Sicher verhüten
22 Minuten
- 1Verhütungsmethoden – Teil 1
- 2Verhütungsmethoden – Teil 2
- 3Nutzen-Risiko-Verhältnis
- 4Einnahme
- 5Fortbildung
01. Mai 2022
Implantierbares Verhütungsstäbchen Das Hormonimplantat wird vom Arzt in die Innenseite des Oberarms unter die Haut geschoben. Das Stäbchen setzt kontinuierlich bis zu drei Jahre lang eine niedrige Dosis an Gestagen (Etonogestrel) frei, die zur Unterdrückung des Eisprungs ausreicht und somit eine hohe Sicherheit bedingt (PI 0,1).
Da sich das Polymer des Trägermaterials nicht abbaut, muss das Stäbchen durch einen kleinen Schnitt wieder entfernt werden. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass es wandert. Blutungsunregelmäßigkeiten oder eine Amenorrhö treten wie bei anderen reinen gestagenhaltigen Kontrazeptiva auf.
Zudem kann sich eine bestehende Akne verschlechtern oder neu entwickeln. Da estrogenfrei, ist das Implantat für stillende Mütter geeignet. Bei übergewichtigen Frauen kann im dritten Anwendungsjahr der Empfängnisschutz durch allmähliches Abfallen der Freisetzungsrate des Hormons verringert sein, so dass ein vorzeitiger Wechsel des Implantates notwendig werden kann.
Verschiedene Wirkstoffe können zu Wechselwirkungen mit der Pille und folglich zu einer Abschwächung der empfängnisverhütenden Wirkung führen, unter anderem zählen Antiepileptika, Antibiotika und Johanniskraut dazu.
Intrauterinpessare Sie werden als IUP abgekürzt und umgangssprachlich Spirale genannt. Bei der hormonhaltigen T-förmigen Kunststoffspirale handelt es sich um ein reines gestagenhaltiges Kontrazeptivum. Die Spirale wird vom Arzt direkt in der Gebärmutterhöhle platziert, wo sie kontinuierlich über fünf Jahre hinweg Levonorgestrel freisetzt. Die Hormonspirale verhütet sehr sicher (PI 0,16), obwohl sie durch die niedrige Hormondosis nicht ovulationshemmend wirkt.
Sie führt lediglich zu einer Viskositätserhöhung des Zervixschleims. Wie bei anderen Gestagen-Monopräparaten auch, kann sich das Zyklusmuster bis hin zur Amenorrhö verändern. Auch stillenden Frauen kann die Hormonspirale eingesetzt werden, vorzugsweise sechs bis acht Wochen nach der Geburt. Bei früherer Anpassung besteht die Gefahr, dass sie wieder ausgestoßen wird oder eine Infektion auslöst. Für kinderlose Frauen ist das intrauterine System nur bedingt geeignet, weil die Einlage nicht möglich oder sehr schmerzhaft sein kann.
Alternative ist die Einlage einer Kupferspirale (PI 0,9 bis 3). Durch das Kupfer, das ständig in kleinsten Mengen von der Spirale abgegeben wird, werden die Samenzellen auf dem Weg in die Eileiter in ihrer Beweglichkeit gehemmt, sodass es nicht zur Befruchtung kommt. Das Kupfer trägt außerdem wesentlich dazu bei, dass der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut gestört wird.
Somit wird eine Einnistung – falls doch eine Befruchtung stattgefunden haben sollte – verhindert. Nachteile der Kupferspirale sind zu meist verstärkte oder verlängert auftretende Blutungen, die zudem häufig mit Schmerzen einhergehen. Darüber hinaus sind Unterleibsentzündungen eine seltene, aber ernsthafte Nebenwirkung, da sie das mögliche Risiko späterer Unfruchtbarkeit zur Folge haben können.
Depotgestagene zur Injektion Hormonhaltige Depotspritzen kommen heute nur noch selten zur Anwendung. Die Depotspritze wird alle drei Monate vom Arzt in den Gesäß- oder Oberarmmuskel der Frau injiziert. Aufgrund der hohen Dosierung des Hormons wirkt die Spritze nicht nur peripher durch Verdickung des Zervixschleims und Beeinflussung der Gebärmutterschleimhaut, sondern kann auch den Eisprung zuverlässig unterdrücken (PI 0,2 bis 2). Auch hier sind Blutungsstörungen typisch.
Darüber hinaus sind Nebenwirkungen wie beispielsweise Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Nervosität, depressive Stimmung und Abnahme der Libido häufig. Für stillende Frauen sind die Depotspritzen zwar geeignet, aber für junge Frauen nicht empfehlenswert, da sie zu einer Abnahme der Knochendichte führen können. Weiterer Nachteil ist, dass es nach Absetzen der Spritze zwischen zehn Monaten und zwei Jahren dauert, bis die Frau wieder schwanger werden kann. Zur Dreimonatsspritze wird daher in der Regel erst nach Abschluss der Familienplanung geraten oder Frauen empfohlen, die andere Kontrazeptiva nicht vertragen oder regelrecht anwenden können.
Problem der Verträglichkeit Letztendlich richtet sich die Auswahl der Applikationsart und des speziellen Präparates nach den individuellen Bedürfnissen der Frau, wobei immer das Nutzen-Risiko-Verhältnis beachtet werden muss. Bei allen hormonellen Präparaten zur Empfängnisverhütung kommt es zu Nebenwirkungen. Zwischenblutungen, leichte Kopfschmerzen, Brustspannen oder Übelkeit sind einige davon. Meist treten sie vor allem in den ersten zwölf Monaten der Einnahme oder bei Wiederaufnahme der Anwendung nach einer Anwendungspause von vier oder mehreren Wochen auf.
Besonders gefürchtet sind jedoch thromboembolische Ereignisse wie tiefe Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien. Prinzipiell hängt das Risiko für Thrombosen und Thromboembolien von individuellen Gegebenheiten sowie von der Wirkstoffkombination und der Dosierung ihrer Einzelkomponenten ab. Durch Reduktion der Ethinylestradioldosis ließ sich bei modernen Präparaten das Risiko bereits deutlich senken.
Ähnlich sicher werden Präparate mit Estradiol und Estradiolvalerat als Estrogen-Komponente beurteilt. Neben der Estrogen-Dosis spielt zusätzlich aber noch die Gestagen-Komponente eine Rolle. Das geringste Risiko sollen Präparate aufweisen, die niedrigdosiertes Estrogen in Kombination mit den Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat enthalten.
Thrombose-Risiko im Fokus Da in der Vergangenheit immer wieder Fälle von Frauen bekannt wurden, die durch die Einnahme kombinierter hormoneller Kontrazeptiva eine Thrombose oder Thromboembolie erlitten, sollen Ärzte bei Verordnung hormoneller Kontrazeptiva besonderes Augenmerk auf das erhöhte Thrombos-Risiko richten. Sie werden vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angehalten, Präparate mit dem niedrigsten Risiko für venöse Thromboembolien zu verordnen.
Bei den kombinierten Pillen sind es daher die, die niedrigdosiertes Estrogen in Kombination mit den Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat enthalten. Noch niedriger wird das Risiko bei der Minipille mit Levonorgestrel eingeschätzt. Zudem wird es durch Einlegen einer Spirale nicht erhöht. Vaginalringe und Hormonpflaster scheinen hingegen mit höheren Thrombose-Risiken verbunden zu sein.
Beim Implantat ist das Thrombose-Risiko bislang nicht abschließend kalkulierbar. Auch lässt es sich bei der Dreimonatsspritze nur unzureichend beurteilen. Das höchste Risiko entfällt auf kombinierte Pillen der dritten und vierten Generation mit den Gestagenen Desogestrel, Gestoden, Dienogest, Drospirenon sowie Chlormadinon und Nomegestrol. Diese Präparate sollten nur nach einem ausführlichen Gespräch mit der Anwenderin verordnet werden, in dem sie über das erhöhte Thrombose-Risiko aufgeklärt wurde. Zugleich soll mit ihr der Einfluss ihrer individuellen Risikofaktoren besprochen und ihr die Anzeichen und Symptome einer Thrombose beziehungsweise Embolie erläutert werden.
Neue Checkliste Prinzipiell hängt das Risiko für Thromboembolien auch immer von individuellen Gegebenheiten ab. Frauen mit Risikofaktoren dürfen hormonelle Kombinationspräparate nur mit größter Zurückhaltung verordnet bekommen. Liegen Kontraindikationen vor, muss eine andere Art der Empfängnisverhütung gewählt werden. Um diese Frauen zu identifizieren, sind Ärzte angehalten, während eines Beratungsgespräches eine Checkliste abzuarbeiten.
Bei folgenden Punkten sollte die Verordnung kritisch abgewogen beziehungsweise bei Vorliegen von mehr als einem Risikofaktor kein kombiniertes hormonelles Kontrazeptivum verordnet werden: Alter über 35 Jahre, Raucher, Übergewicht (BMI über 35), hoher Blutdruck (systolisch 140159 oder diastolisch 9099 mm Hg), thromboembolisches Ereignis in der eigenen Vorgeschichte oder bei nahen Angehörigen in jungen Jahren, hohe Blutfettwerte selbst oder bei nahen Angehörigen, Migräneanfälle, kardiovaskuläre Vorerkrankungen, Diabetes mellitus, wenige Wochen zurückliegende Entbindung, anstehende Flüge über vier Stunden, andere Erkrankungen, die das Thromboseriiko erhöhen (z. B. chronisch entzündliche Darmerkrankungen, systemischer Lupus erythematodes, Krebs), Einnahme von Medikamenten, die das Thrombose-Risiko erhöhen (z. B. Corticosteroide, Neuroleptika, Antipsychotika, Antidepressiva, Chemotherapeutika).
Generell sollte kein kombiniertes hormonelles Kontrazeptivum verordnet werden, wenn auch nur eine der folgende Gegebenheiten vorliegt: bereits durchlaufende Thromboembolien, Herzinfarkt, Schlaganfall, bestehende Angina pectoris oder transistorische ischämische Attacken (Minderdurchblutung im Gehirn, „Mini-Schlaganfall“), Blutgerinnungsstörungen, Migräne mit Aura, Diabetes mellitus mit Gefäßschädigung, Hypertonie (systolisch über 160 oder diastolisch über 100 mmHg), sehr hohe Blutfettwerte und anstehende größere Operationen mit darauffolgen der Immobilität über einen längeren Zeitraum.