Fremdkörper | Augapfel
WENN HEIMWERKEN „INS AUGE GEHT“
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Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin empfiehlt insbesondere bei einseitigen Bindehautentzündungen, Fremdkörper als mögliche Ursache in Betracht zu ziehen. Versteckte Partikel im Augeninneren lassen sich mithilfe der Hochfrequenzsonografie aufspüren. Grundsätzlich sollten bei Arbeiten, bei denen feine Partikel in die Luft gelangen, Schutzbrillen getragen werden.
„Wenn Fremdkörper beim Hämmern oder Meißeln abspringen und schnell auf das Auge treffen, bleiben sie oftmals nicht auf der Oberfläche liegen, sondern dringen in die Wand des Augapfels ein“, erklärt DEGUM-Experte Professor Dr. med. Frank Tost, stellvertretender Direktor der Universitätsaugenklinik Greifswald und stellvertretender Leiter der DEGUM-Sektion Ophthalmologie. Mit den üblichen Instrumenten können Augenärzte die Partikel dann häufig nicht mehr lokalisieren. „In vergleichenden Studien hat die Hochfrequenzsonografie die höchste Trefferrate bei der Suche nach Fremdkörpern erzielt“, berichtet Tost. Zudem erleichtern die Ultraschallbilder die Planung der Operation, in welcher die Ärzte den Fremdkörper aus dem Auge entfernen.
Wie eine aktuelle Untersuchung aus Österreich zeigt, passieren Unfälle, bei denen Fremdkörper tief ins Auge eindringen, überwiegend im privaten Bereich. Die Wissenschaftler der Universitätsaugenklinik Graz hatten unter anderem Daten von 110 Patienten ausgewertet, die sich in den Jahren 2007 bis 2013 mit einem Fremdkörper im Augeninneren in der Notfallambulanz vorgestellt hatten. „Offenbar werden gerade zu Hause die Gefahren beim Arbeiten mit Hammer, Meißel oder Bohrmaschine unterschätzt“, kommentiert Tost.
Wenn das Auge tränt, die Bindehaut rot wird und es zu einem häufigeren Lidschlag kommt, können dies Anzeichen dafür sein, dass ein Fremdkörper ins Auge gelangt ist. „Auch wenn nur eine mäßige Rötung am äußeren Auge sichtbar ist, kann eine schwerwiegende Verletzung vorliegen“, warnt Tost. Der Experte empfiehlt im Zweifelsfall einen Augenarzt oder die Ambulanz einer Augenklinik aufzusuchen: „Nur Fachleute können eine gefährliche Rötung des Auges, auch „ziliare Injektion“ genannt, von einer Bagatellerkrankung sicher unterscheiden“.
Welche bildgebende Diagnostik die Mediziner dann nutzen, um dem Fremdkörper auf die Spur zu kommen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Nicht zuletzt spielt das Material des Fremdkörpers eine Rolle: Zur Ortung von Metallteilen etwa bietet sich die Computertomografie an, die auf Röntgenstrahlen basiert. Ist der Splitter hingegen weniger „strahlendicht“ und besteht beispielsweise aus Holz oder Kunststoff, ist die Sonografie erfolgsversprechend. Für den Augenultraschall stehen den Ärzten verschiedene Sonden mit Frequenzen zwischen 10 und 60 Megahertz zur Verfügung. Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Eindringtiefe, dem Auflösungsvermögen und der Abbildungsgeometrie. „Bei einer Entzündung im vorderen Augenabschnitt, bei der sich die ursprüngliche Verletzung bereits wieder verschlossen hat, ist zum Beispiel die Hochfrequenzsonografie das Mittel der Wahl“, erklärt Tost. Die auch als „Ultraschallmikroskopie“ bezeichnete Methode macht Strukturen bis zu einer Eindringtiefe von einem Zentimeter in hoher Auflösung sichtbar.
Für die Untersuchung versetzt der Arzt das Auge zunächst in örtliche Betäubung. Anschließend begutachtet er systematisch den Bereich, in den ein Fremdkörper eingedrungen sein könnte. „Der große Vorteil des Augenultraschalls ist, dass die Untersuchung durch den Augenarzt unkompliziert und ohne jede Nebenwirkung für den Patienten erfolgt“, betont DEGUM-Experte Tost.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)