Vier junge Menschen in Kitteln stehen im Labor und schauen hoch in die Kamera
Einem Fachkräftemangel wirkt am besten entgegen, indem man das Berufsbild attraktiver gestaltet und die Ausbildung qualitativ ausbaut. © gmast3r / iStock / Getty Images Plus

PTA-Reformgesetz | Standesvertretung der Apotheker

ABDA IST GEGEN KOMPETENZERWEITERUNG DER PTA

Eine Optimierung der Ausbildungsinhalte, Stärkung der Kernkompetenzen und bei Bedarf auch einmal ohne Aufsicht arbeiten – der Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit ließ viele PTA auf eine Weiterentwicklung ihres Berufsbildes hoffen. Die ABDA grätscht jedoch hinein.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Die Berufsvertretung der PTA plädiert schon länger für eine Verlängerung der Ausbildungszeit auf insgesamt drei Jahre. Die ABDA sieht wiederum keine zwingenden Gründe für eine Verlängerung und hält diese daher für unverhältnismäßig. Durch eine Umverteilung der Stunden (anteilig) könne demnach das „mehr“ an Unterrichtsstoff untergebracht werden. Es darf zurecht hinterfragt werden, ob so wirklich eine Verbesserung der Ausbildungs-Qualität stattfindet und letztlich PTA ausgebildet werden, die allen Aufgaben in der Apotheke gewachsen sein werden – das Berufsbild ändert sich mit den Anforderungen im Apothekenalltag schließlich mit. „Ein schlimmeres Eigentor konnten die ApothekervertreterInnen nicht schießen“, resümiert der BVpta-Vorstand. Denn wie sieht der Arbeitsalltag in der Apotheke aus? Ein großer Teil der anfallenden pharmazeutischen Tätigkeiten, inklusive Arzneimittelabgabe, Kunden-Beratung und Arzneimittelherstellung, wird durch PTA geleistet. „Genau das sind aber die entscheidenden Kernkompetenzen, die immer wieder zu Recht angeführt werden, um die Unverzichtbarkeit der Vor-Ort-Apotheken für eine sichere und wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu begründen. Wer die Notwendigkeit einer inhaltlich ausgebauten und längeren PTA-Ausbildung zur Professionalisierung negiert, stellt sich nicht nur gegen eine notwendige Reform, sondern sägt damit auch an seinem eigenen Ast. In einer Zeit, in der in Berlin gleichzeitig ebenfalls kontrovers über ein Apothekengesetz diskutiert wird, spricht dies nicht gerade für politisches Gespür und Weitsicht.“ Im Sinne des herrschenden Fachkräftemangels sollte es eigentlich Priorität haben, das Berufsbild attraktiver zu gestalten und qualitativ aufzuwerten. Schon heute sind in manchen Regionen Deutschlands PTA händeringend gesucht.

Einen weiteren Attraktivitätsfaktor stellt der Anreiz dar, bei entsprechender Qualifikation auch ohne Aufsicht zu arbeiten, also mehr Verantwortung im Betriebsablauf zu übernehmen. Was, wenn wir einmal ehrlich sind, heute bereits praktiziert wird. PTA dürfen beispielsweise nach Vereinbarung Rezepte abzeichnen. Da fühlt sie die Standesvertretung der Apotheker allerdings anscheinend auf den Schlips getreten. In ihrer Stellungnahme lehnen sie diese Option vehement ab und verweisen auf die Neuerung der Apothekenbetriebsordnung 2012, in der „die Verantwortung des Apothekers in diversen Regelungsbereichen ausdrücklich hervorgehoben“ wird. „Dem laufen Bestrebungen entgegen, PTA mehr Kompetenzen einzuräumen“, heißt es weiter. Weder eine PTA-Ausbildung mit guten Noten oder Berufserfahrung noch regelmäßige Fortbildungen führten nach Ansicht der ABDA zu den gleichen Kompetenzen, die ein Apotheker nach vier Jahren Uni und einem Jahr Praktikum habe.

Für die Berufsvertretung zwei bittere Pillen, die zu schlucken sind. Doch verärgert hat sie vor allem der mangelnde Respekt gegenüber dem Berufsstand der PTA. Während der Anhörung wurden PTA wiederholt von Seiten der Apothekervertretung als „Mädels“ tituliert – eine inakzeptable Signalwirkung findet der BVpta-Vorstand. Die Ausrichtung des PTA-Reformgesetzes steht noch nicht final fest, doch der Berufsverband der PTA meint, eine Marschrichtung absehen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die an der Entscheidung zur Gestaltung des Gesetzes direkt beteiligt sind, dem Beruf PTA eine andere Wertschätzung entgegenbringen. Die Apotheken sind auf die Mitarbeit qualifizierter, weiterbildungswilliger und verantwortungsbewusster PTAs angewiesen. Wie sollte der Laden sonst täglich laufen?

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quellen: ABDA
             BVpta

×