Eine dicke, flauschige Maus futtert ein Stück Gemüse
Dicke Mäuse werden wieder dünn...durch Fressen - wie das? © CamiloTorres / iStock / Getty Images Plus

Diabetes | Synthase-Hemmung

ENZYMTRICK BREMST FETTSTOFFWECHSEL AUS

Schaltet man ein bestimmtes Protein in der Leber aus, wird man selbst bei zucker- und fettreicher Ernährung dünner statt dicker, und die Neigung zu Diabetes sinkt auch. Doch es gibt einen Wermutstropfen: Bisher funktioniert das nur bei Mäusen.

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Indem Professor Dr. Jens Brüning am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln die Ceramidsynthase 6 bei seinen Versuchstieren ausschaltete, veränderte sich ihr Fettstoffwechsel zum Positiven. Denn normalerweise speichert unser Fettgewebe überschüssige Fette; sind die Lager voll, werden diese für schlechte Zeiten auch in Muskeln und Leber eingearbeitet. Dies kann zu einer Fettleber und zu Insulinresistenz führen und letztlich die Entstehung des Diabetes mellitus Typ 2 bewirken. Man weiß, dass daran eine bestimmte Gruppe von Fetten beteiligt ist, die sogenannten Ceramide. Diese werden im Körper von verschiedenen Enzymprogrammen (Synthasen) hergestellt.

„Andere Forschungsgruppen haben schon gezeigt, dass das Blockieren der Ceramidproduktion die Tiere vor der Entstehung einer Insulinresistenz schützt. Allerdings kann dies viele Nebenwirkungen haben; so ist bei einer vollständigen Hemmung der Ceramidsynthese zum Beispiel auch die Entwicklung der Tiere gestört“, sagt Philipp Hammerschmidt, Doktorand in der Forschungsgruppe Brüning. Vor allem wollten die Wissenschaftler wissen, welche Ceramidsynthasen genau an der Entstehung einer Insulinresistenz beteiligt sind.

Es stellte sich heraus, dass es zwei sind, 5 und 6. „Interessanterweise konnte aber nur die Inaktivierung der Ceramidsynthase 6 die Mäuse vor Fettleibigkeit, Fettleber und Insulinresistenz schützen. Der Verlust der Ceramidsynthase 5 hatte hingegen darauf keinen Einfluss“, so Hammerschmidt. „Das war sehr überraschend, denn diese beiden Synthasen stellen exakt das gleiche Ceramid-Produkt her, haben aber einen völlig anderen Effekt auf den Stoffwechsel der Mäuse.“ Sie sind nämlich an verschiedenen Orten aktiv – die Synthase 6 reguliert beispielsweise den Ceramid-Haushalt von Mitochondrien, den Energielieferanten der Zelle, und beeinflusst deren Struktur und Funktion.

Dass Mäuse (wie auch Menschen) bei schlechter Ernährung dick und krank werden, liegt also vermutlich daran, dass sich spezifisch die Ceramide aus der Synthase 6 in den Mitochondrien anreichern und sie langfristig in ihrer Funktion hemmen. Sie können also schlechter Fett speichern. Das hat bei den dicken Mäusen einen deutlichen Effekt: Sie futtern zwar weiterhin sehr fettreich, verlieren aber an Gewicht bei gleichzeitiger Verbesserung ihres Zuckerstoffwechsels.

Doch bevor Jubel losbricht, hat Hammerschmidt einen Dämpfer parat: Zur Anwendung am Menschen kommt das Mäuse-Verfahren noch lange nicht. Wissenschaftlich korrekt drückt er es so aus: „Eine potentielle Anwendung der Ceramidsynthase-6-Hemmung oder die Beeinflussung der durch diese Ceramide regulierten Mitochondrien-Proteine am Menschen wäre auch vorstellbar, bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.“

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 

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