Komplikation | Entwarnung
DOCH KEIN GUILLAIN-BARRÉ-SYNDROM DURCH CORONAVIREN?
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Im April berichteten zunächst chinesische Ärzte, dann auch andere Mediziner über GBS im Zusammenhang im SARS-CoV-2. Bei dieser Nervenerkrankung greifen Autoantikörper die Myelinscheiden der Nervenbahnen an. Auslöser sind in drei von vier Fällen Infektions-Erreger wie der Campylobacter jejuni, der Darmentzündungen verursacht, oder das Zytomegalievirus. Daraus folgen Schäden an den peripheren Nerven und dadurch Paresen, die zunächst die Beine lähmen, dann Gesicht und Arme, schließlich die Atemmuskulatur.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie rief deshalb im April dazu auf, bei COVID-Patienten mit schwerem Verlauf genau zu untersuchen, ob sie wegen des Coronavirus oder als Folge von GBS beatmet werden müssen. Forscher vom University College London um Dr. Stephen Keddie haben diese schwerwiegende Komplikation im Zusammenhang mit dem Coronavirus nun erneut untersucht und ihre Ergebnisse im Fachjournal „Brain“ veröffentlicht.
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Dazu verglichen sie einerseits die gemeldeten GBS-Fälle im Corona-Zeitraum mit Fallzahlen aus den Jahren 2016 bis 2019. Andererseits glichen sie die GBS-Zahlen mit der Corona-Inzidenz ab. Das Ergebnis: Von März bis Mai 2020 gab es sogar weniger Guillain-Barré-Fälle als in den Vorjahren (vermutlich, da durch die Kontaktbeschränkungen auch die anderen Auslöser-Viren weniger übertragen wurden). Und die GBS- und COVID-Fallzahlen korrelierten nicht. „Die Möglichkeit, dass SARS-CoV-2 zu einem weltweiten Anstieg von GBS führt, wurde eifrig beobachtet, wobei eine Reihe von veröffentlichten kleinen Fallserien bereits einen kausalen Zusammenhang behauptet haben. Ein Anstieg der GBS-Fälle nach der SARS-CoV-2-Pandemie wurde jedoch nicht festgestellt“, fasst Keddie zusammen.
Außerdem nahmen die Wissenschaftler 47 GBS-Patienten unter die Lupe, deren Fälle Ärzte einem zentralen Register gemeldet hatten. Einige dieser Patienten hatten auch COVID-19, andere nicht. In der Ausprägung des GBS unterschieden sich diese Fälle jedoch nicht, sie alle ähnelten sich in bestimmten Eigenschaften: dem zeitlichen Verlauf ihrer GBS-Erkrankung, in Markern der Zerebrospinalflüssigkeit und mehr. Deshalb gehen die Forscher davon aus, dass SARS-CoV-2 das GBS nicht beeinflusst oder auslöst.
Einen Zusammenhang sicher auszuschließen, sei zwar nicht möglich, schreiben sie. Epidemiologisch und in der Krankheitsausprägung gebe es aber keinen Hinweis darauf, dass das Coronavirus GBS auslöst.
Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wohl-kein-guillain-barre-syndrom-durch-sars-cov-2-122583/
https://www.sciencedaily.com/releases/2020/12/201214090141.htm