Autoimmunerkrankungen | Impfung
KEIN HINWEIS BEI MULTIPLE SKLEROSE GEFUNDEN
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Die chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems kann in jedem Alter auftreten. Häufig beginnt sie um das 30. Lebensjahr. Aber wie kommt es eigentlich zu dieser Erkrankung? Gibt es Einflussfaktoren, wie beispielsweise Impfungen, die eine Rolle spielen? Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) sind dieser Frage auf den Grund gegangen und haben hierfür die Daten von mehr als 200 000 Personen, etwa 12 000 davon sind MS-Patienten, und ihr Impfverhalten untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass diejenigen, die an MS erkrankt sind, sich rund fünf Jahre vor der Diagnose statistisch seltener haben impfen lassen als Menschen ohne MS. Bei der Untersuchung ging es um Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken, Mumps, Masern, Röteln und Windpocken, das Humane Papilloma Virus (HPV), Hepatitis A und B, FSME und Influenza. Vor allem bei den letzten drei fiel der Effekt deutlich auf.
„Die Ursachen kennen wir noch nicht“, erklärt Erstautor Alexander Hapfelmeier ein. „Vielleicht nehmen Menschen lange vor ihrer Diagnose die Krankheit wahr und verzichten deshalb auf zusätzliche Belastungen für das Immunsystem. Solche Effekte zeigen sich auch in unseren Daten. Oder die Impfung hat einen protektiven Effekt und hält das Immunsystem von Attacken gegen das Nervensystem ab.“ Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass sich aufgrund von Impfungen die Wahrscheinlichkeit erhöht, an MS zu erkranken oder das Auftreten eines ersten MS-Schubs zu erhöhen.
Die Wissenschaftler gingen noch einen Schritt weiter und schauten sich auch den statistischen Zusammenhang vom Impfverhalten bei anderen Autoimmunerkrankungen an. Auch bei Schuppenflechten- und Morbus-Crohn-Patienten sah das Impfverhalten fünf Jahre vor Diagnoseerstellung ähnlich aus. „Die Ergebnisse sind nicht allein auf eine chronische Krankheit zurückzuführen, sondern ein MS-spezifisches Verhalten“, so Studienleiter Hemmer. „Auch aus anderen Studien wissen wir, dass MS-Erkrankte lange vor der Diagnose in ihrem Verhalten und ihrer Krankengeschichte auffällig sind.“ Beispielsweise litten sie häufiger an psychischen Erkrankungen und bekämen seltener Kinder. „All das macht deutlich, dass die MS lange vor den neurologischen Symptomen da ist“, so die Schlussfolgerung des Neurologen. „Wir müssen geeignete Marker finden, um sie früher zu diagnostizieren. Das sehen wir als eine unserer wichtigsten Aufgaben“, erklärt er.
Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion
Quelle: Pharmazeutische Zeitung
Originalpublikation: DOI: 10.1212/WNL.0000000000008012