate das Zeitfenster der Nahrungsaufnahme auf lediglich zehn Stunden zu begrenzen. Ansonsten gab es keine Einschränkungen: „Wir haben unseren Probanden gesagt, dass sie frei wählen können, was sie essen und wann sie ihre Mahlzeiten einnehmen, solange sie in dem 10-Stunden-Fenster bleiben“, so Co-Auto Satchidananda Panda vom Salk Institute for Biological Sciences in La Jolla. Als unterstützende Maßnahme verwendeten die Probanden eine Smartphone-App, um die Essenszeiten zu protokollieren. Des Weiteren wurde Geräte eingesetzt, die das Schlaf- und Wachmuster erfassten und den Glucosespiegel kontrollierten. Außerdem wurden Blutdruck- und Cholesterinwerte festgehalten.

Innerhalb der Studie wurde deutlich, dass sich nahezu alle Probanden an das Konzept hielten: „Wir haben festgestellt, dass sie sich meist dazu entschlossen, später als üblich etwa zwei Stunden nach dem Aufwachen zu frühstücken und schon etwa drei Stunden vor dem Schlafengehen zu Abend zu essen“, erklärt Panda. Eine solche Verhaltensänderung hat sich anscheinend dauerhaft positiv ausgewirkt, denn nach den drei Monaten war das Gewicht um durchschnittlich drei Kilo geschrumpft. Zudem konnte eine Verbesserung der Blutzuckerwerte, eine Senkung des Cholesterinspiegels und der Blutdruckwerte festgestellt werden. Es gab sogar Teilnehmer, die ihre Medikamenteneinnahme senken oder sogar absetzen konnten.

Doch das war noch nicht alles, denn es zeigten sich weitere positive Effekte. Die meisten Probanden hatten einen deutlich besseren Schlaf und die Hälfte von ihnen verspürte mehr Energie. Ebenfalls leichter viel es ihnen, den Plan zu befolgen, da sie auf Kalorienzählen verzichten und auch kein Trainingsprogramm starten mussten. Die Wissenschaftler berichteten, dass mehr als zwei Drittel der Probanden das Konzept auch nach Beendigung der Studie weiter durchzogen.

Nun wurde von den Forschern bereits eine Anschlussstudie gestartet, um die Effekte zu bestätigen und weitere Details zu untersuchen. Im Anschluss machten sie noch einmal deutlich, wie wichtig das Potenzial einer Strategie im Kampf gegen das metabolische Syndrom ist. Im Hinblick auf die USA sagt Panda: „Durch die Verzögerung des Ausbruchs von Diabetes um nur ein Jahr bei einer Million Menschen könnten etwa 9,6 Milliarden US-Dollar an Gesundheitskosten eingespart werden.“

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de



Originalpublikation
: Cell Press, Fachartikel: Cell Metabolism, doi: 10.1016/j.cmet.2019.11.004

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