Ab der Altersgrenze von 105 Jahren sinkt die Sterblichkeit mit zunehmendem Alter leicht. © diane39/ iStock / Getty Images Plus

Alter | Wissenschaft

MENSCHEN: GIBT ES EIN NATÜRLICHES HÖCHSTALTER?

Im Mittelalter war man bereits mit 40 Jahren alt. Mittlerweile ist die menschliche Lebenserwartung gestiegen, 100 Jahre und älter sind keine Seltenheit mehr. In der Wissenschaft stellt man sich nun die Frage, ob sich ein Höchstalter für den Menschen festlegen lässt.

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1928 lag die maximale Lebenserwartung laut dem amerikanischen Statistiker Louis Dublin bei 65 Jahren. Heute ist das wahrlich kein Alter mehr, die durchschnittliche Lebenserwartung steigt stetig an und immer mehr Menschen brechen den Altersrekord. Das Alter des aktuell ältesten Menschen liegt bei 122 Jahren. Gesunde Ernährung, Fortschritte in der Medizin und bessere Lebensumstände ermöglichen es, dass die Menschen immer älter werden können. Die Frage, die sich nun dabei stellt ist: Wie weit kann der Prozess gehen?

Die Diskussionen über dieses Thema sind bekannt und werden immer wieder neu entfacht. Während einige Wissenschaftler der Überzeugung sind, das maximale Höchstalter sei längst erreicht, wollen sich andere nicht festlegen. Nun gibt es neue Fakten und die Diskussionen könnten erneut auftreten. Eine Forschergruppe um Elisabetta Barbi von der Universität La Sapienza in Rom haben 3836 Daten von Italienern ausgewertet, die zwischen 2009 und 2015 ihren 105. Geburtstag gefeiert oder sogar noch älter geworden sind. Detailliert wurde untersucht, welche Probanden im Untersuchungszeitraum starben und die Sterblichkeitsrate für einzelne Altersgruppen berechnet.

Nicht unerwartet ist die Tatsache, dass das Sterberisiko mit zunehmendem Alter exponentiell ansteigt. Doch eher überraschend ist nun, dass dies für über 105-Jährige nicht gilt. Laut den Ergebnissen der Studie hat dieser Personenkreis eine 50:50 Chance in einem betrachteten Alter zu sterben und eine durchschnittliche weitere Lebenserwartung von etwa 1,5 Jahren zu erreichen. Ab der Altersgrenze von 105 Jahren sinkt die Sterblichkeit mit zunehmendem Alter leicht.

„Unsere Daten zeigen uns, dass ein festes Limit für die menschliche Lebensdauer noch nicht in Sicht ist“, so Seniorautor Kenneth Wachter von der University of California in Berkeley. „Wir sehen nicht nur, dass die Sterblichkeitsraten im Alter aufhören, schlimmer zu werden – wir sehen sogar, dass sie etwas besser werden“. Der Mensch ist in Sachen Höchstalter nicht allein. So lassen sich ähnliche Muster auch bei Fliegen und Würmern erkennen. Soweit so gut, aber warum ist das so? Und warum bleibt die Wahrscheinlichkeit zu sterben ab einem gewissen Alter fast gleich?

Biologen haben ihre Antwort bereits gefunden. Ist der Mensch zwischen 80 und 90 Jahre alt, lässt sich erkennen, dass der Körper zerbrechlich und das Risiko für Schlaganfälle, Demenz und Krebs steigen. Daher sterben die meisten Menschen in diesem Alter. Überleben können diejenigen, die besonders robust und genetisch gut aufgestellt sind. Der Begriff natürliche Selektion wurde hier angewendet. Ausschließlich Menschen, die die besten biologischen Voraussetzungen mitbringen, knacken die Über-Hundert-Marke.

Aber was haben wir jetzt mit den Fliegen und Würmern gemein? „Wir sind alle Produkte der Evolution“, so Wachter.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de

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