Tatort Apotheke
DOXYCYCLIN
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Herr Krummbiegel, 73 Jahre alt und Stammkunde der Apotheke, hat im Notdienst vom Vertretungsarzt ein doxycyclinhaltiges Antibiotikum verordnet bekommen. Er hat sich einen hartnäckigen Atemwegsinfekt eingefangen und soll das Medikament nun für fünf Tage einnehmen.
Die PTA sieht sich in der Kundenkarte die momentane Dauermedikation des Patienten an. Dabei stellt sie fest, dass Herr Krummbiegel seit einem Monat Strontiumranelat in Granulatform verschrieben bekommt. Sie fragt ihn, ob er das Osteoporosemedikament aktuell zur Stärkung seiner Knochen einnimmt. Das bejaht der Patient, klagt aber über den schlechten Geschmack und Magenbeschwerden.
Pharmakologischer Hintergrund Strontiumranelat wird zur Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen zur Reduktion des Risikos von Wirbelsäulen- und Hüftfrakturen und zur Behandlung von erwachsenen Männern mit erhöhtem Frakturrisiko eingesetzt. Es wirkt dem Abbau von Knochensubstanz entgegen und zusätzlich aktivierend auf die Osteoblasten. Zusammen mit polyvalenten Kationen, Tetracyclinen und Chinolonen kommt es zur Komplexbildung. Die Wirkung der Antibiotika kann dadurch vermindert sein.
Strontiumranelat wird nicht so häufig gegen Osteoporose verordnet wie die Wirkstoffe der Gruppe der Bisphosphonate. Patienten, die es einnehmen, sollten wissen, dass zu Therapiebeginn gastrointestinale Nebenwirkungen auftreten können. Außerdem sollten diejenigen, bei denen ein Hautausschlag auftritt, direkt einen Arzt aufsuchen, da es eine seltene allergische Reaktion auf Strontiumranelat gibt, die lebensbedrohlich sein kann. Der optimale Einnahmezeitpunkt ist abends vor dem Schlafengehen.
Doxycyclin ist ein Tetracyclin, das ein breites Wirkspektrum mit bakteriostatischer Wirkung gegenüber grampositiven, gramnegativen und zellwandlosen Erregern hat. Doxycyclin ist zum Beispiel angezeigt zur Therapie von bakteriellen Atemwegsinfekten, Infektionen der Haut, bei Borreliose und Infektionen des Urogenitaltraktes. Wird es zusammen mit zweiwertigen Ionen, wie Kalzium, Magnesium, Eisen oder Strontium eingenommen, entstehen Komplexe, die die Wirkung des Antibiotikums beeinträchtigen. Für die Dauer der Antibiose wird das Aussetzen der Strontiumeinnahme empfohlen.
Zurück zum Fall Die PTA erkundigt sich, ob der Vertretungsarzt von der Einnahme des Osteoporosemedikaments wusste und eine Empfehlung gegeben hat. Herr Krummbiegel verneint. Die PTA erklärt ihm, dass bei gemeinsamer Gabe die Wirkung des Antibiotikums möglicherweise reduziert ist.
Nach Rücksprache mit der Apothekerin ruft sie in der Hausarztpraxis des Kunden an. Dort wird das Vorgehen bestätigt und eine Therapiepause für Strontiumranelat angeordnet. Anschließend empfiehlt die Apothekenmitarbeiterin Herrn Krummbiegel, das Antibiotikum morgens und abends zusammen mit einem großen Glas Wasser einzunehmen. Außerdem soll er zwei Stunden vor und nach der Einnahme auf kalziumhaltige Lebensmittel verzichten.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/13 auf Seite 48.
Dr. Katja Renner, Apothekerin