Arzneimittelversorgung | 3D-Druck
MEDIKAMENTE EINFACH AUSDRUCKEN
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Tatsächlich veröffentlichten Forscher im Magazin „Science“ nun eine Methode, um eine Miniatur-Arzneimittelfabrik durch ein entsprechendes 3D-Druckverfahren herstellen zu lassen, das dann im Bedarfsfall Medikamente produzieren kann. Klingt fantastisch, wurde aber in einer einfacheren Version schon durchgeführt: 2016 ließ die US-Arzneimittelbehörde FDA mit dem Antiepileptikum Spritam das erste aus dem Drucker stammende Arzneimittel zu. Dabei liegen alle nötigen Wirk- und Hilfsstoffe vor, der Drucker produziert dann nur noch die Tabletten entsprechend der Einstellung in individueller Dosierung.
Die neue Methode der Glasgower Wissenschaftler geht aber noch einen Schritt weiter. In einem ersten Verfahren werden durch den 3D-Druck Kartuschen hergestellt, die als Mini-Reaktoren und Syntheseorte für die verschiedenen Schritte der chemischen Reaktion zur Herstellung des Wirkstoffs und der weiteren Inhaltsstoffe dienen. Eine neu entwickelte Software identifiziert dazu alle nötigen chemischen Prozesse und Parameter wie Reaktionszeit, Temperatur, benötigtes Volumen und Druck. Die Synthese wird in einen Arbeitsprozess übersetzt und schließlich in Form einer detaillierten Druckanleitung auf die Kartuschen übertragen. In den Plastikkartuschen finden im Anschluss nach und nach alle Reaktionsschritte zur Synthese statt, bis am Ende der fertige Wirkstoff rauskommt. Aktuell werden die Kartuschen aus Polypropylen hergestellt. Aufgrund seiner inerten Eigenschaften wäre Glas zwar besser geeignet, zurzeit fehlt aber noch das nötige Know-How, um auch mit Glas drucken zu können. Das Team um Philipp J. Kitson konnte die Methode aber bereits mit guter Ausbeute an den Wirkstoffen Baclofen, Lamotrigin und Zolimidin erfolgreich testen.
Zum einen wollten die Wissenschaftler mit ihrem Projekt die breite Anwendung der 3D-Druckmethodik in der Chemie vorantreiben. Zum anderen stellen die Mini-Pharmafabriken aber auch eine kostengünstige und flexible Maßnahme zur Herstellung individualisierter Medikamente vor Ort dar. Beispielsweise bei Lieferengpässen wären Krankenhäuser oder Arztpraxen in der Lage, ihren Arzneistoffbedarf vorübergehend zu decken. Auch abgeschiedene Orte oder solche mit schlechter Infrastruktur könnten von der neuen Methode profitieren.
Farina Haase,
Volontärin, Apothekerin
Quelle: www.spiegel.de