Antibiotika | Einnahmehinweise
IST DIE GANZE PACKUNG ZUVIEL?
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Jede PTA gibt es dem Kunden mit auf den Weg, wenn der ein Rezept mit einem Antibiotikum einlöst: Bitte die verordnete Packungsgröße aufbrauchen, auch wenn man sich nach der Hälfte schon völlig gesund fühlen sollte. Ärzte und medizinisches Personal wissen dabei auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hinter sich, die dasselbe empfiehlt. Doch nun stellen britische Infektionsexperten die bisherige Praxis im Fachmagazin „British Medical Journal“ in Frage: Es gäbe keinerlei Beweis dafür, dass eine kürzere Antibiotika-Behandlung die Gefahr resistenter Bakterien vergrößere. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall: „Antibiotika länger einzunehmen als notwendig erhöht das Risiko von Resistenzen“ zitiert die Tageszeitung „Die Welt“ die Studie.
Das widerspricht der bisherigen Leitlinie, die genau andersherum lautet. Das Argument dahinter: Bei einem vorzeitigen Ende der Behandlung können nicht alle Bakterien abgetötet und damit die Bildung resistenter Keime gefördert werden. Doch dafür gäbe es einfach keinen Beweis, hält der Infektionsexperte Martin Llewelyn von der Brighton and Sussex Medical School dagegen. Er und seine Kollegen meinen, dass auch eine kürzere Behandlung mit Antibiotika in manchen Fällen effektiv sei. Peter Openshaw, Vorsitzender der britischen Gesellschaft für Immunologie, formuliert es vorsichtig: „Möglicherweise sollten Antibiotika nur verwendet werden, um die Bakterienlast auf ein Level zu bringen, mit dem das menschliche Immunsystem umgehen kann. In bestimmten Fällen, etwa einer Tuberkulose, ist das aber anders.“
Das Hauptargument von Llewelyn und Kollegen ist: bei einer längeren Behandlung mit Antibiotika könnten eigentlich harmlose Bakterien im menschlichen Körper oder auf der menschlichen Haut Resistenzen entwickeln. Je länger die Medikamenten-Einnahme andauere, desto stärker sei dieser Effekt. Und das ist nun mal nicht im Sinne des Erfinders. Die Forscher empfehlen deshalb, die Empfehlungen für die Antibiotika-Einnahme generell zu überarbeiten.
Alexandra Regner, PTA/Redaktion