USA | Virusmutation
DAS VIRUS IM WEISSEN HAUS
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Offizielle Stellungnahmen der Regierung konnten diese Frage nicht überzeugend klären. In Kooperation mit der New York Times hat ein Forscherteam versucht, den Ausbruch auf eigene Faust zu rekonstruieren. Grund dafür war das Virengenom, das zwei infizierte Journalisten in sich trugen, die Ende September Kontakt zum Weißen Haus hatten.
Bis vor kurzem war Trump noch auf Wahlkampftour durch die USA, in der Air Force One unterwegs und bei der Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses zur Nominierung von Richterin Amy Coney Barrett, die als mögliches Superspreader-Event gilt. Ein Journalist hatte am 26. September an Bord der Air Force One unmittelbaren Kontakt zu Trump. Der andere Journalist war bei der Nominierung im Rosengarten anwesend, nach der später knapp 50 Teilnehmer – darunter Trump – positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
Beide Journalisten wurden ebenfalls positiv getestet, sie trugen sogar dieselbe Virusvariante in sich, ohne dass sie sich getroffen hatten. Diese Gemeinsamkeiten sprechen dafür, dass sie sich innerhalb eines Clusters, also mit dem Ausbruch im Weißen Haus, angesteckt haben. Laut dem Forscherteam muss sich das Erbgut des Virus ständig kopieren, um sich zu vermehren. Dadurch können Mutationen entstehen, durch die sich die Verwandtschaft zwischen den einzelnen Viren – bis zum Ursprung – bestimmen lässt. Dabei sei die Frage nach dem Ursprung unaufklärbar, so Vertreter des Weißen Hauses. Weltweite Genanalysen zeigen, dass das so nicht stimmt.
„Diese Mutationen sind selten in den USA“, sagte Trevor Bedford, der am Fred Hutchinson Cancer Research Center und der University of Washington arbeitet. „Ich bin ziemlich sicher, dass diese Viren aufgrund ihres Genoms aus demselben Ausbruch oder Cluster stammen.“ Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass sich die Journalisten im Weißen Haus angesteckt haben, doch Gewissheit können nur weitere Genanalysen klären. Diese seien auch wichtig, um den Forschern noch wichtigere Erkenntnisse zu liefern wie den Weg und die weitere Ausbreitung des Virus.
Wissenschaftler, die nicht an der aktuellen Analyse beteiligt waren, halten es ebenfalls für plausibel. „Diese Virengenome werden wahrscheinlich identisch oder nahezu identisch mit dem Genom sein, das den Präsidenten infiziert hat“, sagte Michael Worobey, Evolutionsbiologe an der University of Arizona. Er bezweifelt die Darstellung des Weißen Hauses, der Ursprung des Ausbruchs lasse sich nicht aufklären. Viele Dinge seien unmöglich zu wissen, wenn man keinen Versuch macht.
Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin
Quelle: Spiegel