Eine Barista bereitet an einer großen Siebträgermaschine einen Espresso zu.© Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus
Wenn Espresso die Gesundheit fördert, ist Barista dann ein pharmazeutischer Beruf?

Kaffee

KANN ESPRESSO DEMENZ VERHINDERN?

Kaffee, der kleine braune Muntermacher, er erstaunt die Wissenschaft immer wieder. Nach einer neuen Studie kann Espresso sogar die Bildung von Tau-Fibrillen verhindern – und damit auch die Entstehung der Alzheimer-Krankheit.

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Carl Gottlieb Hering, ein deutscher Musikpädagoge, komponierte um 1800 den bekannten Kanon „C-A-F-F-E-E / trink nicht so viel Kaffee“. Er ging damals davon aus, dass zu viel davon krank und blass mache. Ungefähr 50 Jahre früher hatte der schwedische König Gustav III. sogar versucht zu beweisen, dass Kaffee giftig sei. Er begnadigte damals zwei zum Tode verurteilte Häftlinge, nachdem sie einwilligten, täglich Kaffee beziehungsweise Tee zu trinken und ging fest von ihrem baldigen Ableben aus. Die Verurteilten überlebten dann sowohl den König als auch den beobachtenden Arzt. Man kann also sagen, dass das Experiment schief ging.

Der Nimbus des schädlichen Nervengiftes hielt sich lange. Bis die Wissenschaft immer neue Entdeckungen machte: Kaffee macht nämlich weder blass noch krank, außer, man übertreibt es mit dem Konsum. Im wässrigen Extrakt des Samens der Kaffeepflanze befinden sich psychotrope Substanzen, zum Beispiel das Koffein, das als Stimulans wirkt. Eine Menge von drei bis vier Tassen pro Tag soll die Lebensspanne verlängern und das Herz schützen. Doch der Sud kann noch mehr.

Arabica und Robusta killen die Fibrillen

Nun haben sich Forscher der Universität Verona wiederum des Espressos angenommen, da sie vermuteten, dass dessen Inhaltsstoffe bestimmte Mechanismen im Gehirn verhinderten. Es mag Zufall gewesen sein, dass diese Forscher Italiener waren, vielleicht aber auch nicht – jedenfalls haben sie ihrem Nationalgetränk damit einen sehr positiven Dienst erwiesen.

Espresso, also eine Mischung aus Arabica- und Robusta-Kaffee, kann offenbar die Bildung von Tau-Fibrillen verhindern. Das ist eine der beiden Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn, die die Krankheit Alzheimer verursachen. Die andere sind Beta-Amyloid-Plaques, die sich zwischen den Nervenzellen ablagern. Die mikroskopisch kleinen Eiweißfasern, denen der griechische Buchstabe tau (τ) ihren Namen gab, lagert sich hingegen in den Zellen ab, was zuerst zur Funktionsstörung und dann zu deren Zerstörung führt.

In ihrem Experiment konzentrierten sich die Forscher vor allem auf vier im Espresso enthaltene Substanzen:

  • Koffein,
  • Trigonellin,
  • Genistein und
  • Theobromin (das auch in Schokolade vorkommt).

Wie Kaffee Hirnzellen vor Alzheimer schützt

Im Laborversuch brachten sie die einzelnen Inhaltsstoffe sowie den gesamten Espresso-Extrakt im Reagenzglas mit bereits krankhaft veränderten Tau-Proteinen zusammen. Dabei zeigte sich, dass sowohl bei Koffein als auch bei Genistein und auch beim Espresso-Extrakt die Fibrillen kürzer wurden und keine größeren Fasern mehr bildeten. Die verkürzten Fasern waren zudem auch nicht mehr für die Zelle schädlich. Am stärksten war der Effekt bei dem Espresso-Extrakt.

Sollte Espresso auch gegen die Entstehung von Parkinson wirken?

Die Forscher zeigten sich geradezu euphorisch, drückten sich natürlich aber wissenschaftlich korrekt aus: „Basierend auf der Bioverfügbarkeit von Kaffeebestandteilen im Gehirn und auf den Ergebnissen unserer Studie gehen wir davon aus, dass moderater Kaffeekonsum eine ausreichende Menge an bioaktiven Molekülen liefern kann, um separat oder synergistisch als Modulatoren der Tau-Protein-Aggregation und -Toxizität zu wirken“.

Die Studie liefere also Beweise, dass Espresso eine Quelle natürlicher Verbindungen sei, die vorteilhafte Eigenschaften bei der Linderung von Tau-bedingten Pathologien aufweisen. Daher sei die Studie auch eine wichtige Grundlage für die Behandlung so genannter Taupathien: also neurodegenerative Erkrankungen, bei denen es zur Ablagerung eben dieser Proteine kommt, zu denen neben Alzheimer auch die Parkinson-Erkrankung zählt.

Was Kaffee noch kann

Ganz zum Schluss wiesen die Studienautoren außerdem darauf hin, dass bereits einige wissenschaftliche Arbeiten in der Vergangenheit vorteilhafte gesundheitliche Auswirkungen gezeigt hätten – so zum Beispiel bei Krebs oder bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes.

Von vielen verschiedenen Stoffen in Kaffee sind positive Eigenschaften bei der Linderung von Krankheitssymptomen wie kognitiver Störungen oder Störungen der Gedächtnisleistungen bekannt. Nicht bekannt ist, ob die Forscher zum erfolgreichen Abschluss ihrer Studie miteinander ein Tässchen Espresso tranken.

Quelle: Focus

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