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Homöopathie

COLOCYNTHIS

Die Rank- und Kletterpflanze gehört zur Familie der Kürbisgewächse. In der homöopathischen Medizin spielt sie vor allem bei kolikartigen oder neuralgischen Schmerzen eine Rolle.

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Vor allem an der glatten Muskulatur innerer Organe sind die anfallartig auftretenden Schmerzattacken von großer Intensität. Sie werden meist als kolikartig, zusammenziehend, kneifend oder auch als klammernd beschrieben, sind von Unruhe und Ruhelosigkeit begleitet. Betroffene winden sich vor Schmerz.

Für den Einsatz von Colocynthis spricht eine eigentümliche Modalität: starker Druck auf die schmerzhafte Region lindert ! Weitere, sehr charakteristische Zeichen sind die Besserung durch Zusammenkrümmen und Anziehen der Beine sowie durch warme, am besten heiße Anwendung. Liegen auf der schmerzhaften Körperseite wird bevorzugt, auf dem Rücken liegend verschlechtern sich dagegen die Beschwerden.

Gemüt/Stimmung Veränderungen der Stimmung stehen im Zusammenhang mit der charakteristischen Schmerzsymptomatik. Sie lässt sich als körperliche „Entladung“ aufgestauter Emotionen verstehen. Die Erregung des Gemüts durch Kränkung, Beleidigung oder (subjektiv empfundener) Demütigung kann zu Reizbarkeit, Zorn und letztlich auch den charakteristischen Schmerzattacken führen.

Dabei möchten Betroffene gerne ihre Ruhe haben und nicht angesprochen werden (fürchten sie eine erneute Beleidigung?). In vielen Fällen führen allerdings nur die somatischen Aspekte, also der Schmerzen und seine Umstände, zu der Arznei, ohne dass die beschriebene Gemütslage auffällig ist.

Anwendung Wahrscheinlich die bekannteste Indikation für die homöopathische Verwendung der Koloquinte sind kolikartige Beschwerden des Verdauungsapparates. Diese können bereits bei Säuglingen, im Rahmen von Drei-Monatskoliken (Trimenonkoliken) auftreten. Die Kinder winden sich vor Schmerz, sie sind ärgerlich, zornig und es geht ihnen am besten, wenn sie von den Eltern im „Fliegergriff“ quer zum Unterarm oder über der Schulter liegend getragen werden.

Auch bei anderen Krankheiten mit akuten Schmerzepisoden im Magen-Darm-Trakt kann die Arznei schnell ihre heilende Wirkung entfalten, wie zum Beispiel beim Reizdarmsyndrom, bei akutem gastrointestinalen Infekt, aber auch bei Koliken der Harn- oder Gallenwege kann Colocynthis, dann wohl eher adjuvant eingesetzt, Linderung verschaffen. Der Schmerz ist häufig um den Nabel herum lokalisiert, er erstreckt sich zum Schambein und Liegen auf dem Bauch ist eher angenehm (besser durch Druck!).

Am besten allerdings ist die zusammengekrümmte Seitenlage mit angezogenen Beinen. Bei einer weiteren, eigentümlichen Modalität, Besserung der Bauchbeschwerden durch Kaffeegenuss, gibt es keine homöopathische Alternative (Arzneien mit allgemeiner Besserung durch Kaffee: Chamomilla, Ignatia).

Weniger bekannt ist die Verwendung der Arznei bei schmerzhafter Regelblutung (Dysmenorrhö). Die genannten Charakteristika sind leitend für die Auswahl. Auch wenn die Monatsblutung durch emotionale Erregung unterdrückt wurde (Zorn, Kränkung, Gefühl gedemütigt zu sein) und anstatt dessen krampfartige Schmerzen auftreten, denken wir zunächst an die Koloquinte.

ZUSATZ-INFORMATIONEN
Weitere Wirkungen
(Wut und Entrüstung bleiben tief im Inneren verborgen) oder Ignatia (ausgelöst durch (Liebes-) Kummer) in Betracht.
Colocynthis kann auch eine hilfreiche Arznei sein, wenn heftige Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule das Wohlbefinden einschränken (LWS - Syndrom). Sie werden als neuralgisch beschrieben (schneidend, kneifend, klammernd) und können sich im Verlauf des Ischiasnerven ausbreiten. In diesem Falle ist natürlich eine gründliche Untersuchung und gegebenenfalls weiterführende Diagnostik angezeigt, da ein Vorfall von Bandscheibengewebe irreparabel Schäden am Nerven verursachen könnte. Auch bei dieser Indikation leiten uns die charakteristischen Umstände sowie die Linderung beim Liegen auf der schmerzhaften Seite und mit angezogenen Beinen.

Neben Colocynthis kommen bei der Ischialgie insbesondere Gnaphalium (Schmerz wechselt ab mit Missempfindungen) oder Rhus toxicodendron (ausgelöst durch Verkühlen, nass - kaltes Wetter, Verheben, mit Unruhe, möchte ständig die Position wechseln, Bedürfnis sich zu strecken) in Betracht.

Auch bei anfallsartigem Gesichtsschmerz, z.B. Attacken einer Neuralgie des Trigeminusnerven, kann Colocynthis angezeigt sein. Die Lokalisation ist eher linksseitig, der Schmerz zieht oft zum Ohr und Betroffene meiden mit schmerzverzerrtem Gesicht jede Berührung (bitte diese Ausnahme der Modalität beachten!), warme Anwendungen können die Beschwerden allerdings lindern.

Eine ebenfalls sehr bewährte Arznei bei neuralgischem Gesichtsschmerz, vorwiegend auf der linken Seite, ist Spigelia. Der Schmerz hat einen durchbohrenden stechenden Charakter, er konzentriert sich auf einen Punkt. Jede Bewegung oder gar Erschütterung führt zu einer Verschlechterung.

Magnesium phosphoricum ist bei rechtsseitiger Neuralgie mit deutlicher Verbesserung durch Wärme und festen Druck in Erwägung zu ziehen. Kalte Anwendung, auch feucht - kalte Witterung verstärken die Beschwerden eher. Kommt es nach einer kiefer-chirurgischen Behandlung oder nach Zahnextraktion zu Nervenschmerzen im Gesicht sind am häufigsten Chamomilla oder Nux vomica angezeigt.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/13 auf Seite 46.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/Homöopathie

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