© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Berühmte Apotheker

VOM HOMÖOPATHEN ZUM PHYTOHERSTELLER

Er war ein bedeutender Pionier der homöopathischen und phytopharmakologischen Pharmazie – und letztlich Gründer eines Firmenimperiums: Dr. Willmar Schwabe (1839 bis 1917).

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Apothekerlaufbahn „vorprogrammiert“ Seine anschließende Lehrzeit ab 1853 in der Dresdener Marien-Apotheke bei Apotheker Otto Eder, unterstützt durch den ihn betreuenden Verwalter Friedrich Meurer (1792 bis 1866), legte nicht nur die gute Grundlage einer hervorragenden Ausbildung; auch das Privatleben des jungen Mannes war erbaulich, denn er lernte hier Luise Eder, die Tochter des Apothekenbesitzers, kennen, die er 1870 heiratete. Nach der Gehilfenprüfung ging Willmar Schwabe zunächst nach Bielefeld in die Apotheke von Ludwig Adolph Aschhoff (1807 bis 1861), Direktor des „Apothekervereins im nördlichen Teutschland“, um als Assistent sein Wissen zu vervollkommnen.

1861 folgte das Pharmaziestudium an der Universität Leipzig. Er lernte dabei auch die homöopathischen Lehren Samuel Hahnemanns intensiver kennen – und wurde ihr überzeugter Anhänger. Schon 1862 beendete Schwabe das Studium mit Bestnote im Staatsexamen, nur ein Jahr später wurde er mit einer phytochemischen Arbeit „Ueber Chinoidin und Beta-Chinoidin“ – gerade 24 Jahre alt – in Jena promoviert.

Zielstrebige unternehmerische Selbständigkeit Aufgrund seines akademischen Grades, seines hervorragenden Studienabschlusses und seiner Neigung zur Homöopathie überließen ihm die Leipziger Apotheker direkt 1863 – als Nachfolger des bisherigen Administrators Theodor Markgraf – die Verwaltung ihrer mittlerweile zur „Homöopathischen Dispensieranstalt der vereinigten Apotheker zu Leipzig“ umbenannten „Homöopathischen Central-Offizin“. Schnell erkannte der sicherlich auch durch das väterliche Unternehmertum geprägte junge Mann, dass mit der Herstellung von Medikamenten, Rohstoffen und deren Großhandel – auch dem Export ins Ausland – mehr Geld zu verdienen war als mit dem Einzelverkauf. 1865 beantragte er deshalb in Leipzig – unterstützt durch das väterliche Vermögen – ein „Grosso- und Exportgeschäft homöopathischer Fabrikate“ eröffnen zu dürfen.

Am 11. Dezember 1865 wurde die Gründung der „Homöopathischen Central-Officin Dr. Willmar Schwabe in Leipzig“ im Leipziger Tageblatt offiziell bekannt gegeben. Am 1. Januar 1866 ging in der Leipziger Centralhalle der Betrieb los. Heilpflanzliche Zubereitungen, Urtinkturen, Essenzen, wie sie für homöopathische Arzneimittel gemäß Samuel Hahnemanns Lehre benötigt wurden, sollten erforscht und in standardisierter Form in großem Maßstab hergestellt, anschließend in großen Mengen an inländische Apotheken, aber auch nach Frankreich, England und Amerika exportiert werden.

Schon bald entbrannte ein Streit mit seinen ehemaligen Arbeitgebern, da Dr. Willmar Schwabe neben der Großherstellung durchaus auch plante eine eigene homöopathische Apotheke zu errichten – und damit in direkte Konkurrenz zu treten. Die Genehmigung zur Errichtung der „Homöopathischen Central-Apotheke zum Samuel Hahnemann“ für seine Person, erhielt er schließlich nach mehr als vier Jahren – am 7. Dezember 1870. Für Dr. Willmar Schwabe war dies nicht nur für das Ansehen, sondern auch kommerziell enorm wichtig. Denn eine 1869 in Preußen neu eingeführte Verordnung verpflichtete homöopathisch aktive Ärzte, ihren Bedarf nur aus wirklich homöopathischen Apotheken zu beziehen.

Zum Weltunternehmertum So expandierte Schwabes Unternehmen weiter: Schon etwa acht Jahre später verleibte Schwabe sich die Leipziger Konkurrenz ein. 1880 erwarb er zusätzlich die homöopathische Offizin von Theodor Markgraf, die dieser zuerst in Lindenau, später in Leipzig, geführt hatte. So konnte Schwabe Marktführer sein und bleiben. Standort des Schwabeschen Gesamtunternehmens (bis auf die Apotheken) war aufgrund des stetigen wirtschaftlichen Aufschwungs seit 1882 die Querstraße 5 nahe Bahnhof und Stadtzentrum. Schwabe war sicherlich der erste, der homöopathische Arzneimittel in industrieller Großproduktion herstellte und vermarktete.

Um dies in stets gleichbleibender, höchster Qualität tun zu können, standardisierte er Herstellungsvorschriften und verfasste die – letztlich in mehrere Sprachen übersetzte – „Pharmacopoea Homoeopathica Polyglottica“ (1872), die weltweit zum führenden Werk auf diesem Gebiet wurde. Pharmazeutische Leitlinien festzulegen, strenge Maßstäbe bei der Herstellung der homöopathischen Präparate zu setzen, analytische Verfahren und neuartige Kontrollen der Zwischen- und Endprodukte zu entwickeln, dabei wirtschaftlich zu agieren und auch Pionier im Arzneiformenbereich (Produktion „homöopathischer Arznei-Tabletten, 1890) zu sein, waren ihm wichtig. 1878 entstand auch die erste phytopharmazeutische Spezialität, die Wund- und Heilsalbe „Hamamelis-Salbe-Schwabe“. Ein eigener Verlag mit Druckerei förderte zudem seit 1866 die homöopathischen Belange.

Über 200 Titel, darunter eine zweibändige Hahnemann-Biographie, die „Geschichte der Homöopathie“, Zeitschriften wie die „Leipziger Populäre Zeitschrift für Homöopathie“, ab 1910 die schon 1832 gegründete „Allgemeine Homöopathische Zeitung“ wurden im Laufe der Jahrzehnte herausgebracht. Dank Schwabes Engagement wuchsen Fabrikation der Arzneisubstanzen und Versandgeschäft unermüdlich. Und so stieg die Firma Schwabe sehr schnell zum führenden Weltunternehmen für homöopathische Produkte auf. 1913 existierten weltweit etwa 750 Niederlassungen. Es gab letztlich kaum ein Land der Erde, in das nicht exportiert wurde. Ab 1908 brachte sich auch Dr. Willmars gleichnamiger Sohn, ebenfalls Apotheker und Hofrat, intensiv als Mitbesitzer ins Unternehmen ein. Der Senior Dr. Willmar Schwabe verstarb am 8. Januar 1917 im Alter von 78 Jahren in Leipzig.

Politisch und sozial engagiert Doch es gab für Dr. Willmar Schwabe senior auch ein Leben neben dem reinen Unternehmertum: Ab 1870 war er unter anderem auch Stadtverordneter, 1892 bis 1904 Vorsitzender der Ortskrankenkasse für Leipzig und Umgebung, hatte schon 1871 eine homöopathische Klinik gegründet und baute mit der „Dr. Willmar Schwabeschen Heimstätten-Stiftung“ (1905), die er letztlich der Ortskrankenkasse Leipzig zur Verwaltung überließ, auch drei Einrichtungen als

„Heimstätte für Genesende“ auf, in denen unentgeltlich für die Behandelten „Reha-Hilfe“ geleistet wurde. Dies war nur ein Teil seines sozialen Engagements. Willmar Schwabes Lebenswerk lässt folgenden Schluss zu: Er war nicht nur ein sehr gut ausgebildeter Apotheker – höchste Präzision in Forschung und Herstellung lagen ihm am Herzen – er war auch ausgesprochen geschäftstüchtig und mit dem Wissen gesegnet: „Tue Gutes und rede darüber“. Schwabes Nachfahren bauten das Schwabe-Imperium weiter aus zum Weltkonzern.

Heute gehören allein in Deutschland zur Schwabe-Gruppe neben dem Mutterkonzern, der Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG in Karlsruhe, ein Weltmarktführer für Phytopharmaka, mehrere Tochterunternehmen, darunter so bekannte wie die Deutsche Homöopathie-Union DHU Arzneimittel (DHU), die ISO-​Arzneimittel GmbH & Co. KG oder die Spitzner GmbH. International hat der Unternehmensverbund gut 16 eigene Töchterunternehmen und zusätzlich zahlreiche Partnerunternehmen in Form von Joint Ventures und Lizenzpartnerschaften.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/19 ab Seite 86.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin und Fachjournalistin

Apotheker bringen Apotheker hervor – das ist nicht so selten. So erging es auch dem kleinen Carl Emil Willmar Schwabe, der als zweites Kind am 15. Juni 1839 in Auerbach im Vogtland das Licht der Welt erblickte. Sein Vater, der Apotheker Carl Robert Schwabe (1809 bis 1854), war in Leipzig aufgewachsen, hatte dort an der Leipziger Universität studiert, seine Lehrzeit bei Heinrich Adolph Täschner (1796 bis 1868) absolviert – und anschließend schon selbst gutes unternehmerisches Talent bewiesen.

Denn der Vater zählte 1834 zu den Gründern der Firma „Gehe & Schwabe“, eröffnete 1836 zusammen mit zwei anderen Leipziger Apothekern die von den allopathischen Apotheken getrennte Homöopathische Central-Offizin, erwarb aber andererseits noch im gleichen Jahr die Apotheke im beschaulichen Auerbach. So verlebte der kleine Carl Emil Willmar Schwabe seine Kindheit in Auerbach, ging dort zur Volksschule und später auf die weiterführende Schule im nahen Plauen. Als die Familie in die sächsische Hauptstadt Dresden übersiedelte, wo sie Miteigentümer der Firma „Drogerie- und Farbwarenhandlung Gehe & Co.“ (1834 als „Gehe und Schwabe“ gegründet) war, besuchte der junge Willmar zunächst die Realschule, dann das Gymnasium und legte dort die Reifeprüfung ab.

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