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DIARRHÖ

Seit 100 Jahren wird die südafrikanische Uzarawurzel in Deutschland erfolgreich zur Behandlung akuter, unspezifischer Durchfallerkrankungen eingesetzt.

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Naturmedizin – Bei den Xhosa, einem südafrikanischen Stammesvolk, hat die Heilpflanze mit dem botanischen Namen Xysmalobium undulatum eine lange Tradition. Die Medizinmänner der Xhosa setzten den Trockenextrakt der Wurzel, den sie Uzara-Medizin nannten, seit Generationen als Mittel gegen Durchfall, Koliken und sogar bei Menstruationsschmerzen ein. 1909 brachte der deutsche Forschungsreisende Wilhelm Anton Hopf die Wurzeln mit in seine Heimat, nachdem er in Südafrika an Diarrhö erkrankt war und innerhalb weniger Tage von einem Medizinmann mit dem Uzara-Wurzelextrakt geheilt wurde. Hopf ließ die Droge am pharmakologischen Institut in Marburg untersuchen.

Wegen der überzeugenden Ergebnisse wurde zwei Jahre später, exakt vor 100 Jahren, die Uzara-Gesellschaft gegründet, die den Extrakt noch im gleichen Jahr als Fertigarzneimittel auf den deutschen Markt brachte. Bis heute ist der Uzara-Wurzelextrakt ein rein natürliches Produkt, das nach wie vor aus seinem Heimatland kommt. Ursprünglich wurden die Wurzeln von wild wachsenden Pflanzen unter Aufsicht einer Botanikerin nördlich von Pretoria ausgegraben und nach Deutschland exportiert. Inzwischen gibt es in Südafrika spezielle Uzara-Plantagen. Die zwei- bis dreijährigen Wurzeln werden dort von Hand geerntet, in Stücke geschnitten und auf Drahthorden an der Luft getrocknet. Die Weiterverarbeitung zum Extrakt erfolgt dann in Deutschland. Wegen der klimatischen Verhältnisse gelingt die Kultivierung der Pflanze hier zu Lande nicht.

Die für die Wirkung verantwortlichen Inhaltsstoffe sind Cardenolidglykoside, wie Uzarin und Xysmalorin. Sie setzen den Tonus im Magen-Darm-Trakt herab, ohne jedoch die Darmmotilität völlig zu lähmen, wie man das von Opiaten kennt. Überschießende Peristaltik und Sekretion werden sanft, aber wirkungsvoll gehemmt. Zusätzlich wird der Übertritt von Wasser und Elektrolyten ins Darmlumen reduziert, was die Verluste senkt. Da die Reizschwelle der glatten Muskulatur erhöht wird, wirkt der Uzara-Extrakt zusätzlich spasmolytisch und antiemetisch. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber allen anderen Antidiarrhoika, denn häufig sind es weniger die eigentlichen Durchfälle, sondern viel mehr die Begleiterscheinungen, wie Bauchkrämpfe und Übelkeit, die die Betroffenen am meisten quälen.

Die Wirkstoffe sind chemisch verwandt mit den herzwirksamen Cardenolidglykosiden des Fingerhuts. Mit einem kardiotoxischen Potenzial des Uzara-Extraktes muss man aber laut Dr. Thomas Meyer, Fachapotheker für pharmazeutische Analytik aus Seelze, aufgrund des Zusammenspiels verschiedener Aspekte dennoch nicht rechnen. Durch stereochemische Unterschiede im Aglykon sind nur einige Uzara-Glykoside überhaupt in der Lage, an der Na+/K+-ATPase im Herzen anzudocken. Dazu unterscheiden sich die Wirkstoffe durch ihren seltenen, verzweigtkettigen Zuckerrest, wodurch die Uzara-Glykoside wesentlich polarer sind und so gut wie gar nicht resorbiert werden können. Ihre Wirkung bleibt auf den Magen-Darm-Trakt beschränkt.
Quelle: Fachveranstaltung „100 Jahre UZARA®: Reisedurchfall – Heilpflanzenkunde – Uzara, eine Wurzel auf Erfolgskurs“. 14.5.2011 in Leipzig. Veranstalter: Hemopharm GmbH

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/11 auf Seite 8.

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