Studie | Immunität
SIND KLEINE KINDER IMMUN GEGEN DAS CORONAVIRUS?
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Seit Wochen sollen Großeltern und Enkel sich nicht besuchen, um die ältere Generation vor dem Coronavirus zu schützen, das die Jüngeren übertragen könnten. Kindergärten sind geschlossen, Schulen auch. Wissenschaftler vermuteten, von Kindern gehe eine hohe Ansteckungsgefahr aus, da sie durch Eltern, Geschwister, Großeltern und Pädagogen zu vielen Generationen in Kontakt stehen. Doch das Gegenteil könnte der Fall sein: Eine groß angelegte Studie aus Island legt nahe, dass Kinder unter zehn Jahren immun gegen SARS-CoV-2 sein könnten.
Unter den 13 000 Teilnehmern der isländischen Studie, von denen über 9000 im Ausland gewesen oder Kontakt zu Infizierten gehabt hatten, wurde kein einziges Kind unter zehn Jahren positiv auf das Coronavirus getestet. Von den älteren Kindern waren nur 0,8 Prozent infiziert. Auch waren weniger weibliche Probandinnen betroffen als männliche. Ob es biologische Resistenzen gibt oder ob andere Ursachen für die Auffälligkeiten in Frage kommen, ist noch unklar.
Daher soll die Studie nun auch in Deutschland wiederholt werden. Die Uniklinik Heidelberg und die Kinderkliniken in Ulm, Freiburg und Tübingen suchen derzeit nach Probanden: „Gesucht werden landesweit 2000 Kinder plus jeweils ein Elternteil", erläuterte Professor Georg Hoffmann, Chef der Kinderklinik in Heidelberg. Es gibt jedoch genaue Anforderungen an die teilnehmenden Kinder: Sie sollen noch nicht positiv auf das Virus getestet worden und nicht chronisch krank sein. Kinder aus Notbetreuungen seien ideal, da sie Kontakt zu anderen Kindern haben.
In zwei Wochen rechne man mit ersten Ergebnissen, insgesamt soll die Forschung aber wesentlich länger fortgeführt werden. Sollte sich herausstellen, dass Kinder tatsächlich immun gegen SARS-CoV-2 sind, könne man die Wiedereröffnung von Kitas mit besserem Gefühl angehen, so Professor Hoffmann. Ob die Vermutung sich bewahrheiten wird, sei allerdings ungewiss. Es liegt eine gegenteilige Studie aus China vor, bei der Kinder genauso häufig infiziert waren wie Erwachsene.
Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin
Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung
Update, Stand 30. April:
Ein Forschungsteam der Berliner Charité um den Virologen Christian Drosten kam in einer Studie mit 3 712 Infizierten zu dem Ergebnis, dass Kinder genauso ansteckend seien wie Erwachsene. Deshalb bestehe in Schulen und Kindergärten die gleiche Infektionsgefahr wie überall sonst auch. Als Grund, warum kaum Kinder erkrankt sind, komme zum einen die frühe Schließung der Schulen in Frage, zum anderen werden Kinder seltener getestet, da sie nur milde Symptome zeigen. Die Studie wurde vorab veröffentlicht und muss noch von unabhängigen Experten geprüft werden. Quelle: Mitteldeutscher Rundfunk