Handlungsempfehlungen
DIGITALIS-GLYKOSIDE KAUM NOCH LIEFERBAR – WAS TUN?
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Seit Monaten sind Herzmedikamente, die das Digitalis-Glykosid Digitoxin enthalten, aufgrund von Produktionsproblemen kaum verfügbar. Nun teilte der Hersteller mit, dass das Präparat Digimerck® gar nicht mehr hergestellt wird – und zwar bereits zum 1. Januar 2023.
Und das, obwohl die nationale Versorgungsleitlinie „Chronische Herzinsuffizienz“ Digitalis-Präparate als Reservemedikamente einstuft, wenn die Patienten im Sinusrhythmus trotz leitliniengerechter Therapie mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-Antagonisten, Betablockern und Mineralocorticoid-Rezeptorantagonisten symptomatisch bleiben. Als einziges Ausweichpräparat mit gleichem Wirkstoff gibt es Digitoxin AWD© von Teva – allerdings im Gegensatz zu Digimerck© nur in der Stärke 0,7 mg. Auch hier besteht bereits ein offizieller Lieferengpass.
Digitoxin und Digoxin unterscheiden sich in der Elimination
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) hat nun Stellung dazu genommen. Sie weist darauf hin, dass bei einer Umstellung Vorsicht geboten ist: Denn Digitoxin besitzt eine lange Halbwertszeit von circa sieben Tagen. Erst nach einer Therapiepause von zwei bis drei Wochen kann das alternativ verfügbare Digoxin angesetzt werden.
Digitoxin
Das Gift des Fingerhuts, einem Wegerichgewächs, gab dem Wirkstoff seinen Namen: Digitalis als Glykosid wird zur Frequenzkontrolle von Vorhofflimmern und für die Behandlung einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz eingesetzt.
Die DGK gibt auch dazu Dosierungsempfehlungen. Denn es herrscht ein gravierender Unterschied zwischen den Medikamenten: Während Digitoxin entero-hepatisch eliminiert wird, baut sich Digoxin ausschließlich über die Niere ab und neigt besonders bei eingeschränkter Nierenfunktion zur Akkumulation. Dann muss der Blutspiegel nach der Umstellung alle sieben bis zehn Tage nach Umstellung kontrolliert werden – was besonders bei alten Patienten, Frauen und untergewichtigen beziehungsweise schlecht ernährten Menschen wichtig ist.
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Konkrete Handlungsempfehlungen
Bei Patienten mit Vorhofflimmern reicht es manchmal aus, die Dosierung des Betablockers oder des Calciumantagonisten anzupassen, wenn die Herzfrequenz nach dem Absetzen von Digitoxin nicht deutlich zunimmt. Außerdem kann Amiodaron zur Frequenzkontrolle verwendet werden, auch wenn dieses primär zur Rhythmuskontrolle eingesetzt wird. Die DGK weist in ihrer Stellungnahme eine Vielzahl von Anwendungsfällen auf und gibt dazu umfassende Empfehlungen, sodass konkrete Handlungshilfen abrufbar sind.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung