Krafttraining kann zu einer Verringerung der Ausdauerleistung führen. © interstid / iStock / Getty Images Plus

Gesundheit | Krafttraining

DER ENTWEDER-ODER-EFFEKT

Wenn man sich die Menschen im Fitness-Studio anschaut, wird schnell klar: Entweder ist man eher Kraft- oder Ausdauersportler. Eine Kombination der beiden Extreme kommt nicht vor. Eine neue Studie erklärt, warum.

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Solche Extreme beim Sport kennt man dann doch schon eher aus dem Leistungsbereich. Als Otto-Normal-Sportler trainiert man meistens schon beides, mal steht man auf dem Crosstrainer und dann macht wieder Übungen an den Geräten. Im Leistungssport kennt man den sogenannten „Entweder-Oder-Effekt“. Dieser besagt, dass die Art des Trainings jeweils an das zu erreichende Ziel angepasst werden muss, denn Krafttraining kann zu einer Verringerung der Ausdauerleistung führen. Vor allem bei Sportarten, wo beide Komponenten gleichermaßen im Vordergrund stehen, wie beispielsweise beim Rudern, muss beim Erstellen eines Trainingsplanes darauf geachtet werden. Bislang unklar war allerdings, auf welchen Prozessen dieser Effekt basiert und was eigentlich im Muskel passiert, wenn man ihn trainiert.

Wir gehen aber zunächst noch einmal einen Schritt zurück und schauen uns an, worin eigentlich der Unterschied zwischen Kraft- und Ausdauermuskeln besteht. Zunächst einmal unterscheiden sie sich aufgrund ihrer Fasertypen. Beim Ausdauersport bilden sich die Muskeln durch langsam kontrahierende Fasern. Bei Marathonläufern beispielsweise sind diese Fasern besonders stark ausgeprägt. Beim Kraftsport hingegen werden die Muskeln durch Fasern gebildet, die sich besonders schnell zusammenziehen können. Diese Muskeln legen dann beim Krafttraining an Volumen zu und erbringen dadurch eine besonders große Kraftleistung.

Ein Forscherteam um Christoph Handschin von der Universität Basel hat nun in einer Studie die Rolle eines hormonähnlichen Botenstoffs aus der Gruppe der sogenannten Myokine unter die Lupe genommen: BDNF. Bereits bekannt war, dass Myokine eine Funktion im Muskelsystem und bei körperlicher Aktivität besitzen. Welche Rolle dem BDNF nun zukommt, wurde mittels eines Mausmodells untersucht.

Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass BDNF im Muskel dafür sorgt, dass beim Krafttraining die Ausdauermuskulatur verringert wird. „Interessant ist, dass BDNF selbst vom Muskel gebildet wird und nicht nur auf den Muskel einwirkt. Der Botenstoff bildet gleichzeitig auch die neuromuskulären Synapsen um, also die Verbindungen zwischen Motorneuron und Muskel“, so der Forscher. Die Umformung der neuromuskulären Synapsen beim Krafttraining hat zur Folge, dass der Körper vermehrt Kraftmuskulatur aufbaut.

Der entscheidende Punkt ist nun folgender: Der Zuwachs an Kraftmuskeln erfolgt auf Kosten der Ausdauermuskulatur: „Genauer gesagt werden durch die Ausschüttung des BDNFs die Ausdauermuskeln in Kraftmuskulatur umgewandelt“, so Handschin. Der Forscher schlussfolgert, dass es sich beim BDNF um einen Faktor handelt, von dem nachgewiesen werden kann, dass er ausschließlich vom Muskel hergestellt wird und Einfluss auf die Muskelfaserform nimmt.

Die Studie bringen aber noch weitere Erkenntnisse zu Tage. Hinweise zu Prozessen der Veränderung der Muskulatur im Alter konnten ebenfalls gefunden werden. So zeichnet sich ab, das der BDNF auch eine Rolle im Rahmen des altersbedingten Rückgangs der Muskelmasse und –funktion spielt. „Dies könnte die Ergebnisse natürlich auch für die Entwicklung von therapeutischen Ansätze bei Muskelschwund im Alter interessant machen“, erklärt Handschin.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de



 Originalpublikation:
Universität Basel, Fachartikel: PNAS, doi: 10.1073/pnas.1900544116

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