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Krebserkrankungen

VORSICHT VOR ZU VIEL SONNE!

Weißer Hautkrebs kommt sehr häufig vor. Er wird durch die ständige Einwirkung von UV-Strahlung hervorgerufen und macht sich erst nach Jahrzehnten bemerkbar. Die Heilungschancen sind jedoch sehr gut.

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Unter „weißem Hautkrebs“ werden umgangssprachlich zwei Krebsarten zusammengefasst: Das Basaliom (Basalzellkarzinom) und das Spinaliom (Stachelzellkrebs, Plattenepithelkarzinom), die sich in Häufigkeit, Aussehen und Aggressivität unterscheiden. Beide werden durch eine häufige, langanhaltende Exposition gegenüber UV-Strahlung verursacht, wie etwa beim Arbeiten oder Sport im Freien oder der ausgiebigen Nutzung von Solarien. Zudem gibt es noch eine geringe erbliche Komponente, da hellhäutige Menschen ein höheres Risiko aufweisen. Der Krebs wächst in der Regel langsam und es kann Jahrzehnte dauern, bis sich die ersten sichtbaren Geschwulste bilden. Basaliome treten im Schnitt um das 60. Lebensjahr, Spinaliome zehn Jahre später auf.

Krebs ohne Vorstufe Das Basalzellkarzinom ist die mit Abstand häufigste Form von Hautkrebs, an der alleine in Deutschland jährlich etwa 170 000 Menschen neu erkranken. Männer und Frauen sind dabei etwa gleich häufig betroffen. Typisch für das Basalzellkarzinom ist, dass es sich direkt, ohne eine Krebsvorstufe entwickelt. Es entsteht aus den Basalzellen der Haut, also der untersten Schicht der Epidermis, und den Wurzelscheiden der Haarfollikel, die durch die energieärmere, aber tiefer in die Haut eindringende UV-A-Strahlung geschädigt werden. Meist sieht der Tumor zunächst wie ein kleiner, hautfarbener Knoten aus, der auf der Oberfläche winzige Blutgefäße aufweist (noduläres Basaliom).

Diese oft noch unauffällige Veränderung ist aber bereits eine Krebsgeschwulst, die entfernt werden muss. Geschieht das nicht, wächst der Knoten weiter, dellt sich in der Mitte ein und bildet einen krustigen Rand, der leicht blutet, weil sich in ihm viele Blutgefäße befinden. Die Erscheinungsformen des Basalioms sind jedoch sehr vielfältig. Sie können auch wie Narbengewebe oder dunkle Pigmentflecken aussehen und werden daher von den Betroffenen dementsprechend als Ekzeme, Wunden oder kleine Warzen fehlinterpretiert.

Auf den „Sonnenterrassen“ zuhause Basalzellkarzinome entstehen stets auf den Körperflächen, die sehr stark der Sonne ausgesetzt sind. „Sonnenterrassen“ wie Stirn, Nase, Oberlippe oder Schultern, aber auch die Handrücken sind daher besonders häufig betroffen. Zwei Drittel aller Basaliome treten im Kopf-Hals-Bereich auf. Dort, wo Haare über lange Zeit nicht vor Sonneneinstrahlung geschützt haben, können sich Basaliome auch an den Ohrmuscheln entwickeln. Unbehandelt kann sich ein Basaliom zu einem sehr großen Tumor weiterentwickeln, der dann sowohl in der Breite zunimmt, als auch tief ins Gewebe hineinwächst. Die operative Entfernung kann sehr tiefe Wunden und große Gewebsschäden hinterlassen – die im Gesicht bis zur Entstellung, wie dem Verlust der Nase oder eines Auges reichen können. Metastasen bildet ein Basalzellkarzinom jedoch so gut wie nie, wodurch die Heilungschancen gut sind.

Operation, Vereisung, Bestrahlung oder fotodynamische Therapie: Beim weißen Hautkrebs gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung.

Die gefährlichere Variante Auch Spinaliome treten an den sonnenexponierten Körperstellen auf. Sie entstehen aus der höhergelegenen Stachelzellschicht der Haut, welche die energiereiche, kurzwellige UV-B-Strahlung absorbiert. In Deutschland werden jährlich rund 90 000 Neuerkrankungen verzeichnet, wobei Männer et- was häufiger betroffen sind als Frauen. Anders als das Basaliom kündigt sich das Plattenepithelkarzinom durch eine noch gutartige Vorstufe an, die aktinische Keratose. Diese sieht aus wie eine kleine, scharf begrenzte Hautrötung, die sich rau anfühlt. Sie kann sich zu einem relativ rasch wachsenden Plattenepithelkarzinom entwickeln, das bereits ab einer Größe von etwa einem Zentimeter metastasieren kann, was die Prognose deutlich verschlechtert. Ein geschwächtes Immunsystem kann die Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms begünstigen, genauso wie bereits bestehende Wunden, Verbrennungen oder Hauterkrankungen.

Sehr gute Heilungschancen Für beide Krebsarten sind die Prognosen recht gut. Das Basaliom hat, früh genug erkannt, eine über 95-prozentige Heilungschance. Auch das Plattenepithelkarzinom kann fast immer geheilt werden, wenn es kleiner als einen Zentimeter ist. Wichtig ist also, den Krebs frühzeitig zu erkennen. Daher bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen seit dem 1. Juli 2008 für jeden Versicherten ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre ein Hautkrebsscreening. Dabei untersucht der Dermatologe die komplette Haut mithilfe eines Auflichtmikroskops auf Auffälligkeiten.

Krebs kann immer wieder auftauchen Das Wichtigste beim weißen Hautkrebs ist die frühzeitige und vollständige Entfernung der Geschwulste beziehungsweise aktinischen Keratosen. Das geschieht, vor allem im Gesicht, meist durch eine klassische Operation. Dabei wird der Tumor großflächig entfernt, um alle Krebszellen zu eliminieren. Ist er sehr in die Tiefe gewachsen, muss möglicherweise noch einmal nachoperiert werden. Mithilfe der optischen Kohärenztomografie kann man jedoch schon vor der Operation die Ausbreitung gut erkennen. Dieses bildgebende Verfahren arbeitet mit Laserstrahlen, die von den verschiedenen Gewebeschichten unterschiedlich reflektiert werden.

Alternativ zur Operation kann die Geschwulst auch durch Vereisung (Kryotherapie) oder mittels Bestrahlung entfernt werden. Relativ neu ist die fotodynamische Therapie. Dazu werden die Basaliome mit einer speziellen Salbe lichtempfindlich gemacht und dann mit Lichtenergie verdampft. Große, oberflächliche Basaliome können auch mit einer örtlich begrenzten Chemotherapie oder dem Wirkstoff Imiquimod behandelt werden, der eine lokale Immunreaktion gegen die Tumorzellen hervorruft. Sind diese Therapieoptionen nicht anwendbar oder unwirksam, sind seit 2013 systemische Wirkstoffe verfügbar, die als Sonic-Hedgehog-Inhibitoren bezeichnet werden. Sie unterbrechen die gestörte Signalübertragung in den Tumorzellen und hemmen so ihr Wachstum.

Alle lokalen Therapieformen werden auch bei aktinischen Keratosen und Plattenepithelkarzinomen eingesetzt. Hat man den Verdacht, dass der Krebs gestreut hat, kommen weitere Diagnosemittel wie Ultraschall der benachbarten Lymphknoten, des Bauchraums oder ein Röntgen der Lunge zum Einsatz. Bei metastasiertem Krebs wird dann eine Chemo- oder eine Immuntherapie mit dem PD-1-Antikörper Cemiplimab durchgeführt. Bei beiden Tumorformen ist nach der Therapie eine engmaschige Kontrolle wichtig, da etwa die Hälfte aller Betroffenen nach wenigen Jahren erneut Geschwulste entwickelt.

Sonne in Maßen! Es gibt eigentlich nur eine wirksame Vorbeugung gegen weißen Hautkrebs: Niemals ohne Schutz UV-Strahlen an die Haut lassen, auch nicht in Solarien. Wer eine empfindliche Haut hat, sollte sich bevorzugt im Schatten aufhalten oder den höchsten Lichtschutzfaktor für eine Sonnencreme wählen und sich an die Zeitangaben halten, die man so geschützt in der Sonne verbringen darf. Häufig sind das nur wenige Minuten. Hinzu kommt, dass Sonnenschutz durch Schwitzen oder mechanischen Abrieb schnell entfernt wird. UV-Strahlung dringt übrigens auch durch Kleidung, daher sollte man sich mit luftigen, grobmaschigen Textilien auch nicht zu lange in der prallen Sonne aufhalten. Und für Menschen mit Glatze gilt: Immer eine Kopfbedeckung tragen!

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/2020 ab Seite 30.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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