Hormone | Sättigung
DAS GEHEIMNIS VON SEKRETIN
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Erwachsene Menschen besitzen vor allem weißes Fett. Es sitzt an Oberschenkeln, dem Bauch und dem Po. In diesem Gewebe speichert der Körper Triglyceride, um sie bei Bedarf zu spalten und so Energie zu gewinnen. Die zahlreichen Fetttröpfchen lassen es als gelblich-weiße Masse erscheinen.
Braunes Fett findet man hingegen bei Neugeborenen, ältere Menschen haben nur wenig davon im Nacken und Brustkorb. Die dunkle Farbe erhält das Gewebe durch die zahlreichen Mitochondrien, die sich darin befinden. Bei der sogenannten zitterfreien Thermogenese wandeln die kleinen Zell-Kraftwerke Nahrungsenergie in Wärme um und halten so die Körpertemperatur aufrecht. Junge, schlanke Menschen haben mehr braunes Fett als alte, mehrgewichtige. Einer Studie zufolge kann man den Anteil an braunem Fett durch Kälte erhöhen.
Was hat es mit Sekretin auf sich?
Nehmen wir eine Mahlzeit zu uns, gibt der Darm das Hormon Sekretin in den Blutkreislauf ab. In der Bauchspeicheldrüse kurbelt es dann die Produktion von Verdauungssäften an. Forschende der Technischen Universität München (TUM) und des finnischen Forschungsinstituts Turku PET-Center fanden nun heraus, dass auch das braune Fettgewebe Sekretin-Rezeptoren besitzt. Wissenschaftlerin Sanna Laurila erklärt:
„Das deutet darauf hin, dass Sekretin auch das braune Fett beeinflusst. Sekretin-Infusionen steigerten in unseren Studien nicht nur die Glucoseaufnahme im braunen Fettgewebe, sondern erhöhten auch den Energieverbrauch im ganzen Körper.“
Die Glucoseaufnahme der Fettzellen stieg um 57 Prozent, der Gesamt-Energieverbrauch um 2 Prozent.
Energieverbrauch steigt, Appetit sinkt
Doch das Hormon kann noch mehr. In einem Humanexperiment zeigten die Wissenschaftler, dass Sekretin auch im Gehirn wirkt. Die Magnetresonanztomographie zeigte, dass Sekretin das Belohnungssystem drosselt. Um das zu messen, zeigten die Forschenden ihren Probanden (gesunden Männern mit Gewicht im Normbereich) Fotos von verführerischen Speisen.
Einige hatten zuvor intravenös Sekretin erhalten, die Kontrollgruppe ein Placebo. Ein Fragebogen ergab, dass die Verumgruppe weniger Lust hatte zu essen. Bei ihrer nächsten Mahlzeit nahmen sie zwar genauso viele Kalorien zu sich wie die Kontrollgruppe, aßen im Schnitt aber 39 Minuten später.
Wie kann man das nutzen?
Martin Klingenspor, Professor für Molekulare Ernährungsmedizin an der TUM, folgert: „Diese Studie unterstreicht die funktionelle Bedeutung des menschlichen braunen Fettes bei der Kontrolle der Energiebilanz, da es sowohl die Nahrungsaufnahme als auch den Energieverbrauch beeinflusst.“ Seine finnische Kollegin Professorin Pirjo Nuutila ergänzt, dass der Mensch eine geringe Menge an braunem Fett habe, deshalb seien die Stoffwechselvorteile wahrscheinlich nicht allein auf einen erhöhten Energieverbrauch zurückzuführen. Der verminderte Appetit spiele eine große Rolle.
„Dass das Hormon Sekretin die Sättigung beim Menschen beeinflusst, kann einer der Gründe für die vorteilhaften metabolischen Effekte des braunen Fettes sein.“
Das könnte Menschen helfen, die ihr Gewicht reduzieren möchten, am metabolischen Syndrom oder Typ 2-Diabetes leiden. Hierzu muss nun weiter geforscht werden.
Quellen:
https://idw-online.de/de/news771233
Sanna Laurila et al.: „Secretin Activates Brown Fat and Induces Satiation“, Nature Metabolism, 21. Juni 2021. https://www.nature.com/articles/s42255-021-00409-4