Eine Hand drückt auf einen Flüssig-Gel-Spender
Könnte es bald so simpel sein? © Emilija Randjelovic / iStock / Getty Images Plus

Innovation | Chlormethin

GEL VERHINDERT FORTSCHREITEN VON KREBSERKRANKUNG

Ein Gel auf der Haut ersetzt die Strahlentherapie bei einer Krebserkrankung – was wie Science Fiction klingt, hat gerade die Zulassung erhalten. Ein Chlormethin-haltiges Topikum wird lokal zur Behandlung des kutanen T-Zell-Lymphoms eingesetzt.

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Das T-Zell-Lymphom des Typs Mycosis fungoides (MF-CTCL) ist zwar eine seltene, aber dennoch schwere und potenziell lebensbedrohliche Krebserkrankung des Immunsystems, die sich in der Haut manifestiert. Die Krankheit ist chronisch und schreitet normalerweise langsam voran; in 34 Prozent der Fälle metastasieren MF-CTCL-Zellen in Leber, Milz und Lunge.

In den USA und in Israel gibt es so ein Chlormethin-haltiges Gel schon länger, jetzt darf es auch bei uns lokal angewendet werden. Der Wirkstoff von Ledaga® fungiert als bifunktionelles Alkylans, das schnell proliferierende Zellen hemmt. Es hat zwei reaktive Stellen und bindet an DNA, RNA und Proteine. In der Folge kann die Krebszelle ihre DNA nicht mehr reproduzieren; sie stirbt. Das Gel wird einmal täglich dünn auf die erkrankten Hautstellen aufgetragen. 

Doch bei der Anwendung gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen: So müssen direkt danach die Hände gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden. Das Gel sollte sofort oder innerhalb von dreißig Minuten nach Entnahme aus dem Kühlschrank angewendet werden und danach auch sofort zurückgelegt werden. Patienten sollten die behandelten Hautpartien fünf bis zehn Minuten trocknen lassen, bevor sie sich anziehen; Kontakt mit Schleimhäuten ist zu vermeiden. Falls es Hautreaktionen wie Dermatitis, Pruritus und Blasenbildung gibt, muss die Anwendung modifiziert werden. Und: Für Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird das Präparat nicht empfohlen.

Nun ist das Zytostatikum Chlormethin kein Unbekannter in der Krebstherapie; auch den Wirkmechanismus kennt man bereits. Jedoch stellt die Anwendung das erste topische Chemotherapie-Gel dar und hat große Vorteile gegenüber einer früheren Darreichungsform, einer Flüssigkeit. Vielen Patienten erspart das Topikum somit die Bestrahlung, denn diese lässt sich schlecht mit einer Berufstätigkeit kombinieren, da sie an mehreren Tagen pro Zyklus verabreicht wird und an die Arztpraxis gebunden ist. Es verbessert also die Lebensqualität in der Frühphase der Erkrankung der meist mobilen Patienten. Nachgedacht wird auch über eine Behandlung von anderen Hauttumoren; das ist aber zurzeit noch ein Off-Label-Use.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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