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PTA-Fortbildung 01/13

HOMÖOPATHIE

Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts rief Samuel Hahnemann mit diesem Leitsatz die Homöopathie ins Leben. Bis heute schwören viele Patienten auf seine Lehre.

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Die Homöopathie ist ein sanftes, ganzheitliches und gut verträgliches Heilverfahren. Sie wird von vielen Patienten und Ärzten als Alternative oder Ergänzung zur Schulmedizin geschätzt. Übersetzt bedeutet Homöopathie „ähnliches Leiden” .

Homöopathische Arzneimittel sind apothekenpflichtig und haben daher für PTA und Apotheker im Beratungsgespräch eine große Bedeutung. Verordnung, Herstellung und Prüfung weichen von klassischen Medikamenten ab. Bezüglich ihrer Wirksamkeit gibt es kontroverse Ansichten. Zahlreiche Patienten haben mit den hochverdünnten Wirkstoffen gute Heilerfolge erzielt. Dennoch existieren keine wissenschaftlich abgesicherten Nachweise für die Effekte.

Wie alles begann Vor mehr als 200 Jahren führte der deutsche Arzt Samuel Hahnemann (1755 bis 1843) einen Selbstversuch mit Chinarinde durch, die man damals zur Behandlung der Fieberanfälle bei Malaria nutzte. Durch sein Experiment erhoffte er sich, Informationen über den Wirkmechanismus des Arzneimittels zu erlangen. Obwohl er gesund war, nahm er die Substanz eine Zeit lang zweimal täglich ein. Es traten malariaähnliche Beschwerden wie Zittern, Herzklopfen oder Abgeschlagenheit auf, die verschwanden, als er seine Anwendung beendete.

Der Chinarindenversuch gilt als Geburtsstunde der Homöopathie, da er das Ähnlichkeitsprinzip belegte. Auch die Prüfung am Gesunden, in diesem Fall an Hahnemann selbst, gehört bis heute zu den Regeln des Naturheilverfahrens. Im Laufe seines Lebens führte der deutsche Arzt weitere Untersuchungen an sich, seiner Familie und seinen Mitarbeitern durch. Er dokumentierte die Ergebnisse der Versuche präzise, um sie zur Behandlung verschiedener Erkrankungen zu nutzen.

Simileprinzip Nach der Ähnlichkeitsregel (Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt, lateinisch similia similibus curentur) kann dieselbe Substanz, die beim Gesunden bestimmte Beschwerden hervorruft, ähnliche Symptome bei Kranken heilen, wenn man die Wirkstoffe potenziert gibt. Dieser Leitsatz kennzeichnet die Homöopathie bis heute. Der Mechanismus beruht auf einer Reizregulation, bei der durch das verdünnt verabreichte Arzneimittel ein Anstoß gegeben wird. Die Selbstheilungskräfte des Körpers werden aktiviert und der Organismus reagiert mit der Überwindung der gesundheitlichen Probleme.

Je weniger umso stärker Homöopathische Arzneimittel sind pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs. Sie liegen in unterschiedlichen Stärken (Potenzen) vor. Im Unterschied zu anderen Heilmethoden geht die Lehre Hahnemanns davon aus, dass die Wirkung einer Arznei umso stärker ist, je öfter sie potenziert wurde, also je weniger stoffliche Materie im Produkt enthalten ist.

KONSTITUTIONSBEHANDLUNG
Darunter versteht man die komplette Betrachtung des Menschen. Die Behandlung betrifft nicht nur einzelne Organe, sondern man wirkt auf den Organismus als Ganzes ein. Der Mensch soll „von Grund auf” therapiert werden. Aus homöopathischer Sicht ist dies nötig, wenn eine chronische Erkrankung vorliegt oder die vorherrschende Lebenssituation eine entsprechende Maßnahme erfordert. Nach einer ausführlichen Anamnese wählt der Therapeut das passende Konstitutionsmittel aus. Anschließend bestimmt er die Potenz und die Dosierung.

Das Prinzip der Potenzierung besteht in einer schrittweisen Verdünnung der Ausgangssubstanzen bei gleichzeitiger Dynamisierung (Verreibung, Verschüttelung). Durch diesen Prozess sollen sich Arzneikräfte entfalten. Erklärt wird das Phänomen mit der Annahme, dass beim Vorgang des Potenzierens Information der Ausgangssubstanz auf das Lösungsmittel übergeht. Bei jedem Schritt soll diese Nachricht verstärkt werden, auch wenn keine Moleküle des Ausgangsstoffes mehr vorliegen.

Bei dem Prozess wird eine Substanz in einem bestimmten Verhältnis mit dem Trägerstoff vermischt. Übliche Stärken sind D- (Dezimal-), C- (Centesimal-), M- oder LM- beziehungsweise Q- (Quinquaginta-Millesimal-) Potenzen. Bei einer D-Potenz wird beispielsweise ein Teil des Ausgangsstoffs mit neun Teilen der Trägersubstanz gemischt (Verhältnis 1:10). Man erhält die Potenz D1. Bei der Stärke C1 handelt es sich um das Verhältnis von 1:100, bei M1 um die Relation 1:1000 und bei Q1 um die Proportion 1:50 000.

Nach jeder Verdünnungsstufe wird das gewonnene Mittel verrieben oder verschüttelt. Um aus einer D1-Potenz die nächste Stufe zu gewinnen, wird diese nun im Verhältnis 1:10 verdünnt. Resultat ist eine Zubereitung mit der Stärke D2. Insgesamt liegt die Verdünnung dann bei 1:100. Je häufiger ein Arzneimittel nach diesen Regeln behandelt wurde, desto intensiver ist seine Wirkung. Der stoffliche Anteil wird geringer, während der homöopathische Effekt zunimmt.

Man unterscheidet so genannte Hoch- und Tiefpotenzen. Erstere enthalten rein rechnerisch teilweise keinen Wirkstoffanteil mehr, sind jedoch aus homöopathischer Sicht äußerst effizient. Da hohe Potenzen eine lange und tiefgreifende Wirkung besitzen, werden sie in der Regel bei chronischen Erkrankungen eingesetzt. Die Auswahl dieser Mittel ist nur mit einer umfassenden, therapeutischen Erfahrung möglich. Für die Selbstmedikation sind sie ungeeignet.

Niedrige Potenzen enthalten Spuren der Ursubstanz. Ihre Wirkung dauert nur einige Stunden. Sie sind bei akuten Erkrankungen angezeigt. Die Grenzen zwischen Hoch- und Tiefpotenzen liegen bei D24 und bei C12. Tiefe und mittlere Stärken sind zur Selbstmedikation geeignet. M-Potenzen spielen in der Praxis kaum eine Rolle.

Ausgangssubstanzen für Homöopathika Viele Arzneien werden aus frischen Pflanzen und aus ihren Teilen, Früchten, Samen oder getrockneten Wurzeln gewonnen. Jedoch sind homöopathische Zubereitungen von Phytopharmaka abzugrenzen. Auch wenn sie oft pflanzlichen Ursprungs sind, gehören sie zu den klassischen Arzneimitteln. Weil vielen Kunden dieser Sachverhalt nicht klar ist, sollten PTA und Apotheker ihre Patienten darüber stets aufklären.

Neben pflanzlichen Grundsubstanzen kommen auch Mineralien oder Metalle bei der Herstellung zum Einsatz. Auch Teile von Tieren und ihre Ausscheidungen werden verwendet. Nosoden sind homöopathische Zubereitungen, die man aus pathologischem Material (z. B. aus Krankheitserregern oder krankem Gewebe) gewinnt.

Arzneimittelprüfungen Die Prüfung der homöopathischen Mittel wird auch 200 Jahre nach Beginn ihrer Geschichte gemäß Hahnemanns Vorgaben durchgeführt. Gesunde Versuchspersonen nehmen eine Substanz ein und notieren alle auftretenden Reaktionen und körperlichen Veränderungen. Der Vorgang wird mit mehreren weiblichen und männlichen Probanden wiederholt. Die Symptome, die bei den Teilnehmern auftreten, werden nach einem bestimmten Schema sortiert. So ergibt sich das so genannte homöopathische Arzneimittelbild.

Je genauer es dann zu dem kranken Patienten passt, umso besser wirkt das Medikament. Die homöopathischen Arzneimittelprüfungen entsprechen keineswegs den klinischen Studien der Medizin. Das Arzneimittelgesetz sieht für diese Zubereitungen nicht das klassische Zulassungsverfahren, sondern als Voraussetzung für das In-den- Verkehr-bringen eine behördliche Registrierung vor. Nicht die Wirksamkeit, sondern nur Qualität und Unbedenklichkeit sind nachzuweisen. Für Homöopathika gilt eine spezielle Kennzeichnungspflicht als homöopathisches Arzneimittel.

Homöopathische Anamnese Zu Beginn einer Behandlung findet zwischen Therapeut und Patient ein Erstgespräch statt. Dabei klären sie aktuelle Beschwerden und die zurückliegende Krankengeschichte bis ins Detail. Typisch für die Anamnese ist die präzise Berücksichtigung individueller Symptome. Aspekte wie Kinderkrankheiten, Diagnosen in der Familie und vegetative Erscheinungen (wie Appetit, Verdauung, Schlafverhalten, Blasenaktivität, Schweißproduktion oder Durstgefühl) können als wichtige Anhaltspunkte für den Befund dienen. Auch das soziale Umfeld wird möglichst genau erhoben.

homöopathische globuli in reagenzgläsern
Neben Globuli gibt es homöopathische Arzneien zur inneren Anwendung auch als Tabletten oder Tropfen

Des Weiteren finden unwichtig erscheinende Einzelheiten im Laufe des Gesprächs Beachtung. Während der Schilderung unterbricht der Homöopath den Patienten so wenig wie möglich. Eventuell stellt er gezielte Fragen. Danach wird anhand der Informationen das passende Mittel ausgewählt. Dieser Ermittlungsvorgang kann eine gewisse Zeit dauern. Der Therapeut verordnet die ausgewählte Substanz unter Angabe der exakten Dosierung.

Individuell behandeln Homöopathische Mittel werden dem Einzelfall entsprechend ausgewählt. Für die Festlegung des passenden Arzneimittels nimmt sich der homöopathische Arzt in der Regel viel Zeit. Zunächst bestimmt er das Hauptsymptom (z. B. Husten). Daran orientiert er sich zunächst bei der Suche nach potenziellen Wirkstoffen. Für die meisten Krankheitsbilder ergibt sich oft eine engere Auswahl verschiedener Substanzen.

Bei Husten sind Bryonia, Sticta, Rumex, Drosera, Ipecacuanha oder Spongia indiziert. Durch die nähere Beschreibung der Hauptsymptomatik (trockener Husten, rasselnder Krampfhusten usw.) reduziert sich die Anzahl der geeigneten Mittel. Auch Informationen darüber, welche Umstände zur Verschlimmerung oder Verbesserung der Beschwerden führen, unterstützen die Auswahl des passenden Arzneimittels. Dies können Faktoren wie Kälte, Wärme, Licht, bestimmte Tageszeiten, Druck oder Lärm sein.

Dosierung Auch wenn die Verabreichung von homöopathischen Arzneimitteln individuell geschieht, empfehlen sich dennoch im Apothekenalltag folgende Hinweise: Bei akuten Beschwerden nehmen Erwachsene tiefe Potenzen (bis D10/C10) stündlich bis zur Verbesserung der Beschwerden ein (doch nicht häufiger als sechs Mal täglich). Pro Einzelgabe entspricht dies je fünf Globuli, fünf Tropfen oder einer Tablette. Danach wird die Häufigkeit auf drei Mal täglich reduziert.

Bei mittleren Potenzen wie D12 reicht eine Gabe von ein bis zwei Mal am Tag (ebenfalls fünf Globuli, fünf Tropfen oder eine Tablette). Spezielle Einnahmeempfehlungen gelten bei Kindern: Säuglinge im ersten Lebensjahr bekommen ein Drittel, Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahr die Hälfte und Patienten im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren zwei Drittel der Erwachsenendosis. Für Heranwachsende eignen sich stets Globuli. Es existieren keine Vorgaben zur Anwendung höherer Potenzen. Von ihnen ist in der Selbstmedikation abzuraten.

Gut verträglich Meistens sind homöopathische Arzneien frei von Nebenwirkungen und für Patienten gut verträglich – mit wenigen Ausnahmen: Alkoholiker und Kinder unter zwölf Jahren dürfen wegen des Alkoholgehalts keine Tropfen einnehmen. Bei Schwangeren und Personen mit Lebererkrankungen empfiehlt es sich, Rücksprache mit dem Arzt zu führen. Tabletten enthalten Weizenstärke und Laktose. Menschen mit einer Überempfindlichkeit gegen diese Inhaltsstoffe sollten keine Tabletten erhalten. Besser geeignet ist in diesen Fällen der Einsatz der anderen Darreichungsformen (z. B. haben Globuli als Grundstoff Saccharose). Zur topischen Anwendung liegen Cremes, Salben oder Gele vor. Auch hierbei sind mögliche Überempfindlichkeiten gegen Bestandteile zu beachten.

Unverzichtbares Werk Nach Paragraf 55 des deutschen Arzneimittelgesetzes (AMG) sind das Europäische (Ph.Eur.), das Deutsche (DAB) und das Homöopathische Arzneibuch (HAB) Bestandteile des Nachschlagewerks. Dabei handelt es sich um eine vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), vom Paul-Ehrlich-Institut und dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bekannt gemachte Sammlung anerkannter pharmazeutischer Regeln.

TIERHOMÖOPATHIE
Neben der Anwendung in der Humanmedizin hat die Homöopathie auch eine lange Tradition in der Tierheilkunde. Schon von Hahnemann existiert eine Schrift über die „Homöopathische Heilkunde der Hausthiere”. Sie befindet sich im Besitz der Universitätsbibliothek Leipzig. Auch Tiere können demnach erfolgreich geheilt werden. Oft argumentieren Homöopathieanhänger, die Tierhomöopathie sei der Beweis für die Wirksamkeit des Verfahrens, da es bei Vierbeinern keine Placeboeffekte gebe.
Doch auch dazu bestehen kontroverse Meinungen, denn sogar bei ihnen wurden bereits placeboähnliche Effekte gefunden. Zum Beispiel spiele die Ansicht der Besitzer zur Behandlungsmethode eine Rolle für die Beurteilung des Erfolgs.

Das HAB umfasst einen allgemeinen Abschnitt und einen Bereich mit Monografien. Man findet darin die Vorschriften, nach denen homöopathische Zubereitungen auf Identität, Reinheit und Gehalt geprüft werden. Die Monografien beinhalten zusätzlich Angaben zur Potenzierung. Auch Beschreibungen von Analyseverfahren, Arzneiträgern, Reagenzien, Hilfsstoffen und Herstellungsvorschriften sind im Werk berücksichtigt. Monografien und Analyseverfahren stützen sich auf das Europäische Arzneibuch.

Als wichtige Darreichungsformen werden Globuli und Dilutionen genannt. Desweiteren erwähnt das HAB Tabletten, Augentropfen, Salben und Zäpfchen. Beim HAB handelt es sich um eine Loseblattsammlung, die jährlich aktualisiert wird. In einigen Punkten stimmt das Nachschlagewerk nicht mit den Skripten Hahnemanns überein (Abweichungen in einzelnen Herstellungsvorschriften oder die Bezeichnung Q-Potenz statt LM-Potenz).

Strömungen der Homöopathie Trotz Hahnemanns Forderung aus dem Jahr 1796 „Macht’s nach, aber macht’s genau nach” entwickelten sich im Laufe der Zeit verschiedene homöopathische Richtungen. Dazu gehören die klassische Lehre, die Komplexmittelhomöopathie und die naturwissenschaftlich-kritische Methode. Patienten müssen selbst entscheiden, welches Konzept sie bevorzugen.

In der klassischen Homöopathie wird ausschließlich ein Wirkstoff verabreicht. Auch Hahnemann arbeitete nur mit Einzelmitteln. Sowohl akute als auch chronische Beschwerden lassen sich mit der klassischen Methode lindern. Meistens werden mittlere bis hohe Potenzen verwendet. Von genuiner Homöopathie spricht man, wenn Betroffene die Lehre Hahnemanns besonders strikt einhalten. Therapeuten arbeiten größtenteils auch heute mit Einzelarzneien.

Doch auch Komplexmittel sind verbreitet. Sie bestehen aus mehreren Substanzen mit teilweise sehr unterschiedlichen Dosierungen. Durch die Mischung sollen sich die Inhaltsstoffe in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken. Bei der Auswahl der Zusammensetzung wird homöopathisches Wissen mit schulmedizinischen Aspekten verknüpft. Im Gegensatz zu den Einzelmitteln findet die Prüfung dieser Medikamente nicht am gesunden Menschen, sondern in klinischen Studien statt. Wurde der therapeutische Effekt belegt, werden die Zubereitungen (wie die klassischen Arzneien) für die gefundene Indikation zugelassen. Sie widersprechen damit der Idee Hahnemanns, ausschließlich einzelne Arzneien zu gebrauchen.

In der naturwissenschaftlich-kritischen Richtung setzt man homöopathische Mittel ergänzend zu den schulmedizinisch orientierten Methoden ein. Dabei verwendet man in der Regel niedrige Potenzen (bis D12). Von einer Behandlung mit hohen Potenzen wird abgesehen. Der Therapeut orientiert sich bei der Suche nach dem Medikament nicht an dem komplexen Beschwerdebild des Patienten. Stattdessen sucht er die Arznei nach der vorliegenden Krankheit und der dazugehörigen spezifischen Symptomatik aus. Auch dieser Bereich der Homöopathie stimmt nicht mit der klassischen Lehre überein.

PORTRÄT SAMUEL HAHNEMANN

Der Begründer der Homöopathie wurde am 10. April 1755 in Meißen geboren und verbrachte dort seine Schulzeit. Nach seinem Schulabschluss studierte er Medizin und war währenddessen als Übersetzer für medizinische Werke tätig, hospitierte ein Jahr bei dem Leibarzt der Kaiserin in Wien und beendete sein Studium 1779 mit der Dissertation „Betrachtung der Ursachen und der Behandlung von Krampfzuständen”. Hahnemann ließ sich in Hettstedt nieder, absolvierte in Dessau zusätzlich eine pharmazeutische Ausbildung und heiratete die Apothekertochter Henriette Küchler.

Seine nächste Station war Gommern bei Magdeburg, wo er als beamteter Arzt praktizierte. Ab 1785 arbeitete er in Dresden an der Übersetzung von wissenschaftlichen Texten. Hahnemann publizierte Übersetzungen, seine eigenen Schriften und ein zweiteiliges Apothekerlexikon. Desweiteren führte er Arzneiversuche an sich selbst und an anderen durch.

1790 fand der historische Chinarindenversuch statt. Dabei entdeckte er, dass geringste Dosierungen oft stärkere Wirkungen hatten als hohe Arzneimittelgaben. Sechs Jahre nach dem Chinarindenexperiment erschien in „Hufelands Journal der practischen Arzneykunde” sein Aufsatz „Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen nebst einigen Blicken auf die bisherigen”. Nach und nach entwickelte sich aus Hahnemanns Forschungen die sanfte Heilmethode. In seiner Schrift „Fingerzeige auf den homöopathischen Gebrauch der Arzneien in der bisherigen Praxis” fiel erstmals der Begriff „homöopathisch”.

1810 erschien sein Basiswerk „Organon der rationellen Heilkunde” (später „Organon der Heilkunst”), in dem er die Prinzipien erklärte. Bis heute ist es das bedeutsamste Werk der Homöopathie. Ein Jahr später brachte er den ersten Band seiner „Reinen Arzneimittellehre”, ein damals einmaliges Werk zur Pharmakologie, heraus. Hahnemann galt nun als Begründer einer neuen Heilmethode. In Leipzig erhielt er 1812 einen Lehrstuhl an der Universität, hielt Vorlesungen und führte seine Arzneiprüfungen nun mit Unterstützung seiner Studenten durch.

Seine Lehre hatte nicht nur Erfolg, sondern zog auch Auseinandersetzungen mit Ärzten und Apothekern mit sich. 1821 wurde Hahnemann in Köthen als Herzoglicher Leibarzt tätig. Zu dieser Zeit gab er auch das Vorgehen der Arzneipotenzierung bekannt: Arzneien werden durch Verdünnung und mechanische Verarbeitung (Schütteln, Verreiben) hergestellt. 1830 starb Hahnemanns Frau Henriette nach 48 Ehejahren. Mit ihr hatte er elf Kinder. Vier seiner Töchter unterstützten ihn nach ihrem Tod in der Praxis. Interessant ist, dass Hahnemann schon zu Zeiten der Choleraepidemien (1830 und 1831) von einer Infektionskrankheit sprach, die „von feinsten Thieren niederer Ordnung” hervorgerufen wird.

Im Laufe der Zeit hatte Hahnemann um die Reinheit der Homöopathie zu kämpfen. Er ging gegen die Versuche homöopathischer Ärzte vor, die Lehre mit herkömmlichen Verfahren wie zum Beispiel Aderlass zu kombinieren. 1834 startete der 79-jährige privat noch einmal durch, als ihn die 34-jährige französische Malerin Mélanie d’Hervilly als Patientin konsultierte. Es entwickelte sich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte. Das Paar heiratete und zog nach Paris. In Frankreich praktizierte Hahnemann in seinen letzten Lebensjahren als Arzt und arbeitete an seiner sechsten Auflage des Organons. Am 2. Juli 1843 starb er an einer Lungenentzündung. Auf seinem Grabstein liest man: „Non inutilis vixi“ (lateinisch: Ich habe nicht unnütz gelebt). Aufgrund seiner Verdienste erinnern in Washington D.C., in Leipzig und in Köthen Hahnemann-Denkmäler an sein Wirken. Die Stadt Meißen ernannte ihn zum Ehrenbürger.

Tipps für das Beratungsgespräch PTA und Apotheker sind oft die ersten Ansprechpartner in Bezug auf eine Selbstbehandlung mit Homöopathika, doch ein Anamnesegespräch können sie selbstverständlich nicht durchführen. Bei leichten Alltagsbeschwerden wie Husten, Schnupfen, Schlafstörungen oder Magen-Darm-Problemen erzielen homöopathische Medikamente oft gute Erfolge. Nachschlagewerke mit Substanzen und ihren Indikationen können daher eine sinnvolle Hilfe im Apothekenalltag sein.

Doch die alternative Heilmethode stößt an ihre Grenzen, wenn die Symptome auf ernste Krankheiten hindeuten. Patienten müssen folglich einen Arzt konsultieren, denn möglicherweise sind schulmedizinische Maßnahmen erforderlich. Auch bei Notfällen und Erkrankungen, die eine chirurgische oder intensivmedizinische Behandlung verlangen, ist die homöopathische Therapie unzureichend. Die alternativen Zubereitungen können dann ergänzend angewendet werden.

Leiden Betroffene unter chronischen Erkrankungen, sollten einen erfahrenen Homöopathen zu Rate ziehen, der sie üblicherweise konstitutionell behandelt, um den Gesamtzustand zu optimieren. Bei Bedarf sollten PTA und Apotheker allgemeine Einnahmehinweise bereitstellen: Tabletten und Globuli lässt man langsam im Mund zergehen. Dilutionen werden mit einem Plastiklöffel eingebracht und vor dem Schlucken kurz im Mund behalten. Zwischen den Mahlzeiten und der Verabreichung sollte mindestens eine Spanne von einer Stunde liegen, denn Gewürze sowie ätherische Öle vermindern ihre Wirksamkeit. Daher ist auch der zeitliche Abstand zum Zähneputzen wichtig, denn Zahnpasten können Menthol enthalten und den Effekt der Arznei gefährden. Eine praktische Möglichkeit sind mentholfreie, homöopathieverträgliche Varianten.

Auch wenn nicht klar ist, ob es tatsächlich zu Interaktionen kommt, sollten Patienten auf koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder bestimmte Limonaden verzichten. Die Ansichten darüber gehen jedoch auseinander. Ein Vorteil der homöopathischen Therapie besteht darin, dass sie die Symptome nicht unterdrückt, sondern die Selbstheilungskräfte des Organismus mobilisiert. Oft kommt es zunächst zu einer Erstverschlimmerung, bei der sich die Beschwerden kurzzeitig verstärken. Nach wenigen Stunden verschwindet dieses Phänomen von selbst. Patienten, bei denen keine Besserung eintritt oder bei denen sich das Krankheitsbild weiter verschlechtert, sind an einen Therapeuten zu verweisen.

Abgrenzung Homöopathie zur Biochemie Oft setzen Kunden die Biochemie nach Dr. Schüßler und die Homöopathie gleich. Zumindest der rechtliche Status der Schüßler-Salze entspricht dem Stand der homöopathischen Arzneimittel, da auch für sie die Herstellungsvorschriften des HAB gelten. Die Wirksamkeit der Substanzen ist bei beiden Konzepten nicht nachgewiesen. Auch die identischen lateinischen Bezeichnungen und ihre Potenzen deuten auf eine Äquivalenz der Heilverfahren hin.

Doch im Gegensatz zu Hahnemann, der eine Reizkörpertherapie mit dem Ähnlichkeitsprinzip ins Leben rief, kam der Oldenburger Arzt und Homöopath Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler zu der Erkenntnis, dass bestimmte Mineralstoffe in den Körperzellen vorliegen müssen, damit die Organe des Menschen einwandfrei arbeiten. Besteht ein Defizit, folgt eine Funktionseinschränkung der Zellen und es treten gesundheitliche Probleme auf. Schüßler selbst betonte, dass sein Verfahren keine homöopathische Prozedur sei, da sie das Ähnlichkeitsprinzip nicht einbezog.

Weil die Biochemie auf den Ausgleich eines Mineralstoffmangels abzielt, zählt sie zu den Substitutionstherapien. Dr. Schüßler bestimmte zwölf Grundmittel. Dabei handelt es sich um Mineralstoffe in Form von Salzen. Sie kommen bei Beschwerden, die charakteristisch für das entsprechende Defizit sind, zum Einsatz.

In der Biochemie haben die Potenzen nach Schüßler eine zur Homöopathie abweichende Bedeutung: Für Ausgangssubstanzen, die wasserlöslich sind, sollte man die Potenz D6 verwenden. Für Mittel mit wasserunlöslichen Salzen sei die Potenz D12 geeignet. Schüßler-Salze liegen daher nur in den Potenzen D6 und D12 (selten in D3) vor.

Beispiele für bewährte homöopathische Einzelmittel und ihre Indikationen:

  • Bindehautentzündungen Euphrasia D6, Pulsatilla D6, Aconitum D12, jeweils als Globuli
  • Blutergüsse Arnica D6, als Globuli oder Salbe k Durchfall Arsenicum album D6, Chamomilla D6, Ferrum phosphoricum D12, Magnesium carbonicum D12, Okoubaka D3, Veratrum album D6, jeweils als Globuli
  • Fieber Aconitum D6, Belladonna D6, Ferrum phosphoricum D12, jeweils als Globuli
  • Halsschmerzen Belladonna D6, Phytolacca D6, Hepar sulfuris D12, Apis mellifica D6, jeweils als Globuli
  • Klimakterium Cimicifuga D6, Lachesis D12, Sepia D12, jeweils als Globuli.

Eine weitere Abweichung besteht in den Einnahmeempfehlungen, die Sie Ihren Kunden im Beratungsgespräch geben: Koffeinhaltige Getränke, Gewürze oder ätherische Öle beeinträchtigen die Wirkung der Schüßler-Salze nicht.

Weisen Sie auch auf die unterschiedliche Dauer der Anwendung hin: Homöopathische Arzneimittel verabreicht man solange, bis die Symptome abklingen. Im Gegensatz dazu ist es bei Schüßler-Salzen ratsam, sie noch über einen gewissen Zeitraum über die Beschwerdefreiheit hinaus zuzuführen. Damit wird die Auffüllung der Mineralstoffspeicher gewährleistet.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/13 ab Seite 34.

Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion

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