Das Zusammenlagern der Thrombozyten führt bekanntermaßen letztlich zum Wundverschluss. Anscheinend sind sie aber auch in der Lage mit ihren Adhäsionskräften und Rezeptoren Bakterien zu binden und so das Immunsystem zu unterstützen. © tussik13 / 123rf.com

Blutbestandteile | Abwehrkräfte

THROMBOZYTEN – WIE SIE AKTIV UNSER IMMUNSYSTEM UNTERSTÜTZEN

Bisher ging man davon aus, dass Blutplättchen zwar eine wichtige Rolle beim Wundverschluss und der Wundheilung spielen. Dass sie unseren Körper aber auch von Erregern befreien können, zeigten nun Mediziner der Universität München.

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Schnell hat man sich beim Kochen in den Finger geschnitten oder bei der Gartenarbeit an den spitzen Dornen der Rose gestochen. Damit man durch derartige Bagatellen nicht gleich verblutet, setzt nahezu zeitgleich mit der Verletzung auch die komplexe Kaskade der Blutgerinnung und des Wundverschlusses ein. Bekanntermaßen sind die zuerst in den Kollagenfasern haftenden, später agglutinierten Thrombozyten maßgeblich an diesen Vorgängen beteiligt. Letztlich bilden sie den Thrombus, einen Pfropf, der die Wunde verschließt und mit dem die Blutungszeit (beim gesunden Menschen ca. 4 Minuten) endet. Für unseren Körper und dessen Überleben sind diese kleinsten Zellbestandteile des Blutes also unentbehrlich.

Anscheinend unterstützen sie aber auch das angeborene Immunsystem bei der Abwehr körperfremder Stoffe und Krankheitserreger. Die Arbeitsgruppe um Dr. Florian Gärtner des Sonderforschungsbereichs „Immunzellwanderung bei Entzündung, Entwicklung und Krankheit“ erklärt in einer Presseerklärung der LMU München die wichtige Funktion der Blättchen in der Immunabwehr: „Sie bewegen sich aktiv im Organismus, um mit Erregern zu interagieren und diese zu binden“. Die Mediziner konnten zeigen, dass Thrombozyten ihre Adhäsionskräfte und Rezeptoren aktiv einsetzen, um zirkulierende Bakterien aus dem Blut einzusammeln. Die entstehenden Bündel aus Plättchen und Bakterien können von Fresszellen erkannt werden, die dieses komplette Agglomerat dann entsorgen.

Dazu entwickelte das Team eine Methode, wandernde Thrombozyten zu visualisieren und so ihren Weg durch die Blutbahnen zu verfolgen. Dabei erkannten sie eine deutliche Migration zu den entsprechenden Stellen während eines Entzündungsgeschehens. Die Ergebnisse klären einerseits weitere Funktionen und Abläufe des Immunsystems auf. Sie können aber auch gezielt genutzt werden, um beispielsweise überschießende Entzündungsreaktionen, wie sie bei einer Autoimmunerkrankung oder einer Gewebeinfektion vorkommen, herunterzuregulieren. In dem man zum Beispiel die Migration oder die Agglomeration der Thrombozyten beeinflusst, könnte man also auch die Abläufe in der Immunantwort beeinflussen.

Farina Haase, Volontärin, Apothekerin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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