Schnupfen & Nasennebenhöhlenentzündung
PTA-Fortbildung

Schnupfen im Anmarsch

Die letzte Erkältungssaison ist wegen der Masken und der Kontaktbeschränkungen fast komplett ausgefallen. Für diesen Winter wird von Experten eine Rückkehr der Erkältungsviren erwartet. Sind Sie darauf vorbereitet?

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Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Dezember 2021

Freie Nase erwünscht Verschnupfte Kunden sehnen sich vor allem danach, schnell wieder frei atmen zu können. Daher werden bevorzugt abschwellende Mittel in der Apotheke verlangt. Prinzipiell stehen dafür verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Neben den klassischen gefäßverengenden alpha-Sympathomimetika, können vor allem (hypertone) Salzlösungen und einige Phytotherapeutika empfohlen werden. Sie führen in unterschiedlichem Ausmaß zum Abschwellen der Nasenschleimhaut und tragen damit zur Belüftung des Nasenraums, einschließlich der Nebenhöhlen sowie zum Sekretabfluss bei.

Alle drei Optionen nennt auch die aktuelle Leitlinie „Rhinosinusitis“ der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.. Sie führt zudem die Einnahme von Analgetika auf, wobei Ibuprofen und Acetylsalicylsäure aufgrund ihrer entzündungshemmenden Komponente der Vorzug gegeben wird. Allerdings stellen Schmerzmittel keine abschwellende Maßnahme dar, sondern sollen nur bei bestehenden Schmerzen zur Anwendung kommen.

Xylometazolin & Co Tropfen und Sprays mit lokalen alpha-Sympathomimetika vom Imidazol-Typ (z. B. Xylometazolin, Oxymetazolin, Tramazolin, Naphazolin) stellen den Klassiker zur Schnupfenbehandlung dar. Sie greifen an den alpha-Adrenorezeptoren der Schleimhautgefäße an und bewirken so eine Gefäßverengung der Blutgefäße in der Nasenschleimhaut (vasokonstriktorischer Effekt), die je nach Wirkstoff zwischen etwa vier bis acht Stunden anhält. Dadurch schwillt die Schleimhaut ab, die Luftwege weiten sich wieder und es wird weniger Sekret produziert. Die Nasenluftpassage wird innerhalb weniger Minuten wiederhergestellt. Gleichzeitig öffnen sich die Verbindungen zu den Nasennebenhöhlen und zum Mittelohr, sodass sich kein Sekret mehr ansammeln beziehungsweise bereits angestauter Schleim wieder über die Nase abfließen kann. Der rechtzeitige Einsatz gefäßverengender Mittel hilft somit, Komplikationen wie eine Rhinusinusitis, ein sinubronchiales Syndrom oder eine Otits media zu vermeiden.

Nasenspray-Abhängigkeit: Weg vom Spray
+ Kalter Entzug: Von heute auf morgen gar kein abschwellendes Nasenspray mehr verwenden zu dürfen, wird nur von wenigen toleriert. Die abrupte Methode kann aber gelingen, wenn die geschwollene Schleimhaut kurzfristig mit Glucocorticoid-haltigen Sprays behandelt wird. Alternative ist gegebenenfalls eine systemische Cortison-Gabe.

+ Ein-Loch-Methode: Dafür wird das gleiche abschwellende Nasenspray wie zuvor verwendet, wobei aber nur noch ein Nasenloch behandelt wird. In das andere Nasenloch wird eine hypertone Salzlösung (oder gar nichts) gesprüht. Hat sich die chronische Schwellung im „unbehandelten“ Nasenloch normalisiert, wird das abschwellende Präparat ganz abgesetzt.

+ Verdünnungsmethode: Es wird weiterhin in beide Nasenlöcher ein alpha-Sympathomimetikum gegeben, allerdings mit zunehmend reduzierter Dosierung. Dafür wird das abschwellende Präparat nach jeder Applikation mit einem Tropfen isotonischer Kochsalzlösung, Hyaluronsäure oder Dexpanthenol ergänzt. Bei weiterer Benutzung und Verdünnung nimmt die Dosierung des Präparates kontinuierlich ab, bis nur noch eine alpha-Sympathomimetika-freie Lösung in der Flasche enthalten ist.

+ Dosisreduktion: Eine schrittweise Entwöhnung kann auch erfolgen, indem zunächst auf Kinder- und anschließend auf Babydosierungen gewechselt wird. Zum Schluss erleichtern hypertone Salzlösungen die Entwöhnung. Zugleich werden die Nasenschleimhäute gut durchfeuchtet, bis sie sich wieder vollständig regeneriert haben.

Altersgerecht dosiert Lokale alpha-Sympathomimetika sind in unterschiedlichen auf das Alter abgestimmten Dosierungen erhältlich, um Überdosierungen und Nebenwirkungen (z. B. Blutdruckanstieg, Tachykardie, Atemstörungen) zu vermeiden. Dementsprechend wird in Präparate für Säuglinge, Kleinkinder unter zwei Jahren, Kinder zwischen zwei und sechs Jahren sowie Schulkinder und Erwachsene unterschieden. Dabei sind je nach Wirkstoff unterschiedliche Mengen des entsprechenden alpha-Sympathomimetikums enthalten. So sind für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren beispielsweise Präparate mit Xylometazolin 0,05 prozentig und Oxymetazolin-haltige Zubereitungen lediglich 0,025 prozentig.

Auch wenn sich „Kinderdosierungen“ an eine spezielle Altersgruppe richten, ist es oftmals möglich, mit diesen niedrigen Dosierungen ebenso bei Älteren eine Belüftung des Nasenraums sicherzustellen. Daher empfehlen viele Ärzte Schulkindern und Erwachsenen, die Präparate für Kinder zu nehmen, um die Dosis der vasokonstriktorischen Substanzen möglichst gering zu halten. Notfalls ist ein zweiter Sprühstoß oder Tropfen zu applizieren. Allerdings sollten die Verwender darauf aufmerksam gemacht werden, nicht zu früh nachzudosieren, da sich die gefäßverengende Wirkung erst nach circa zehn Minuten optimal entfaltet.

Tropfen oder Spray Säuglinge und Kleinkinder bis zu zwei Jahren dürfen keine herkömmlichen Dosiersprays erhalten. Sie sind für diese Altersstufen nicht geeignet, da durch den starken Sprühstrahl bei den Kleinen die Gefahr besteht, dass sie sich erschrecken und es dadurch zu Atemstörungen kommt. Zudem kann zu viel Wirkstoffmenge freigegeben werden, die eine zu starke Wirkstoffbelastung und Überdosierung mit sich bringen kann, was in diesem Alter mit schweren unerwünschten Wirkungen assoziiert ist (z. B. Atemstillstand). Für die Kleinen stehen Tropfen mit einer Pipette sowie spezielle Dosiertropfer zur Verfügung.

Letzterer sieht zwar wie ein Spray aus, gibt aber einen überspringenden Tropfen ab. Bei der Anwendung einer Pipette ist besondere Vorsicht geboten. Wie die Praxis in der Vergangenheit gezeigt hat, sind mit ihr leicht Fehldosierungen möglich. Daher ist inzwischen eine Altersanpassung für Xylometazolin-haltige Tropfen erfolgt. Während früher bereits für Säuglinge unter zwölf Monaten Tropfen mit 0,025 Prozent Xylometazolin zugelassen waren, ist ihr Einsatz nun auf Kleinkinder im Alter zwischen einem und zwei Jahren beschränkt.

Für Säuglinge sind aber weiterhin abschwellende Präparate im Dosiertropfer verfügbar, in denen 0,01 Prozent Oxymetazolin enthalten ist. Die Entscheidung für Tropfen oder Sprays ist aber nicht nur altersabhängig. Die Wahl der geeigneten Darreichungsform kann einen Einfluss auf den Therapieerfolg nehmen. Vorteil eines Nasensprays ist, dass der Wirkstoff durch den Sprühdruck besser die Zugänge der Nasennebenhöhlen erreicht und somit der Entwicklung einer Sinusitis vorbeugt. Nasentropfen können indessen besser in die Tube des Mittelohrs (Eustachische Röhre) gelangen und damit einer Otitis media entgegenwirken (Kopf bei Applikation seitlich neigen).

Unerwünschte Effekte Lokale alpha-Sympathomimetika sollen ohne ärztliche Anordnung nur kurzfristig (nicht länger als sieben bis zehn Tage) in der vorgesehenen Dosierung (ein Sprühstoß oder ein bis zwei Tropfen pro Nasenloch, bis zu dreimal täglich) angewendet werden, da sich bei langfristigem Einsatz Gewöhnungseffekte einstellen können. Dabei kommt es zu einer Abnahme der Rezeptorsensibilität, sodass die Schleimhäute wieder verstärkt anschwellen (Rebound-Effekt). Dies verleitet zu einer wiederholten Applikation des Arzneimittels, was einem Dauergebrauch und damit einer Abhängigkeit vom Schnupfenmittel Vorschub leistet.

Bei fortgesetzter regelmäßiger Verwendung ist dann die Entwicklung einer Rhinitis medikamentosa mit chronischer Schwellung bis hin zu atrophierten Schleimhäuten nicht mehr weit. Zuvor trocknet allerdings meist erst einmal die Nasenschleimhaut aus (Rhinitis sicca). Gegen den kurzfristigen und bestimmungsgemäßen Einsatz ist normalerweise nichts einzuwenden. Eine freie Nase ermöglicht einen erholsamen Nachtschlaf und hilft damit dem Immunsystem, den Schnupfen schnell zu überwinden. Da auch Konservierungsmittel wie Benzalkoniumchlorid eine Rhinitis medicamentosa begünstigen, sollten bevorzugt Präparate ohne Konservierung gewählt werden. Diesen Ratschlag geben auch die Leitlinien.

Die Aufbrauchfrist der Dosiersprays ohne Konservierungsstoffe variiert je nach Hersteller zwischen sechs und zwölf Monate, sodass sich bei der Abgabe ein Blick auf den Umkarton oder die Packungsbeilage lohnt. Prinzipiell sind gefäßverengende Präparate bei trockenen Nasenschleimhäuten aufgrund ihrer stark austrocknenden Wirkung nicht geeignet. Zu beachten ist weiterhin, dass gefäßverengende Präparate auch bei lokaler Applikation systemische Nebenwirkungen wie Blutdruckanstieg, Tachykardien oder Atemdepression haben können.

Daher sollten Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einer Schilddrüsenüberfunktion oder einem erhöhten Augeninnendruck (Glaukom) abschwellende Nasensprays beziehungsweise Tropfen gar nicht verwenden oder nur sehr vorsichtig dosieren. In einer Schwangerschaft sind sie nur kurzfristig unter strenger Indikationsstellung zu applizieren. Ein Teil kann resorbiert werden und beispielsweise an der Gebärmutter die Gefäße verengen.

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