Mann wird von Arzt geimpft© Inside Creative House / iStock / Getty Images Plus
Menschen gegen das Corona-Virus haben impfen lassen, ist eine Herdenimmunität bis Frühjahr 2022 realistisch.

Herdenimmunität

IST CORONA IM FRÜHJAHR VORBEI?

Sinkende Infektionszahlen und mehr Geimpfte: Noch einmal durch die dunkle Jahreszeit und wir lassen das Coronavirus hinter uns. Damit rechnet Gesundheitsminister Jens Spahn. Was sagen Experten dazu?

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Positiver Trend bei den Zahlen zum Coronavirus: Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in Deutschland weiter rückläufig. Das Robert Koch-Institut gab den Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Mittwoch mit 65,0 an.

Vor zwei Wochen lag der Wert noch bei 77,9. Bei der Impfquote haben mittlerweile 63,4 Prozent (52,7 Millionen Bürger) in Deutschland den vollen Impfschutz, 67,4 Prozent (56 Millionen) sind einmalig geimpft.
 

Herdenimmunität bis Frühjahr 2022

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet mit einer Herdenimmunität und damit einem Ende der Pandemie im Frühjahr. Wenn es keine neue Virusvariante gebe, gegen die die Impfung nicht schütze, "dann haben wir die Pandemie im Frühjahr überwunden", sagte der CDU-Politiker der "Augsburger Allgemeinen". Also noch einmal durch die dunkle Jahreszeit mit Maßnahmen wie Abstand halten und Maske tragen und dann haben wir es geschafft? 

Nur, wenn es "sehr gut" laufe, sagt Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. Das Erreichen der Herdenimmunität sei auch eine Frage der Impfgeschwindigkeit und die sei derzeit niedrig, argumentiert der Epidemiologe.

Negativ sei, so Zeeb, dass das Impftempo seiner Meinung nach nicht schlagartig ansteigen werde. Positiv sei, dass sich derzeit keine neue Variante des Coronavirus abzeichne, die etwa für Impfdurchbrüche sorgen könnte. Das heißt: Auch, wenn es mit einer Herdenimmunität im Frühjahr eng werden könnte, hofft Zeeb, dass das "Coronavirus nicht mehr so den Alltag prägen wird".
 

Impftempo ist entscheidend

Das aktuelle Impftempo empfindet auch Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, als potenzielle Achillesferse. "Es wurde immer gesagt, dass wir noch fünf Millionen Impfungen bräuchten, um gut durch diesen Winter zu kommen. Aktuell kommen die Erstimpfungen nur im Schneckentempo voran", sagt Watzl, der sich mehr Impfungen im Spätsommer erhofft hätte.

Den Aussagen des Gesundheitsministers stimmt der Immunologe teilweise zu: "Wahrscheinlich hat Herr Spahn recht und wir müssen bis zum Frühjahr warten." Ein Problem hat Watzl aber mit dem Begriff Herdenimmunität und der dazu notwendigen Impfquote von etwa 85 Prozent. Das würde bedeuten, dass auch Ungeimpfte durch den hohen Impfschutz im Rest der Bevölkerung geschützt sind. Watzl: "Das werden wir wohl nicht erreichen."

Bundesgesundheitsminister Spahn warnt davor, trotz sinkender Infektionszahlen die Ansteckungsgefahren nicht zu unterschätzen:
"Auch letztes Jahr hatten wir um diese Jahreszeit eine solche Verschnaufpause. Wir sind also noch nicht durch." Das sieht Hajo Zeeb
ähnlich: Der Epidemiologe geht davon aus, dass die Infektionszahlen noch mal ansteigen und "erst dann werden wir eine Balance finden".

Für Carsten Watzl lassen sich die beiden Jahre durch die aktuelle Impfquote "nur schwer vergleichen". Große Sorgen bereiten dem Immunologen die fast vier Millionen ungeimpften Über-60-Jährigen: "Wenn die sich diesen Winter infizieren, haben wir ein Problem."

Quelle: dpa
 

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