Sollte die Pille für den Mann in Zukunft etabliertes Verhütungsmittel werden können? Die Chancen stehen gut, wie eine amerikanische Phase-1-Studie belegte. © TanyaJoy / iStock / Getty Images Plus

Pille für den Mann | Studie erfolgreich

„EINE SICHERE MÄNNLICHE VERHÜTUNG SOLLTE IN ZEHN JAHREN VERFÜGBAR SEIN“

Es ist bereits die zweite „Pille für den Mann“, und die Frage stellt sich, warum das so lange dauerte. Denn immerhin gibt es das Kontrazeptivum in Tablettenform für die Frau bereits seit gut 50 Jahren. Doch wie dem auch sei: Die „Männerpille“ erwies sich als sicher und nebenwirkungsarm.

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Jedenfalls zerstreute sie in einer Phase-1-Studie mit 40 gesunden Männern alle Bedenken: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Pille, die zwei hormonelle Aktivitäten in einer kombiniert, die Spermienproduktion verringert und gleichzeitig die Libido bewahrt“, sagte die Co-Senior-Forscherin der Studie, Christina Wang vom Clinical and Translational Science Institute am Los Angeles Biomed Research Institute. Die Studienteilnehmer testeten das orale Kontrazeptivum täglich für einen Monat, woraufhin sich ihre Testosteron- und Gonadotropinproduktion reduzierte.

Mit vollem Namen heißt das Mittel 11-beta-Methyl-19-nortestosteron-Dodecylcarbonat; es handelt sich um eine modifizierte Form von Testosteron, das seine androgene Wirkung mit der eines Progesterons vereint. Bei den Studienteilnehmern, die den Wirkstoff anstatt des Placebos erhielten, sank der durchschnittliche Testosteronspiegel so weit wie bei einem Androgenmangel, und auch die Hormonspiegel der beiden Gononadotropine, Luteinisierendes und Follikelstimulierendes Hormon (LH und FH), sanken.

Dabei blieben schwere Nebenwirkungen aus. Lediglich bei vier bis sechs Männern traten laut Wang milde Nebenwirkungen auf, etwa Müdigkeit, Akne oder Kopfschmerzen. Fünf Männer berichteten über leicht verminderten Sexualtrieb; zwei beschrieben eine leichte erektile Dysfunktion. Ihre sexuelle Aktivität wurde dadurch aber nicht verringert. Wie erwartet, kam es aber zu einer signifikanten dosisabhängigen Gewichtszunahme – jedoch brach keiner der Teilnehmer aufgrund dieser Nebenwirkungen die Studie ab. Der niedrige Testosteronspiegel verursachte deshalb nur minimale Nebenwirkungen, weil das Präparat das Androgen im Körper imitierte, aber im Hoden nicht konzentriert genug war, um die Spermienproduktion zu gewährleisten. Nach Absetzen der Pille für den Mann stellte sich der normale Hormonspiegel wieder ein.

Jedoch: Da das Medikament mindestens 60 bis 90 Tage benötige, um die Spermienproduktion zu beeinflussen, seien 28 Tage Behandlung zu kurz, um eine optimale Spermienunterdrückung zu erzielen, erklärte Wang. Sie plane zunächst längere Studien, und wenn diese erfolgreich wären, auch größere Studien bei sexuell aktiven Paaren. „Eine sichere, reversible hormonelle männliche Verhütung sollte in etwa zehn Jahren verfügbar sein. Die Forscherin zitierte eine Umfrage unter 9000 Männern, die ergab, dass 55 Prozent der Männer in stabilen Beziehungen neue, hormonelle männliche Verhütungsmethoden ausprobieren wollen, wenn diese reversibel sind.

Dasselbe Forscherteam hatte bereits eine andere potenzielle männliche Antibabypille, Dimenthandrolon-Undecanoat (DMAU), getestet. Auch diese erwies sich nach 28 Tagen als sicher und nebenwirkungsarm.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Ärzteblatt

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