Fiese Stiche
19 Minuten
- 1Mücken & Malaria
- 2Tropen- und Fieberkrankheiten – Teil 1
- 3Tropen- und Fieberkrankheiten – Teil 2
- 4Abwehrstrategien
- 5Nicht nur Mücken
- 6Fortbildung
01. Juli 2021
West-Nil-Fieber Überträger für das West-Nil-Fieber ist wieder ein Flavivirus, das West-Nil-Virus. Es gehört zu den am weitest verbreiteten Flaviviren überhaupt. Als Vektor fungieren verschiedene Stechmücken, vor allem die Gattung Culex (z. B. Culex quinquefasciatus, die Südliche Hausmücke), seltener die Gattung Aedes. Das Hauptreservoir für die Viren bilden wildlebende Vögel. Zudem kommt es in Säugetieren (vor allem bei Pferden, seltener Katzen) vor, auch Menschen zählen dazu. Da sie aber nur niedrige Virusspiegel im Blut aufweisen, stellen sie keine Virusquelle für die Mücken dar und gelten somit als Fehlwirte.
Allerdings sind Übertragungen über Organtransplantationen oder Bluttransfusionen bekannt. Die Krankheit verläuft nur selten schwer. 80 Prozent der Infizierten sind symptomlos, etwa 20 Prozent entwickeln eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung. Nur etwa jeder 150. der Infizierten zeigt einen schweren Verlauf, bei dem das Erkrankungsgeschehen auf das zentrale Nervensystem übergeht. Neben einer zumeist gutartigen Meningitis treten Encephalitiden auf, die unter anderem mit Lähmungen, mentalen Veränderungen oder epileptischen Anfällen einhergehen können.
Das West-Nil-Virus kommt weltweit vor, selbst nach Europa haben Flugvögel das Virus aus ihren afrikanischen Winterquartieren mitgebracht. Vor allem in Süd- und Südosteuropa (z. B. Griechenland, Spanien, Norditalien, Teile des Balkans) werden Infektionen mit dem West-Nil-Virus beobachtet. Inzwischen hat das Virus auch Deutschland erreicht. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass die West- Nil-Viren hier überwintert und autochthone Infektionen durch die infizierte heimische Gemeine Stechmücke Culex pipiens ausgelöst haben. Die Infektionen werden symptomatisch behandelt, eine Impfung steht nicht zur Verfügung.
Japanische Enzephalitis Das Japan-Enzephalitis-Virus, ein Flavivirus, das eng mit dem West-Nil-Virus verwandt ist, wird ebenfalls durch Stechmücken der Gattung Culex (vorzugsweise Culex tritaeniorhynchus und Culex vishnui) übertragen. Das Virus kommt vor allem in subtropischen und tropischen Zonen Ost- und Südostasiens vor, wo Wildvögel (Wasservögel) und Schweine das Hauptvirusreservoir bilden. Das Virus findet sich aber auch in Reptilien oder Fledermäusen. Betroffen sind besonders ländliche Gebiete, in denen Reisanbau und Schweinezucht betrieben werden.
Meist verlaufen die Infektionen asymptomatisch oder manifestieren sich als milde, grippeartige fieberhafte Erkrankung. Die Viren können aber auch ins zentrale Nervensystem (ZNS) gelangen und neurologische und psychische Dauerschäden verursachen. 30 Prozent der Infektionen mit ZNS-Beteiligung enden tödlich. Die Japanische Enzephalitis ist nicht heilbar und kann nur symptomatisch therapiert werden. Allerdings steht ein Impfstoff zur Verfügung, der Asienreisenden empfohlen wird, die sich länger in ländlichen Endemie- oder Epidemiegebieten aufhalten.
Bei Reisen in Malariagebiete sollte ein Fieberthermometer mitgenommen werden, um bei Krankheitsgefühl regelmäßig die Temperatur zu messen.
Flussblindkrankheit Kriebelmücken der Gattung Simulium sind Überträger von Fadenwürmern (Onchocerca volvulus), die die Flussblindkrankheit (Onchozerkose) auslösen. Die Tropenkrankheit ist insbesondere in tropischen Regionen Afrikas, vor allem Westafrika verbreitet. Zudem sind der Jemen sowie Mittel- und Südamerika (insbesondere Guatemala, Venezuela, Brasilien, Mexiko) Endemiegebiete. Da Kriebelmücken in rasch fließenden Gewässern auf Wasserpflanzen brüten, sind die Infektionen auf Bewohner von Flussgebieten begrenzt, worauf auch der deutsche Name der Tropenkrankheit Bezug nimmt.
Gleichzeitig greift sie die Augenläsionen auf, die eine schwerwiegende Komplikation der Erkrankung darstellt und zur Erblindung führen kann. Für die Krankheitssymptomatik sind hauptsächlich Mikrofilarien verantwortlich. Das sind die Larven der Würmer, die von den weiblichen Kriebelmücken beim Stich auf den Menschen übertragen werden. Während ihrer Reifung wandern sie monatelang durch den menschlichen Organismus, bis sie sich als adulte geschlechtsreife Würmer (Makrofilarien) an verschiedenen Stellen des Körpers im subkutanen Gewebe ansiedeln.
Dort werden sie als Wurmknäuel, die sich bindegewebig abkapseln (Ochozerkome), sichtbar und überleben etwa zehn Jahre. Während dieser Zeit erzeugen sie laufend Mikrofilarien, die das Bindegewebe durchströmen und zu Hautveränderungen (Onchodermatitis) führen. Gelangen sie ins Augengewebe, besteht die Gefahr für irreparable Augenschädigungen mit Erblindung. Die antiparasitäre Therapie erfolgt mit Ivermectin, das die Larven angreift (mikrofilarizide Wirkung). Die adulten Würmer werden mit Doxycyclin behandelt (makrofilaridzide Wirkung).
Leishmaniose Die auch unter dem Namen Orientbeule bekannte Kutane Leishmaniose (Hautleishmaniose) zählt ebenso zu den häufigen Reisedermatosen. Erreger sind verschiedene Spezies der Gattung Leishmania, die mit Hilfe der zu den Schmetterlingsmücken zählenden Sandmücken (Phlebotominae) zum Wirt gelangen. Sandmücken werden auch als Pool-Sauger bezeichnet, da sie mit ihren breiten Mundwerkzeugen erst die Haut aufritzen, um dann anschließend die entstandene Lache aus Blut und Lymphe – den Pool – aufsaugen. Als Erregerreservoir dient nicht nur der Mensch, auch Nagetiere, Hunde, Wölfe und Füchse werden mit Leishmanien infiziert.
Die Parasiten vermehren sich in den Makrophagen ihres Wirts, der abhängig von der Reaktion seines Immunsystems verschiedene Krankheitsbilder entwickelt (z. B. Kutane Leishmaniose, Mukokutane Leishmaniose, Viszerale Leishmaniose). Während sich bei der kutanen Form auf der Haut ulzerierende Papeln zeigen, sind bei der mukokutanen Variante auch die Schleimhäute betroffen. Die Viszerale Leishmaniose ist die gefährlichste Ausprägung, da sie durch Befall innerer Organe wie Lymphknoten, Milz, Leber oder Knochenmark unbehandelt häufig letal endet.
Sandmücken sind überall dort verbreitet, wo die Jahresdurchschnittstemperatur nicht unter zehn Grad Celsius fällt. Somit sind sie vor allem in den Subtropen und Tropen, in Asien und Amerika sowie im Mittelmeerraum anzutreffen. Inzwischen machen sich Sandmücken aber auch in Deutschland breit, wobei bislang vor allem Phlebotomus mascittii identifiziert wurde. Diese Sandmücken- Art ist nicht unbedingt auf Blutmahlzeiten angewiesen, sodass von ihr nicht die Gefahr einer Leishmaniose-Infektion ausgeht. Allerdings können sie Viren übertragen, die das Toskana- Fieber auslösen, eine grippeähnliche Erkrankung, die zu einer Meningitis führen kann.