Eine Frau hat einen Block vor sich liegen, darauf steht "2021 Goals". Die Liste ist noch leer.
Wenn man Vorsätze fasst, kommt es auf die Formulierung an. © Anikona / iStock / Getty Images Plus

Psychologie | Wortwahl

WAS WIR VON NEUJAHRSVORSÄTZEN FÜR DIE PANDEMIE LERNEN

Etwas Neues in den Alltag einführen statt sich etwas verbieten: So lautet, kurzgefasst, die Empfehlung für erfolgversprechende gute Vorsätze. Das ergibt sich aus einer Studie schwedischer Forscher. Wer also will, dass seine Neujahrsvorsätze Wahrheit werden, sollte sich daran halten.

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Worte haben eine besondere Macht. Man muss sie allerdings richtig setzen: So spielt die Formulierung eine entscheidende Rolle. Das gilt im Besonderen bei Neujahrsvorsätzen, die ja eine Art Konditionierung sein sollen. Wer sich gesünder ernähren möchte, hat beispielsweise bessere Erfolgschancen mit dem Vorsatz „Ich esse künftig mehr Obst“ als mit „Ich esse keine Süßigkeiten mehr“. Das haben schwedische Wissenschaftler in einer Studie gezeigt. „Sie können ein Verhalten nicht auslöschen, aber Sie können es durch etwas anderes ersetzen“, erläutert Per Carlbring von der Universität Stockholm in einer zur Studie veröffentlichten Mitteilung.

Sie können ein Verhalten nicht auslöschen, aber Sie können es durch etwas anderes ersetzen.

Bei der Untersuchung teilten die Wissenschaftler der Universitäten von Stockholm und Linköping 1066 Freiwillige in drei Gruppen ein, die alle Ende 2017 Neujahrsvorsätze fassten. Die meisten Intentionen kreisten dabei um die eigene Gesundheit, Gewichtsabnahme und bessere Essgewohnheiten. Die erste Gruppe bekam während der Studie gar keine Hilfe, die zweite ein wenig und die dritte viel, etwa in Form von regelmäßigen Kontaktaufnahmen und E-Mails mit nützlichen Tipps.

Hilfe nicht entscheidend, Wortwahl schon
Überraschend war, dass die Unterstützung, die die Teilnehmer erhielten, keinen großen Unterschied machte, wenn es darum ging, wie gut sie ihre Vorsätze während des Jahres einhielten. Viel wichtiger war, wie dieser Vorsatz formuliert wurde.

Tatsächlich führten sogenannte Annäherungsziele zum größten Erfolg. Dazu gehören Vorsätze, die etwas Neues in den eigenen Alltag oder eine neue Angewohnheit einführen. Ziele, bei denen es darum ging, etwas zu vermeiden oder damit aufzuhören, waren hingegen weniger erfolgreich. Es sei also besser zu sagen „Ich werde damit anfangen…“ als „Ich werde aufhören / vermeiden“.

Was das für die Corona-Pandemie bedeutet
Diese Erkenntnis ist aus Sicht eines Psychologen betrachtet natürlich nichts Neues. Die Beobachtung, dass die Formulierung der eigenen Ziele eine wichtige Rolle für deren Erfolg spielt, ist bekannt: „Gewichtsabnahme ist kein gutes Ziel, fitter werden aber schon“, beschreibt es Sonia Lippke von der Jacobs University in Bremen.

Was die schwedische Studie aber wertvoll mache, sei die Anwendung auf die Corona-Situation und die damit einhergehenden Lockdown-Phasen – indem es zeige, wie wichtig das in der Pandemie genutzte Vokabular sei. „Kontaktbeschränkungen sind ein Vermeidungsziel und derartige Ziele funktionieren schlechter“, so Lippke. Noch dazu sei der Begriff unklar formuliert: „Es geht schließlich nicht darum, soziale Kontakte einzuschränken, sondern physisch Abstand zu halten."

Abstand und Annäherungsziele?
Gerade mit Blick auf soziale Beziehungen und die Gefahr der Vereinsamung sollten Maßnahmen daher als Annäherungsziele formuliert werden. „Diese könnten heißen „Ich bleibe zu Hause“ oder „Ich rufe jeden Tag einen meiner Freunde an“.“ Neue Wege des Kontakthaltens sollten gefunden werden, etwa durch digitale Formate: „Wir befinden uns in einer Zeit, andere Ziele zu bilden, die mehr mit der Verortung des Ichs in der Gemeinschaft zu tun haben, anstatt sich etwa darin zu erschöpfen, mehr Sport treiben zu wollen.“

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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