Es geht auch anders: Um den Blutdruck herunterzuregeln, könnte eine neue Methode dessen Behandlungsmethoden revolutionieren. © sudok1 / iStock / Getty Images Plus

Bluthochdruck | Neues Behandlungsverfahren

WIE MAN DEN STILLEN KILLER KALTMACHT

Er hat 80 Prozent der Herzinfarkte und die Hälfte aller Schlaganfälle auf dem Gewissen: der Bluthochdruck. Die Wissenschaft überprüft gerade eine neue Behandlungsmethode, die sich Renale Denervation (RDN) nennt.

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Man merkt ihn nicht und doch ist er da: Die Hypertonie stellt eine immense Bedrohung der Gesundheit dar und kann zu irreparablen Schäden an lebenswichtigen Organen wie Herz und Niere führen. Man nennt den Bluthochdruck auch „stillen Killer“, wegen seiner Symptomlosigkeit. Und dieser Killer bringt auf seine Art eine ganze Menge Menschen um.

Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) ruft nachdrücklich dazu auf, erhöhte Werte ernst zu nehmen. Hierzulande gilt jemand, der die rote Linie 140/90 mm Hg dauerhaft überschreitet, als behandlungsbedürftig. Wer feststellt, dass punktuelle Messungen immer wieder denselben erhöhten Wert ergeben, sollte zum Arzt gehen. Der wird im Idealfall eine 24-Stunden-Messung vornehmen.

Diese 24-Stunden-Blutdruckmessung ist auch deshalb wichtig, um Patienten zu identifizieren, deren Blutdruck auch in der Nacht nicht absinkt. Normalerweise fällt er nämlich um circa 15 Prozent. Bleibt dieser Effekt aus oder steigt der Blutdruck sogar, hat der Betroffene ein sehr stark erhöhtes Schlaganfall-Risiko.

Natürlich kann auch ein gesünderer Lebensstil den Blutdruck um etwa zehn mm Hg systolisch und um fünf mm Hg diastolisch senken – und entspricht damit genau der Wirkweise eines Antihypertensivums. Doch die Erfahrung zeigt, dass die meisten Menschen weder in der Lage noch willens sind, ihre Lebensweise auf Dauer zu verändern. Auch die Adhärenz zu einer medikamentösen Therapie lässt mit der Zeit deutlich nach, da die fehlenden Symptome die Krankheit in eine abstrakte Bedrohung verwandeln.

Nun gibt es jedoch eine neue Alternative zur Tabletteneinnahme: die renale Denervation. Sie unterbricht die Daueraktivierung des Sympathikus, der bei Bluthochdruck-Patienten in einem ewigen Teufelskreis vorliegt. Bei der RDN werden sympathische Nervenfasern einer Nierenarterie verödet. Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv über einen Katheder, der durch die Leistenarterie in die Niere geschoben wird.

Nach ein paar negativen Erfahrungen sei die entsprechende Studie Symplicity HTN-3 zunächst ein wenig in Verruf geraten, berichtet Professor Dr. Joachim Weil von den Sana Kliniken Lübeck. Darin hatte nach sechs Monaten kein Unterschied beim systolischen 24-Stunden-Blutdruck zwischen einer Interventionsgruppe und einer Kontrollgruppe bestanden, die nur mit einer Scheinoperation behandelt worden war. Jedoch: Der fehlende Effekt könnte der Unerfahrenheit der Operateure geschuldet sein. Viele Behandler hatten nämlich nur eine einzige RDN durchgeführt – und das reicht nun mal nicht.

Mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse, die belegen, dass der Effekt einer RDN dem eines medikamentösen Blutdrucksenkers vergleichbar ist. Von Vorteil sei, „dass der Blutdruck dauerhaft gesenkt wird, auch in den frühen Morgenstunden, in denen sich bekanntermaßen die meisten Herz-Kreislauf-Ereignisse zutragen. Auch Wirkstoffschwankungen, etwa beim Vergessen einer Dosis des Blutdrucksenkers, sind kein Thema“, sagt Weil, der prophezeit: „Wenn sich die Ergebnisse bestätigen, wird die renale Denervation einen festen Platz im Therapiealltag einnehmen.“ Momentan ist die Kostenübernahme von 5000 Euro nämlich noch eine Einzelfallentscheidung der Krankenkassen.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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