Was ist eigentlich …
… EIN KROPF?
Seite 1/1 2 Minuten
Eine Struma, auch Kropf genannt, ist eine Vergrößerung der Schilddrüse. Da- bei ist es möglich, dass das Stoffwechselorgan normal weiterarbeitet (euthyreote Struma), oder eine Unter-(hypothyreote) oder auch Überfunktion annimmt (hyperthyreote Struma). Während ein Kropf früher die Dimensionen eines Balls annehmen konnte, ist das Wachstum heute wesentlich geringer ausgeprägt. Dennoch leidet in Deutschland etwa jeder Dritte an einer vergrößerten Schilddrüse. Strumae sind weltweit die häufigste Erkrankung der Hormondrüsen.
Kleines Lexikon der Struma-Arten Ein Kropf kann gleichmäßig vergrößert sein (Struma diffusa) oder Knoten enthalten (Struma nodosa). Der endemische Kropf tritt regional gehäuft auf, der sporadische Kropf unabhängig von örtlichen Begebenheiten. Bei bösartigem Tumorwachstum spricht man von einer Struma maligna, bei gutartigen Vergrößerungen von blanden Strumae.
Ursachen Mögliche Ursachen sind autoimmune Schilddrüsenerkrankungen oder strumigene Substanzen wie Lithium, Thiocyanat und Nitrit, auch Tumoren, Störungen der Hypophyse oder der Wachstumshormone, Parasiten oder Selenmangel. Der mit Abstand häufigste Auslöser ist jedoch eine Unterversorgung an Jod. Weltweit entwickeln etwa 200 Millionen Menschen eine Jodmangelstruma. Wie ein Fischer, der ein größeres Netz auswirft, um mehr Fische zu fangen, vergrößert die Schilddrüse ihr Volumen, um das wenige Jod aus der Nahrung besser aufnehmen zu können. Das ist auch der Grund, warum Strumae heute weniger ausgeprägt sind als früher: Der seit dem 20. Jahrhundert praktizierte Jodzusatz im Speisesalz dient der Prophylaxe.
Dennoch nimmt der Durchschnittsdeutsche nur 119 Mikrogramm (µg) Jod am Tag zu sich; empfohlen sind 180 bis 200 µg. Jodarme Schilddrüsenzellen produzieren Wachstumsfaktoren, die zu einer Zellvermehrung der Schilddrüsenfollikel und Bindegewebszellen führen, anschließend sprießen Blutgefäße ein. Ausreichend jodversorgte Zellen hingegen setzen wachstumshemmende Substanzen frei. Auch das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) beeinflusst das Schilddrüsenwachstum. Ein euthyreoter Kropf verursacht dem Betroffenen keine Stoffwechselbeschwerden. Durch seine Größe kann er jedoch ein Druckgefühl auslösen und zu Pfeifgeräuschen oder sogar Atemnot führen. Dann ist eine Behandlung notwendig. Die einfachste Möglichkeit ist eine Supplementierung von Jodid, gegebenenfalls in Kombination mit L-Thyroxin. Auch eine operative Entfernung von Teilen der Schilddrüse oder eine Radiojodtherapie kommen in Frage.
Und was hat es mit dem Kropfband auf sich? Dabei handelt es sich um ein Schmuckstück der bayrischen Tracht mit Ursprung im österreichischen Salzburger Land, wo der Jodmangel jahrhundertelang sehr ausgeprägt war. Heute nennen sich die hübschen Halsbänder Choker und sind weltweit im Trend.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/2020 auf Seite 80.
Gesa Van Hecke, PTA/Redaktionsvolontärin