Aflatoxine
GIFT IN LEBENSMITTELN
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Anfang März fanden sich pro Liter Milch eines Hofes in Niedersachsen 0,057 Mikrogramm des krebserregenden Pilzgiftes Aflatoxin M1. Damit wurde der Höchstwert leicht überschritten, er liegt europaweit bei 0,05 Mikrogramm pro Liter , für Säuglingsmilch sogar bei 0,01 µg/l.
Ursache war verseuchter Futtermais aus Serbien, der an Bauernhöfe, hauptsächlich in Niedersachsen, ausgeliefert und dort an die Kühe verfüttert wurde. Diese wandelten das Aflatoxin B1 im Mais in Aflatoxin M1 um – ein Effekt, den man als „carry over“ bezeichnet. Die damit verseuchte Milch kam in den Handel, bei einer Probe fiel der erhöhte Wert auf.
Gefährliche Aflatoxine Es sind natürliche Gifte, die von Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus produziert werden. Der Pilzbefall kann bereits auf dem Feld vor der Ernte oder beim Lagern danach entstehen und ist zum Beispiel von verdorbenen Nüssen oder schimmeligem Brot bekannt. Die etwa 20 bekannten Aflatoxinarten können durch Einatmen, Verschlucken und durch Hautkontakt toxisch wirken.
Isst man ein kontaminiertes Produkt, schädigt es von allen Organen am stärksten die Leber. So kann der Verzehr größerer Aflatoxinmengen zu Leberversagen führen. Zudem erhöht sich schon bei regelmäßiger Einnahme geringer Mengen das Risiko für ein Leberzellkarzinom. Atmet man das Gift ein, steigt die Gefahr für ein Bronchialkarzinom. Die Schimmelpilzgifte können zudem das Erbgut schädigen und somit zur Unfruchtbarkeit führen. Auch Missbildungen bei ungeborenen Kindern und Entwicklungsstörungen bei Neugeborenen sind möglich.
Muss der Verbraucher Angst haben? Am gefährlichsten für den Menschen sind die Aflatoxine M1 und B1. Letzteres, das in dem verdorbenen Futtermais nachgewiesen wurde, zählt zu den am stärksten Krebs erregenden Stoffen in der Natur. Der verseuchte Mais aus Serbien enthielt bis zu 20,4 µg/kg Aflatoxin B1, also mehr als das Zehnfache des in Europa für Futtermittel geltenden Grenzwerts von 2 µg/kg.
Vorsicht geboten
Da Aflatoxine natürlich vorkommende Pilzgifte sind, sollte man im Haushalt bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beherzigen:
+ Nüsse, die weich sind, verfärbt oder ranzig riechen, nicht konsumieren.
+ Brot kühl und trocken lagern. Je heller das Brot, desto kürzer ist es haltbar. Bereits geschnittenes Brot sollte man noch schneller verzehren, abgepacktes Toastbrot zum Beispiel hält sich geöffnet nur einige Tage.
+ Schimmeliges Brot auf keinen Fall mehr essen, auch nicht, wenn man die Schimmelstellen weggeschnitten hat. Der Pilz kann bereits den ganzen Brotleib befallen haben, obwohler sich nur an einigen Stellen zeigt.
+ Getreideprodukte wie Müsli sollten luftdicht, kühl und trocken gelagert werden. Auch hier gilt: Sie sind nicht unbegrenzt haltbar.
+ Riechen Getreide- oder Nussprodukte muffig, sollte man sie sofort entsorgen
+ Verschimmelte Lebensmittel sofort gut verpackt über den großen Hausmüll entsorgen. Die Schimmelsporen verbreiten sich über die Luft, sodass man betroffene Lebensmittel auf keinen Fall länger als nötig in der Wohnung behalten sollte.
Doch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gab Anfang März vorerst Entwarnung. Untersuchungen hatten ergeben, dass das Muskelfleisch der betroffenen Tiere die geltende Höchstgrenze für Aflatoxine nicht erreichte. Auch für Milchprodukte wurde eine Gefährdung der Verbraucher ausgeschlossen, denn die Milch, die in den Handel kommt, setzt sich aus Rohmilch von vielen Höfen zusammen. Durch diese Vermischung sinkt die Belastung stark ab und – so das Ministerium – deutlich unter den zulässigen Grenzwert.
Auch das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) schließt eine Gefährdung der Verbraucher aus. Es stützt sich dabei auf Tierexperimente, die zeigten, dass selbst eine größere Belastung mit Aflatoxin nicht zu einer Höchstwertüberschreitung bei Fleisch, Innereien und Eiern führte. Bei Milch kann der Höchstwert überschritten werden, wenn das Futter der Kühe mindestens 40 Prozent verseuchten Mais enthält und die „carry-over“-Rate bei mindestens 0,1 Prozent liegt. In diesem speziellen Fall wurde aber auch für Milchprodukte Entwarnung gegeben, da nur eine Probe verseucht war. Die betroffenen Kühe wurden sofort nach Bekanntwerden wieder auf unbelastetes Futtermittel umgestellt.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/13 auf Seite 92.
Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist