Fiese Stiche
19 Minuten
- 1Mücken & Malaria
- 2Tropen- und Fieberkrankheiten – Teil 1
- 3Tropen- und Fieberkrankheiten – Teil 2
- 4Abwehrstrategien
- 5Nicht nur Mücken
- 6Fortbildung
01. Juli 2021
Hilfe nach dem Stich Ist es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu Insektenstichen gekommen, nehmen lokal aufzutragende Gele mit Antihistaminika (z. B. Dimetindenmaleat, Bamipin, Chlorphenoxamin) den Juckreiz und lindern schmerzhafte Rötungen oder leichte Schwellungen. Bei stärkeren Beschwerden wirken Zubereitungen mit Hydrocortison effektiver (für Kinder ab sechs Jahren). Zudem können orale Antihistaminika (z. B. Cetirizin, Loratadin) zusätzliche Linderung verschaffen. Als angenehm werden auch kühlende Umschläge oder Kühlpads empfunden. Ebenso wirken Roller mit Kühl-Gelen, die über Verdunstungskälte funktionieren, wohltuend.
In einigen Produkten sind noch lokalanästhetische Wirkstoffe (z. B. Polidocanol) mitenthalten, mit denen der Juckreiz betäubt wird. Über einen Wärmeimpuls verhindern kleine Geräte, dass sich das Insektengift verteilt (Stichheiler). Hat sich der Stich entzündet, helfen Antiseptika wie Povidon- Jod. Bei Sekundärinfektionen, die häufig durch Bakterien auf der Haut (z. B. Streptokokken) ausgelöst werden, reichen diese jedoch meist nicht aus. Dann sind Antibiotika erforderlich, die bei ausgeprägten Symptomen (z. B. großflächige, starke Schwellungen) unter Umständen systemisch zu applizieren sind. Zu schweren allergischen Reaktionen wie einem allergischen Schock kommt es bei Stichen exotischer Mücken glücklicherweise selten.
Zecken sind zwar auch gefürchtete Krankheitsüberträger. Sie zählen aber nicht zu den Insekten, sondern zu den Spinnentieren.
Nicht nur Mücken Unter den Insekten sind nicht nur verschiedene Mückenarten Vektoren für Infektionskrankheiten. Ebenso zählen Bremsen, Fliegen, Flöhe, Kleiderläuse oder Wanzen zu den Blutsaugern, die gefährliche Krankheiten übertragen können. In Äquatorialafrika verursachen bestimmte Bremsen (Chrysops dimidiata) vor allem die tropische Wurmerkrankung Loiasis, die auch Kamerunbeule genannt wird. Sie wird durch einen Fadenwurm hervorgerufen, der in Zentral- und Westafrika endemisch ist. Im Gegensatz zu den Stichen der Stechmücken, die für uns schmerzlos verlaufen, verspüren wir die Blutmahlzeit der Bremsen sehr deutlich, da ihre Mundwerkzeuge wesentlich größer sind. Zudem jucken ihre Bisse stärker.
Auch die Stiche der Tsetsefliegen (Glossina) sind sehr schmerzhaft. Sie übertragen bei ihrer Blutmahlzeit einzellige Parasiten (Protozoen), die beim Menschen die Schlafkrankheit (Glossina palpalis) auslösen. Dabei handelt es sich um eine gefährliche Erkrankung des Lymph- und Nervensystems, die derzeit in 36 afrikanischen Ländern verbreitet ist. Gefährlich können auch Flöhe sein. Bekannt ist vor allem der Pestfloh (Xenopsylla cheopis), der sich heute noch in begrenzten Endemiegebieten Asiens, Afrikas, im tropischen Mittelund Südamerika sowie in Nordamerika findet. Er ist auch unter dem Namen Rattenfloh bekannt und überträgt durch seinen Stich die Bakterien Yersinia pestis. Diese lösen die Pest aus, die sich in verschiedenen Formen manifestieren kann: Beulenpest, Lungenpest und Pestsepsis.
Während in unseren Breiten Kopfläuse (Pediculus humanus capitis) keine Krankheitsüberträger sind, können unter hygienisch schlechten Bedingungen Kleiderläuse (Pediculus humanus humanus) Bakterien wie Bartonella quintana übertragen, die das Fünf-Tage-Fieber (Synonym Schützengrabenfieber) auslösen. Ebenso können Kleiderläuse als Vektoren für Borrelia recurrentis, den Erregern des Läuserückfallfiebers, fungieren. Die blutsaugenden Chagas-Wanzen oder auch Raubwanzen (Reduviidae) sind in lateinamerikanischen Ländern weit verbreitet. Sie übertragen die Chagaskrankheit (amerikanische Trypanosomiasis), die in 70 Prozent der Fälle spontan heilt. Bei 10 bis 20 Prozent der infizierten Personen sind schwere Organveränderungen die Folge. Die Infektion erfolgt nicht durch den Stich, sondern durch den Wanzenkot, der während der Blutmahlzeit freigesetzt wird.
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