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PRISCUS-Liste

VERORDNUNG: SENIOREN UND REGIONALE UNTERSCHIEDE

Wie bedeutsam ist die Verordnung potenziell ungeeigneter Wirkstoffe für ältere Menschen tatsächlich? Diese Frage untersucht das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI).

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Demnach überschätzen bisherige Studien zur Verordnung von Wirkstoffen der PRISCUS-Liste die mengenmäßige Bedeutung sogenannter PRISCUS-Medikationen. Zwar erhielten rund 3,6 Mio. Arzneimittelpatienten ab 65 Jahre im Jahr 2010 mindestens eine PRISCUS-Medikation, für die Mehrheit handelte es sich aber um gelegentliche Einzelverordnungen.

Insgesamt betrugen die PRISCUS-Medikationen nur 2,4% der verordneten Tagesdosen in 2010. Rund 0,9 Mio. Patienten (5,2%) waren von einer PRISCUS-Dauertherapie betroffen. Der Fokus der ZI-Studie liegt daher auf älteren Patienten, die PRISCUS-Medikamente über einen längeren Zeitraum erhalten. „Auffällig ist, dass Patienten, die PRISCUS-Medikamente über einen längeren Zeitraum erhalten, insgesamt deutlich mehr Arzneiverordnungen und mehr Wirkstoffe erhalten, als der Durchschnitt ihrer Altersgruppe. Dabei kann es zu einem Anstieg unerwünschter Arzneimittelwirkungen kommen“ erläutert Dr. Sandra Mangiapane, Mitautorin des Berichts und Leiterin des Webportals Versorgungsatlas.

Die Betrachtung der regionalen Verteilung der Verordnungsmengen der Patienten mit PRISCUS-Dauertherapie zeigt für jede Indikationsgruppe unterschiedliche Behandlungsschwerpunkte mit einem spezifischen regionalen Verteilungsmuster. Für Analgetika, Antirheumatika, Migränemittel ist der Anteil an allen PRISCUS-Verordnungen in den neuen Bundesländern fast vier Mal höher als in den alten Bundesländern.

Umgekehrt ist der Anteil der PRISCUS-Verordnungen für Wirkstoffe, die auf das Zentralnervensystem wirken, in den alten Bundesländern nahezu doppelt so hoch wie in den neuen Bundesländern. Die regionalen Vergleiche könnten aus Sicht der Forscher Grundlage einer Neubewertung der derzeitig häufigeren Therapien mit PRISCUS-Wirkstoffen sein.

Mit zunehmendem Alter steigt die Betroffenheit durch das gleichzeitige Auftreten mehrerer chronischer und akuter Krankheiten. Die Gefahr unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) ist auf Grund eines veränderten Stoffwechsels bei älteren Menschen höher als bei jüngeren. In der PRISCUS-Liste, die von einem Expertengremium aus Medizin und Pharmazie an der Universität Witten/Herdecke und am Helios Klinikum Wuppertal erarbeitet wurde, sind 83 für ältere Menschen potentiell inadäquate Arzneistoffe verzeichnet.

Die PRISCUS-Liste führt mögliche Therapie-Alternativen sowie zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen falls die Verordnung von PRISCUS-Wirkstoffen unvermeidbar ist. In jedem Fall ist eine individuelle Risiko / Nutzen – Abwägung je Patient und Wirkstoff unerlässlich.

Interessierte können sich die bundesweiten Auswertungen, die auf den Abrechnungsdaten der Apotheken in Deutschland beruhen, ab sofort unter www.versorgungsatlas.de anzeigen lassen. Die interaktiven Karten fokussieren auf die Betrachtung der älteren Arzneimittelpatienten mit PRISCUS-Dauertherapie inklusive einer Indikationsgruppen-spezifischen Analyse. Ein zusätzlicher Artikel bietet vertiefende Informationen.

Versorgungsatlas
Der Versorgungsatlas bietet unter www.versorgungsatlas.de eine öffentlich zugängliche Informationsquelle zu einer stetig wachsenden Anzahl ausgewählter Themen aus der medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt des Versorgungsatlas sind regionale Unterschiede in der medizinischen Versorgung und deren Ursachen.

Das Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) richtet sich an alle, die sich für das Geschehen im Gesundheitswesen und in der Gesundheitspolitik interessieren oder daran beteiligt sind.

Hier finden Sie Forschungsergebnisse und Analysen zu regionalen Besonderheiten und Unterschieden in den Strukturen, Abläufen und Ergebnissen der medizinischen Versorgung, die Anhaltspunkte für Möglichkeiten der Verbesserung der Versorgung bieten. In Diskussionsforen kann jeder Beitrag öffentlich diskutiert werden. Die vom ZI selbst durchgeführten Analysen basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Quelle: versorgungsatlas.de

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