Das Gehirn und seine Transmitter
17 Minuten
- 1Anatomie des Gehirns
- 2Acetylcholin
- 3Adrenalin & Noradrenalin
- 4Serotonin
- 5Dopamin
- 6Histamin
- 7Cortisol
- 8Fortbildung
01. Oktober 2023
Dopamin – der Belohnungsbotenstoff
Dopamin ist der Stoff, der die Freude, Lust und Motivation steuert. Dopamin ist an der Steuerung des Belohnungssystems, der Motorik, des Brechzentrums und der Prolaktinbildung beteiligt. Es gehört auch zu der Gruppe der Monoamine und wird aus der Aminosäure Tyrosin gebildet. Die Vorstufe Dihydroxyphenylalanin wird durch die Dopa-Decarboxylase in Dopamin umgewandelt, das dann in den synaptischen Vesikeln gespeichert wird. Dopamin ist eine unmittelbare Vorstufe von Noradrenalin und Adrenalin.
Es gibt vier dopaminerge Bahnen im Gehirn: eine zum nigrostriatalen, dem mesolimbischen, dem mesokortikalen und dem tuberoinfundibulären System. Das System der Dopamin-Rezeptoren umfasst fünf verschiedene Rezeptoren, die in die D1- und die D2-Familie unterteilt werden. Der D1-Rezeptor ist von allen Dopamin-Rezeptoren am stärksten verbreitet. Störungen des D1-Rezeptor-Signalwegs finden sich bei einer Reihe von psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Morbus Parkinson und Suchtkrankheiten.
Besonders offensichtlich wird die Bedeutung von Dopamin bei Patienten mit Morbus Parkinson. Diese neurodegenerative Erkrankung geht mit einem kontinuierlichen Untergang dopaminbildender Zellen einher. Dopamin ist für die Steuerung extrapyramidal motorischer Bewegungen in der Substantia nigra mit verantwortlich. Aufgrund des Dopaminmangels treten die typischen Parkinsonsymptome auf:
- Tremor (Zittern),
- Akinese (Bewegungsarmut)
- und Rigor (Versteifung).
Durch den therapeutischen Einsatz von Levodopa oder Dopaminagonisten wird versucht, das Dopamindefizit auszugleichen. Dies gelingt zu Beginn der Erkrankung für eine gewisse Zeit. Mit Fortschreiten der Erkrankung werden die Phasen der Dopaminwirkung immer kürzer und es kommt zu sogenannten On-off-Phänomenen. Dabei wechseln sich die Zeiten einer Überbeweglichkeit mit Phasen der Bewegungsarmut in kurzen Abständen ab. Um möglichst hohe Dopaminkonzentrationen im Gehirn zu erreichen, wird Levodopa immer mit einem Dopa-Decarboxylasehemmstoff kombiniert. So wird vermieden, dass Dopamin bereits in der Peripherie gebildet wird und dort Nebenwirkungen wie Blutdruckschwankungen und gastrointestinale Beschwerden hervorruft.
Levodopa überwindet zum größten Teil die Blut-Hirnschranke und wird dann am Zielort in die aktive Form des Dopamins umgewandelt. Dopamin spielt als Belohnungs-Botenstoff eine wichtige Rolle bei der Suchtentstehung. Das mesolimbische System ist das Gehirnareal, das für Wohlbefinden und Lustempfindung verantwortlich ist. Hier werden die Signalwege bei der Suchtentstehung verändert. Drogenkonsum, Alkoholmissbrauch oder Nicotinsucht basieren auf der Erhöhung des extrazellulären Dopamins, das das Suchtverhalten aufrechterhält.
In der Entzugsphase ist die Dopaminkonzentration im Nucleus accumbens vermindert. Das sogenannte Craving (starkes Verlangen bei Suchterkrankungen) scheint im Hypothalamus durch Dopamin ausgelöst zu werden. Dopamin hemmt als Gonadotropinreleasinghormon-Blocker die Prolaktinfreisetzung. Dopamin-Agonisten werden deshalb zum Abstillen verwendet. Eine wichtige Rolle spielt Dopamin auch bei verschiedenen psychischen Erkrankungen.
Übermäßige Dopaminwirkungen im mesolimbischen System werden als Faktor für die Positivsymptome der Schizophrenie gesehen, diese sind zum Beispiel Gedankenverlautbarungen und Halluzinationen. Mit Antipsychotika der ersten Generation, wie Melperon, Promethazin oder Haloperidol werden diese Symptome in unterschiedlichem Maße gedämpft. Sie wirken jedoch nicht gegen die Antriebslosigkeit und depressiven Beschwerden der Patienten. Antipsychotika der zweiten oder dritten Generation adressieren im Gegensatz zu den älteren Wirkstoffen zusätzlich auch noch diese sogenannten Negativsymptome, eben eine depressive Stimmung und Apathie. Alles wird über die Dopaminrezeptoren kontrolliert.