© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Interview

„ICH SPÜRE DIE DANKBARKEIT MEINER KUNDEN.“

Mariann Freund ist PTA und hat sich auf Schüßler-Salze und Homöopathie spezialisiert. Sie besitzt einen zweiten Berufsabschluss als Heilpratikerin. Zusätzlich schult sie andere PTA.

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Wie kamen Sie auf die Idee, sich in diese Richtung weiterzubilden?
Ich interessiere mich schon lange für Naturheilkunde und speziell für die Homöopathie. Es ist wahnsinnig faszinierend, dass man mit natürlichen Mitteln so eine gute Wirkung erzielen kann. Gerade bei Kindern und auch in der Schwangerschaft, wo nur wenige Medikamente eingesetzt werden dürfen, werden mit homöopathischen Mitteln viele Beschwerden wie Erkältung oder Übelkeit gut gelindert. Inzwischen habe ich so viel Praxiserfahrung gesammelt und empfinde die Naturheilkunde, die Therapie mit Schüßler-Salzen und Homöopathie als eine so große Bereicherung in der Apotheke, dass ich es auch gerne anderen PTA vermitteln möchte. Deshalb arbeite ich auch als Referentin.


Wie läuft die Ausbildung ab?

Ich persönlich habe nach mehreren Abendseminaren und Online-Schulungen dann einmal eine „richtige“, für den Apothekenalltag geeignete Ausbildung gemacht, die auch mit einem IHK-Zertifikat (Industrie- und Handelskammer) endet – die Ausbildung zur Homöopathie-PTA IHK und auch zur Schüßler-PTA IHK. Die Ausbildungen laufen ganz problemlos neben dem normalen Beruf ab. An zwei beziehungsweise drei Wochenenden darf man die Schulbank drücken. Bei der Homöopathie-PTA IHK werden an zwei Wochenenden von Freitag bis Sonntag die Grundlagen der Homöopathie vermittelt, aber auch alle möglichen Krankheitsbilder. Dann folgt noch ein Zwei-Tages-Modul. Hier haben wir das DHU-Werk und deren Arzneimittelgarten besichtigt und die Prüfung abgelegt. Anschließend vertieft man sich in Praxisbeispiele. Die Ausbildung zur Schüßler-PTA IHK besteht aus einem Wochenende, an dem die zwölf Basissalze sehr intensiv besprochen werden. Auch Wissen über die Ergänzungssalze wird vermittelt und in die Antlitzanalyse hineingeschnuppert. Hier haben wir auch schon geübt, wie man den Kunden befragen muss, um das richtige Schüßler-Salz herauszufinden. Im zweiten Modul gab es wieder zwei Tage mit Werksbesichtigung, einem Prüfungsteil und Praxisbeispielen. Besondere Voraussetzungen braucht man für diese Weiterbildung nicht – nur ein lebendiges Interesse, das wäre gut. Langweilig wird es nicht, auch wenn man schon Vorkenntnisse hat. Für die Prüfung muss man schon lernen, aber es ist nicht vergleichbar mit dem PTA-Examen oder meiner Heilpraktiker-Abschlussprüfung.

Was sind im Wesentlichen die Inhalte dieser Ausbildungen?
Natürlich muss man erst mal die Grundlagen lernen. Wie funktioniert eigentlich Homöopathie? Im Anschluss daran werden ganz viele verschiedene homöopathische Mittel besprochen. Man lernt die wichtigsten Arzneimittelbilder kennen. Alle praxisrelevanten Aspekte sind auf die Erfordernisse der Apothekenberatung abgestimmt. Wir haben auch gelernt, wie homöopathische Arzneimittel dosiert werden und wie man sie kombinieren kann. Ich hatte während der Ausbildung einige Aha-Momente. Bei manchen der besprochenen Arzneimittelbilder sind mir sofort Personen eingefallen, die genau dieses Mittel benötigen. Bei der Schüßler-Salze-Ausbildung ist es ganz ähnlich. Auf die Grundlagen aufbauend werden die zwölf Basissalze behandelt, ihre Dosierung und wie die verschiedenen Kuren zusammengesetzt sind. Aspekte der Antlitzanalyse nach Schüßler und viele Praxisbeispiele runden das Ganze ab.

Was kostet die Ausbildung? Sind Sie dabei von der Apotheke unterstützt worden?
Ich habe das Glück, dass mein Chef uns als Mitarbeiter in unseren Weiter- und Fortbildungen unterstützt. In Sachsen haben wir ein Förderprogramm von der Sächsischen Aufbaubank, die auch Weiterbildungen unterstützt. Dort habe ich den Antrag auf Unterstützung gestellt und damit finanzierten sich meine Weiterbildungen aus einer Kombination aus Förderung vom Land Sachsen und meinem Arbeitgeber. Persönlichen Einsatz und Zeit muss man natürlich trotzdem investieren. Ganz konkret belaufen sich die Kosten für die Fortbildung zur Homöopathie-PTA auf 1150 € zuzüglich der Prüfungsgebühren von 120 € für die IHK-Prüfung. Die Ausbildung zur Schüßler-​PTA kostet 750 € zuzüglich der 120 € für die Prüfung. Das Gute an der Prüfung durch die IHK ist, dass man am Ende ein richtiges Zertifikat in der Hand hält. Diese Weiterbildungen sind nämlich unabhängig von den Firmen.

VITA

Mariann Freund absolvierte eine Ausbildung zur PTA am Beruflichen Schulzentrum für Gesundheit und Soziales in Dresden und legte 2000 ihr Examen ab. Seitdem arbeitet sie in der öffentlichen Apotheke. Seit 2006 ist sie auch Heilpraktikerin und seit 2011 betreibt sie eine eigene Heilpraxis. Mittlerweile ist sie Referentin für die DHU und den Seminaranbieter Semedi im Bereich Homöopathie und Schüßler-Salze.

Was bringt die Ausbildung für die Arbeit in der Apotheke?
Ganz ehrlich, ich könnte mir ein Leben ohne „meine“ Homöopathie oder Schüßler-Salze nicht mehr vorstellen. Das schöne Gefühl weiterzuhelfen, das habe ich nun jeden Tag, wenn ich in der Apotheke am HV-Tisch stehe. Inzwischen kommen nicht immer nur einfache Fragen über Husten und Schnupfen, sondern auch Fragen zu Problemen, mit denen sich der Kunde schön länger plagt und bei denen schon einiges erfolglos probiert wurde. Und es gibt auch immer mehr Kunden, die nicht sofort schulmedizinisch behandelt werden möchten und dann kann man alternativ beraten. Manchen Kunden sieht man förmlich die Begeisterung an, wenn sie die Apotheke verlassen.

Dadurch, dass sie viele gezielte Fragen beantworten mussten und alternative Präparate angeboten bekommen, sehen sie, dass hier in der Apotheke ein hohes Fachwissen vorhanden ist und man sich wirklich mit ihren Problemen und Beschwerden auseinandersetzt. Das erzeugt auf lange Sicht eine gute Kundenbindung. Inzwischen habe ich wöchentlich Kunden, die mir sagen, ich hätte ihnen doch damals schon geholfen oder ich hätte der Nachbarin geholfen, und die hätte ihnen nun empfohlen, in diese Apotheke zu gehen, um sich homöopathisch beraten zu lassen. Und nicht zuletzt sind meine Kolleginnen erleichtert, wenn sie so manchen schwierigen Fall an mich abgeben können. Manchmal kommt die Schulmedizin einfach nicht weiter. Und dafür bin ich dann da!

Was bringt Ihnen persönlich dieses Wissen? Verdienen Sie dadurch auch mehr?
Ich habe den Beruf der PTA erlernt, weil ich anderen helfen wollte und nicht um nur Paracetamol oder Ibuprofen abzukassieren. Durch meine Weiterbildungen kann ich sehr intensive Beratungsgespräche führen, was meiner Arbeit einen tiefen Sinn verleiht und außerordentlich befriedigend ist. Nein, ich verdiene nicht mehr Geld als die anderen PTA bei uns in der Apotheke. Aber mein Chef hat in meine Weiterbildung investiert und ich arbeite jetzt in dem Bereich, für den ich ausgebildet wurde und worin mein Interesse besteht.

Momentan wird die Homöopathie in den Medien häufig angegriffen und als Scharlatanerei abgetan. Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen und welches Feedback bekommen Sie von Ihren Kunden?
Ich weiß um diese medialen Angriffe. Meine persönlichen Erfahrungen und die meiner Patienten sprechen eine andere Sprache. Es muss das Mittel richtig gewählt werden und auch die Länge der Einnahme muss gut überlegt sein. Denn was über Jahre gekommen ist, geht nicht von heute auf morgen weg. Dafür muss auch der Kunde sensibilisiert werden, denn sonst ist eine Enttäuschung vorprogrammiert. Ich persönlich gehe in der Apotheke damit so um: Ist jemand für alternative Heilmethoden aufgeschlossen, kann ich ein homöopathisches Mittel oder ein Schüßler-Salz empfehlen.

Formuliert der Kunde eine Abwehrhaltung, wie: „Daran glaube ich nicht!“, dann versuche ich auch nicht zu missionieren, sondern wähle aus der Schulmedizin aus. Auf Diskussion lasse ich mich auf jeden Fall nicht ein. Ich weiß, dass Naturheilverfahren ihren berechtigten Platz in der Medizin haben. Nur weil ein Kunde sein Aha-Erlebnis noch nicht hatte, brauchen wir in der Apotheke nicht zu streiten. Totale Ablehnung kommt erfahrungsgemäß aber eher selten vor.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER SCHULE 2019 auf Seite 16.

Das Interview führte Sabine Breuer

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