Ein Senior und ein Jugendlicher sitzen auf einer Mauer vor weißem Hintergrund und unterhalten sich.© Ljupco / iStock / Getty Images Plus
Die Initiative Schmidt trifft Schmidtchen bringt verschiedene Generationen zum Austausch zusammen.

Dialogkonzept

GENERATIONEN VERBINDEN

Die soziale Initiative „Schmidt trifft Schmidtchen“ startete 2020 ein starkes Dialogkonzept. In einem Zeitraum von acht Wochen telefonieren Schüler*innen und Senior*innen miteinander, lernen sich kennen, versuchen einander zu verstehen – um so eine generationsübergreifende Beziehung zu schaffen.

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Bei der Initiative Schmidt trifft Schmidtchen dreht sich alles darum, was den Menschen auszeichnet und ihm am wichtigsten ist: das Füreinander-da-sein. In dem Dialogprojekt, welches über einen Zeitraum von acht Wochen läuft, telefonieren Senior*innen und Schüler*innen regelmäßig miteinander. Sie können sich austauschen, kennenlernen und Erfahrungen sammeln. Ein offenes Ohr hier und ein wohltuendes Wort da. Alles im Austausch, denn es sind die vielen kleinen Dinge, an denen wir täglich wachsen.

Begleitet wird das Projekt von einem Coach für die Schüler und einer Ansprechpartnerin für die Senioren. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von Andreas Heinecke und Svenja Weber, die mit Schmidt trifft Schmidtchen einen Raum geschaffen haben für den Dialog der Generationen, denn „Neugierde zahlt sich immer aus...“, so die Projektteilnehmerin Erika Engels-Petersen (86).

Die Initiative sucht aktuell Senioren, die Interesse an einem Austausch mit Schülern aus Hamburg-Harburg haben. Senioreneinrichtungen oder Privatpersonen können die sich gerne über Telefon 040 / 822 12 776 oder https://schmidt-trifft-schmidtchen.de/fuer-senioren/ melden.

Initiatorin Svenja Weber beantwortet die wichtigsten Fragen rund um Ihre Teilnahme bei Schmidt trifft Schmidtchen:

Warum ist das Projekt Schmidt trifft Schmidtchen wichtig?
Wir möchten jungen und alten Menschen Begegnungen ermöglichen, die alles verändern können. Damit Generationen auf der Basis von gemeinsamen oder sich ergänzenden Interessen, Wünschen, Sprachen, mentaler Verbundenheit oder örtlicher Nähe zusammenfinden, möchten wir eine Community aufbauen, die vom Austausch lebt und mit steigender Lebensfreude junge und alte Zukunft gestaltet.

Wirtschaftlicher und technischer Fortschritt haben uns in den letzten Jahrzehnten viele Annehmlichkeiten und Wohlstand beschert, während sich gesellschaftliche und zwischenmenschliche Verbindungen vielfach in die entgegengesetzte Richtung entwickelten: Ältere und alte Menschen fühlen sich oft abgehängt –obwohl sie meist deutlich fitter sind als

vorangegangene Senioren-Generationen und oft gerne weiter einen gesellschaftlichen Beitrag leisten würden.

Jungen Menschen fehlt es angesichts gesellschaftlicher Fragmentierung und Unverbindlichkeit oft an Orientierung und trotz allgegenwärtiger Social-Media-Kommunikation steigt das subjektive Einsamkeitsgefühl. Mit unserer Initiative Schmidt trifft Schmidtchen sind wir angetreten, den verbindenden Dialog zwischen den Generationen neu zu beleben und ihm zum Wohle des Einzelnen sowie des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu neuer Qualität und Wirkung zu verhelfen.

Wie sieht ein möglicher Ablauf für interessierte Senior*innen aus?
Wir suchen immer wieder Menschen ab dem Alter von 60 Jahren, die interessiert sind, die Welt von Jugendlichen zu erfahren, sich auszutauschen und Ihr Wissen weiterzugeben. Voraussetzung ist ein Gesundheitszustand, der es erlaubt zu telefonieren und die Bereitschaft über acht Wochen einmal die Woche sich mit seinem Gegenüber auszutauschen.

Nach der Bewerbung gibt es einen Austausch und ein Erstgespräch mit unserer Ansprechpartnerin Doris, die das Projekt und den Ablauf im Detail erklärt und einen Steckbrief aufnimmt. Der Steckbrief ist die Basis für das „Matching“. Hier werden unter anderem Interessen, Ort und Sprache abgefragt. Der Steckbrief wird im Vorfeld zum Telefonat auch an den Jugendlichen gegeben, genauso wie der Steckbrief des Jugendlichen an den Senior geht. So gibt es schon mal Grundinformationen, die ein Einstieg in ein Gespräch erleichtern.

Wir vereinbaren mit beiden Telefonpartnern einen Termin für ein Erstgespräch und verbinden so. Alle weiteren Gespräche basieren auf der eigenen Verantwortung der Paten und werden selbst organisiert. Sowohl die Jugendlichen als auch die Senioren haben über die gesamte Dauer von acht Wochen Ansprechpartner von uns an der Seite, falls es Herausforderungen gibt, die es zu meistern gilt. Nach den acht Wochen entscheiden beide Paten selbst, ob und wie sie in Verbindung bleiben. Weiter telefonieren, treffen, Videotelefonie. Alles ist möglich, nichts muss.

Wie entscheiden Sie, welcher Senior mit welchem Schüler telefoniert?
Wir entscheiden auf Basis des Steckbriefes, also anhand von den Interessen, des Ortes und der Sprache. Und dann gibt es noch eine persönliche Komponente. Alle Teilnehmer sind uns bekannt, entweder durch das Coaching, bei den Jugendlichen, oder aber durch intensive Erstgespräch bei den Senioren. Das endgültige „Matching“ wird von den beiden Coaches überprüft.

Jedem Teilnehmer ist es selbstverständlich erlaubt, die Telefonpatenschaft bei besonderen Herausforderungen zu beenden. Denn wir sind alle nur Menschen und nicht jeder kann jeden mögen. Wir vertrauen auf den sicheren Rahmen und die Offenheit für dieses Projekt und wünschen uns einen ehrlichen und respektvollen Umgang miteinander. Dieses Vertrauen ist auch nach mehreren Durchgängen immer noch da.

Sind auch andere Kommunikationsmittel als das Telefon möglich?
Wir haben mittlerweile den Kooperationspartner Medi4Care an Bord. Dieser stellt uns einfach zu bedienende „Senioren-Tablets“ zur Verfügung, die für den Zeitraum der Patenschaft genutzt werden können. Somit ist mittlerweile auch Videotelefonie eine Möglichkeit, die wir anbieten.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass sich die Telefonpaten auch ihre eigenen Kommunikationswege suchen, zum Beispiel über den Messenger WhatsApp. Und so soll es ja auch sein. Schmidt trifft Schmidtchen bietet einen Rahmen für eine erste Verbindung und diese Verbindungen sind so individuell wie wir Menschen.

Gibt es eine Geschichte, die Sie besonders berührt hat?
Wir sind vor etwas mehr als einem Jahr mit unserer Initiative gestartet und ich bin überwältigt und sehr dankbar für die vielen kleinen und großen Geschichten, die wir seitdem miterleben durften. Es sind vor allem die persönlichen Veränderungen, die mich beeindruckt haben.

Beispielsweise von einer 76-jährigen Frau, die nach einer Telefonpatenschaft bei Schmidt trifft Schmidtchen erzählte, dass sie nun einen authentischeren Einblick in die Lebenssituation von Migranten erhalten habe und ihre Denkmuster hinterfragt. Aufblühende Freundschaften sind entstanden, es wurden Geburtstagsgeschenke versendet, in fremden Sprachen gesprochen und Musikunterricht gegeben.

Immer wieder fasziniert mich auch die Wertschätzung der jungen Menschen für die ältere Generation, nachdem sie den Lebensgeschichten ihrer Telefonpaten lauschen durften. Es sind diese vielen kleinen Momente, die hier und da Begegnungen entstehen lassen, die alles verändern. Und das gibt uns Kraft weiterzumachen.

Quellen:
Presseinformation „Schmidt trifft Schmidtchen – „Neugierde zahlt sich immer aus, ich möchte mein Wissen weitergeben“ und Interview mit Svenja Weber, Hamburg, 17. August 2021.

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