Die Produktion von Melanozyten nimmt im Laufe des Alters ab. Neue Ergebnisse lassen auch noch auf andere Gründe für ergrautes Haar schließen. © Cunaplus_M.Faba / iStock / Getty Images Plus

Haare | Immunsystem

GRAUE HAARE DURCH VIRUSINFEKTION?

Sollte es besser Grau vor Krankheit statt Grau vor Kummer heißen? Tierversuche deuten darauf hin, dass die Aktivierung des angeborenen Immunsystems zur Bildung grauer Haare beiträgt.

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Bestimmte Farbpigmente, die Melanine, sorgen bei unseren Haaren für die verschiedensten Farbnuancen: Eumelanin sorgt für Schwarz-Braun-Töne, Phäomelanin ist ein Rot-Gold-Pigment, das vor allem bei blonden oder roten Schöpfen vorkommt. Im Laufe des Lebens wird weniger Melanin gebildet. Das liegt an einer verminderten Bildung der Tyrosinase, eines Enzyms, das für die Bildung der Aminosäure Tyrosin verantwortlich ist, dem Ausgangsstoff der Melaninsynthese. Nach und nach führt dies zu einer scheinbaren grauen Haarpracht, denn wirklich grau sind die Haare nicht. Werden keine Melanine in die Haare eingelagert, bleiben sie farblos. Die Mischung aus farblosen und noch farbigen Haaren lässt das gesamte Haar dann grau erscheinen. Auch Erkrankungen, die zu einem Tyrosin-Mangel führen, tragen zum Ergrauen bei. Dazu zählen zum Beispiel Vitamin-B-Mangelanämien, schwere endokrinologische Störungen (zum Beispiel bei Schilddrüsenerkrankungen), Arzneimittelnebenwirkungen oder Reaktionen auf Kosmetika.

Dr. Melissa Harris und ihre Kollegen von der University of Alabama in Birmingham fanden vor kurzem noch eine weitere Erklärung. An Mäusen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Aktivierung des Immunsystems durch eine Virusinfektion zu einem Verlust von Melanozyten und deren Stammzellen führt.
In den Melanozyten werden die Melanine für die Färbung von Haar und Haut gebildet. Die Stammzellen im Haarfollikel sorgen in einem gesunden Organismus dafür, dass sich in nachwachsenden Haaren neue Melanozyten befinden.
Im Tierversuch schädigten durch das Immunsystem gebildete Interferone bei den für graue Haare genetisch veranlagten Tieren sowohl Melanozyten als auch die Stammzellen, die Tiere ergrauten vorzeitig.

Die Forscher vermuten daher auch für Menschen, die eine Veranlagung für graue Haare tragen, dass eine einfache Virusinfektion reichen könne, um vorzeitig zu ergrauen. So einfach ist der Mausversuch allerdings nicht auf den Menschen übertragbar, da bei dem Nagetier auch noch andere Faktoren für den Farbverlust eine Rolle spielen.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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