Harnwegsinfektionen
18 Minuten
- 1Blasenentzündung allgemein
- 2Unterschiede bei Harnwegsinfekten
- 3Risikogruppen
- 4Antibiotika-Resistenzen
- 5Therapie mit Antibiotika
- 6Therapie ohne Antibiotika
- 7Tipps für die Beratung
- 8Lernerfolgskontrolle
01. August 2024
Bakterielle Infekte der Blase zählen zu den häufigsten Urogenitalerkrankungen der Frauen. Außerdem sind sie im ambulanten Bereich der zweithäufigste Anlass, Antibiotika zu verordnen.
Dabei sind bereits viele Erreger resistent und weitere Resistenzbildungen sollen vermieden werden.
Doch Blasenentzündungen schränken die Erkrankten akut im Arbeits- und Privatleben ein, eine Behandlung ist also erforderlich.
Was können PTA Betroffenen also empfehlen? Und wie berät man, wenn jemand immer wieder unter Harnwegsinfekten leidet?
Lernziele
Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung unter anderem,
- welche Arten von Harnwegsinfekten es gibt,
- an welchen typischen Symptomen Sie unkomplizierte Harnwegsinfektionen erkennen,
- wann die Grenzen der Selbstmedikation erreicht sind,
- welche Empfehlungen bei unkomplizierten Harnwegsinfekten laut Leitlinie bestehen,
- welche Hinweise Sie zur Vorbeugung von Blasenentzündungen geben können,
- wie die Impfung bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen durchgeführt wird und
- wie das Beratungsgespräch in der Apotheke laufen sollte.
Wer ist betroffen?
Besonders Frauen leiden unter wiederkehrenden Episoden, was zu einem hohen Leidensdruck führt. Aber auch Personen mit Diabetes, neurologischen Erkrankungen, Harnwegsanomalien, unter Immunsuppressiva oder mit häufigen Infekten sowie Schwangere sind anfällig für Harnwegsinfektionen. Eine besondere Aufmerksamkeit ist bei älteren Menschen und Kindern geboten, da diese oft unspezifische Symptome zeigen. Die Infektion wird nicht immer erkannt und kann verschleppt werden.
Diskutiert wird auch eine gewisse genetische Veranlagung, immer wieder an Harnwegsinfektionen zu erkranken, insbesondere wenn die Frauen in einer Familie gehäuft betroffen sind. Diejenigen, die häufig unter Blasenentzündungen leiden, versuchen oftmals mit Hausmitteln, Vitaminen und Säften vorzubeugen – leider oft erfolglos, wenn eine fachliche Beratung fehlt.
Unkomplizierte und „komplizierte“ Harnwegsinfekte
Kommt es zu Komplikationen und die Niere ist betroffen, dann ist Gefahr in Verzug und ärztliche Therapie unverzichtbar. Harnwegsinfektionen sind also nicht immer unkompliziert. Gut ist, dass die meisten Betroffenen mit den ersten leichten Beschwerden zunächst in die Apotheke kommen und dort Rat suchen, was akut zu tun ist.
Risikofaktoren für eine unkomplizierte Zystitis
- Häufiger Geschlechtsverkehr („Honeymoon-Zystitis“)
- Falsche und übertriebene Intimhygiene
- Phasen der hormonellen Umstellung
- Schwangerschaft, Geburt
- Klimakterium, Postmenopause
- Bestimmte Verhütungsmaßnahmen (Spermizide, Diaphragmen)
- Antibiotika-Einnahme vor zwei bis vier Wochen
- Diabetes mellitus
Nicht immer ist klar, ob es ein Fall für die Selbstmedikation ist. PTA müssen im Beratungsgespräch ihre Lotsenrolle erfüllen und erfragen,
- wie sich die Beschwerden äußern,
- wie lange sie vorliegen,
- was bereits dagegen unternommen wurde
- und ob es irgendwelche Risikofaktoren in Form von Vorerkrankungen oder Medikamenten gibt.
Red Flags: Wann zum Arzt?
Auch nach den Red Flags, also den Aspekten, die anzeigen, dass die Grenze der Selbstmedikation überschritten ist, sollte gefragt werden:
- Fieber,
- Blut im Urin,
- anhaltende oder
- kolikartige starke Schmerzen
sind Symptome, die eine ärztliche Abklärung verlangen. Bestimmte Patientengruppen müssen außerdem besonders intensiv beraten werden, das sind Kinder, alte Menschen mit Komorbiditäten und Schwangere.