Rheuma und seine vielen Gesichter
11 Minuten 100 Punkte
- 1Lernziele
- 2Was ist Rheuma?
- 3Entzündlich
- 4Degenerativ
- 5Extraartikulär & stoffwechselbedingt
- 6Rheuma behandeln
- 7Tipps für die Rheuma-Beratung
- 8Abschlussfragen
01. November 2025
Rheumatoide Arthritis
Die bekannteste und häufigste Erkrankung des entzündlich-rheumatischen Formenkreises ist die rheumatoide Arthritis. Circa ein Prozent der Bevölkerung ist von einer RA betroffen, Frauen etwa dreimal häufiger als Männer. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten. Meist wird sie aber erst nach dem 50. Lebensjahr diagnostiziert. Es können jedoch schon Kinder und Jugendliche an einer RA leiden. Dann spricht man von der juvenilen idiopathischen Arthritis (Arthritis im Kindesalter).
Bei einer rheumatoiden Arthritis greifen Autoantikörper die Gelenkinnenhaut an. Sie verdickt sich und produziert zu viel und veränderte Gelenkflüssigkeit. Das Gelenk schwillt an und dehnt die Gelenkkapsel und die Bänder. Es wird instabil. Nach und nach greift die Entzündung auf Knorpel und Knochen über, was letztlich das ganze Gelenk zerstört. Die Autoimmunreaktion setzt im gesamten Körper Entzündungsprozesse in Gang. So kann die RA nahezu alle Organe (vor allem Herz und Lunge) in Mitleidenschaft ziehen.
Warum sich der Körper gegen sich selbst richtet, ist nicht genau bekannt. Vermutlich spielen eine genetische Disposition und Umweltfaktoren (z. B. Allergie, Infektionen, Rauchen) eine Rolle.
Der Beginn der Erkrankung ist meist schleichend. Anfangs manifestieren sich die Entzündungen oftmals an den kleinen Finger- und Zehengelenken. Doch rheumatoide Arthritis schreitet schubweise voran, wobei ein Schub Wochen bis Monate andauern kann. Im späteren Verlauf greifen die Entzündungsprozesse auf größere Gelenke über. Die Gelenke schwellen an, schmerzen, werden steif und deformieren. Das schränkt die Betroffenen in ihren Bewegungen ein.
Zu Beginn zeigen sich die Symptome vor allem morgens. Später kann die Morgensteifigkeit bis zu fünf Stunden dauern.
Erste Hinweise auf eine rheumatoide Arthritis sind
- weiche Gelenkschwellungen in mehr als zwei Gelenken für sechs Wochen und länger,
- eine symmetrische Verteilung der befallenen Gelenke auf beiden Körperhälften sowie
- eine 60 Minuten und länger anhaltende Morgensteifigkeit (z. B. ist es dann nicht möglich, die Hände zur Faust zu schließen).
Weitere entzündlich-rheumatische Erkrankungen
Außer der rheumatoiden Arthritis gibt es zahlreiche weitere entzündliche Rheumaformen. Hier einige Beispiele.
Spondylarthritiden
Die Spondylarthritis ist eine Entzündung der Wirbel. Sind die kaudale (fußwärtige) Wirbelsäule oder die Iliosakralgelenke betroffen, liegt eine sogenannte Spondylitis ankylosans vor. Sie ist auch als Morbus Bechterew bekannt. Im Frühstadium schmerzt der Lendenwirbelbereich. In schweren Fällen kann die Wirbelsäule im Verlauf vollständig knöchern versteifen, ebenso die stammnahen Gelenke.
Außerdem zählt die Psoriasis-Arthritis zu den Spondylarthritiden. Sie tritt gemeinsam mit einer Schuppenflechte auf, in der Regel einige Jahre nach den ersten Hauterscheinungen. Grundsätzlich können alle Gelenke betroffen sein, wobei sich meist sämtliche Gelenke eines Strahls (z. B. Fingers) entzünden. Langfristig können sich die Gelenke, wie bei der rheumatoiden Arthritis, verformen.
Kollagenosen
Kollagenosen sind Bindegewebserkrankungen. Weil die inneren Organe und Gefäße beteiligt sind, können Kollagenosen lebensbedrohlich verlaufen. Zu den Kollagenosen gehören unter anderem
- der systemische Lupus erythematodes,
- die Systemische Sklerodermie,
- die Polymyositis sowie
- das Sjögren-Syndrom.
Der systemische Lupus erythematodes ist eine komplexe Autoimmunerkrankung. Auto-Antikörper richten sich gegen verschiedene Organsysteme wie Haut, Gelenke, Nieren und Herz. Weil die Erkrankung so viele unterschiedliche Symptome auslöst, dauert es oft lang bis zur Diagnose.
Vaskulitiden
Eine Vaskulitis ist eine Entzündung der Gefäße. Dazu gehört die Muskelerkrankung Polymyalgia rheumatica. Sie tritt vor allem im höheren Alter auf. Oft geht mit ihr auch eine Temporalarteriitis beziehungsweise Riesenzellarteriitis einher. Sie betrifft vor allem die großen und mittleren Arterien im Versorgungsgebiet der Halsschlagader.