Komplexe Proteine gehören zu den Hauptauslösern berufsbedingten Asthmas. Vor allem feinster Mehlstaub reizt die Schleimhäute. © PointImages / iStock / Getty Images Plus

Asthma bronchiale | Berufskrankheit

WENN ARBEIT KRANKMACHT

Schätzungen zu Folge leiden etwa 330 Millionen Menschen unter Asthma. Zeigen sich erste Symptome erst im Erwachsenenalter lohnt es sich, den Arbeitsplatz einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

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In solchen Fällen spricht man dann von einem berufsbedingten beziehungsweise Work Related Asthma (WRA), das sich noch einmal in verschiedene Formen unterteilen lässt. Mutiert ein saisonal bedingtes allergisches Asthma durch den Kontakt mit bestimmten Substanzen am Arbeitsplatz zu einem ausgeprägten Asthma bronchiale, so bezeichnet man diese Form als Work Aggravated Asthma (WAA). In etwa 20 Prozent aller Fälle liegt eine derartige Verschlimmerung vor. Wird die Lungenerkrankung erstmalig durch Kontakt mit Substanzen des Arbeitsplatzes ausgelöst, nennt man diese Form Occupational Asthma (OA). In der Regel treten die Beschwerden generell beim berufsbedingten Asthma immer mit dem täglichen Arbeitsbeginn auf und verstärken sich im Tagesverlauf. Zuhause gehen die Symptome meist zurück, ebenso am Wochenende oder im Urlaub. Bei manchen zeigen sich jedoch sogar noch Monate danach Symptome. Oft äußern Betroffene in diesen Situationen schon einen ersten Verdacht, woher ihre Beschwerden stammen könnten.

Es sind vor allem niedermolekulare Chemikalien wie Diisocyanate und komplexe allergene Proteine aus der Lebensmittelindustrie (z.B. Weizenproteine) oder von Tieren (z.B. von Labortieren oder in der Tierpflege), die sich zu den Auslösern zählen lassen. Durch Noxen, wie Chemikalien, ausgelöste Asthma-Symptome äußern sich meist durch Husten, Giemen und Kurzatmigkeit, die kurz nach einer hochdosierten Exposition mit dem Schadstoff, zum Beispiel durch Verschütten entsprechender Chemikalien oder durch das Einatmen von Rauch, auftreten können. Ob auch ein chronischer Kontakt mit niedrigen Dosen ein Asthma auslösen kann, wird zurzeit noch diskutiert. Genauso können Symptome aber auch erst nach einiger Zeit auftreten, obwohl der Betroffene trotz regelmäßigen Kontakts mit den Substanzen über Monate oder gar Jahre hinweg bislang keine Beschwerden geäußert hat. Treten dazu noch Augenjucken oder Niesen auf, ist dies ein Anzeichen für eine IgE-vermittelte Sensibilisierung – ähnlich einer Allergie beziehungsweise einem allergischen Asthma. Dies kann typischerweise mit einer Latenzzeit einhergehen. Auch kann bei Rauchern fälschlicherweise eine COPD statt eines berufsbezogenen Asthmas diagnostiziert werden, da sich die Symptome sehr ähneln.

Besteht der Verdacht auf ein WRA, so sollte eine ausführliche Anamnese und Diagnostik durchgeführt werden. Die spezifische Inhalationsprovokation, bei der der Betroffene gezielt mit dem vermeintlichen Reizstoff konfrontiert wird, ist nicht immer möglich, gilt aber als Goldstandard. Alternativ können wiederholte Messungen der Peak Expiratory Flow Rate (PEFR), also die Messung des maximalen Atemstroms bei der Ausatmung, am Arbeitsplatz stattfinden. Ebenso eine Sensibilisierung mittels Pricktest – sollten die Allergene industriell zur Verfügung stehen.

Die häufigsten Auslöser sind Diisocyanate – etwa fünf bis zehn Prozent der Arbeiter entwickeln durch den Kontakt eine OA. Die Chemikalien sind zum Beispiel in Lacken, Klebstoffen, Montageschaum oder Dichtungsmitteln enthalten. Sie schädigen Zellmembrane und können die Schleimhäute stark reizen.
Im Verdacht stehen auch Reinigungs- und Desinfektionsmittel: Es gibt Daten, die ihnen ein auslösendes Potenzial beziehungsweise die Verschlimmerung eines bestehenden Asthmas zuschreiben. Dazu passt auch die Zunahme von OAs im Reinigungs- oder Gesundheitsgewerbe.

Ebenfalls schwer haben es Personen, die in der Lebensmittelindustrie, Tierfutterherstellung oder Landwirtschaft arbeiten – besonders kleine Mehlpartikel fördern die Ausbildung des sogenannten Bäckerasthmas.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: DAO A, Bernstein Dl. Ann Allergy Asthma Immunol 2018; 120: 468-475; aus Medical Tribune, 53. Jahrgang, Nr. 27/28, 13. Juli 2018

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