Luftqualität | Fruchtbarkeit
FEINSTAUB BEEINTRÄCHTIGT ZEUGUNGSFÄHIGKEIT
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Die Chance einer Samenzelle, rechtzeitig auf eine reife Eizelle zu treffen, beträgt weniger als 1 zu 500 Millionen. Bei dieser geringen Wahrscheinlichkeit zählen Qualität und Quantität. Doch gerade in diesen Bereichen verzeichnen Mediziner in den letzten Jahren einen deutlichen Rückgang, vor allem bei westlichen Männern. Rauchen, schlechte Ernährung oder Übergewicht zählen zu den negativen Einflussfaktoren der Spermienproduktion – sind aber keine Neuheit. Eine Forschungsgruppe um Xiang Qian Lao von der Universität Hongkong erklärt sich den alarmierenden Rückgang anders: Feinstaub aus der Luft. Studien, die sich mit Umweltgiften und deren Einfluss auf die Spermatogenese beschäftigen, gibt es zwar bereits, aber es fehlen Langzeituntersuchungen. Lao und sein Team werteten für ihre Studie die Spermienproben von knapp 6500 Männern aus, die in Taiwan zwischen 2001 und 2014 an einem staatlichen Gesundheitscheck teilgenommen hatten. Es wurden die Daten von drei Monaten und eine Messung nach zwei Jahren ausgewertet, wobei die Forscher Zahl, Form und Beweglichkeit der Spermien mit der Feinstaubbelastung der jeweiligen Wohngebiete verglichen. Damit konnten sowohl Aussagen über eine kurzfristige als auch über eine langfristige Belastung getroffen werden.
Die Wissenschaftler fanden tatsächlich einen statistischen Zusammenhang: Die Zunahme der Feinstaubkonzentration um fünf Mikrometer pro Kubikmeter Luft im Zweijahresmittel führte zu einem Anstieg des Anteils verkleinerter oder fehlgebildeter Spermien um 1,26 Prozent; die Anzahl war nicht verringert. Der prozentuale Rückgang scheint zwar erst einmal gering, aber in Verbindung mit anderen schädlichen Einflüssen und der allgegenwärtigen Luftverschmutzung, kann auch dieser Faktor relevant sein. Wie die Spermien genau geschädigt werden, ist noch unklar. Die Forscher vermuten, dass verstärkter oxidativer Stress die DNA und Enzymsysteme der Zellen angreift, vergleichbar mit der Schädigung aggressiver Sauerstoffverbindungen ausgelöst durch Ozon oder Stickstoffdioxid.
Anschließende Studien sollen den Zusammenhang und die dazugehörigen Mechanismen nun weiter untersuchen und aufklären.
Farina Haase, Volontärin
Quelle: www.wissenschaft.de