Große Aufregung nicht nur unter Akademikern: Die kleine niederländische Hochschule in Eindhoven will ab sofort nur noch Frauen einstellen. © jacoblund / iStock / Getty Images Plus

Niederlande | Drastische Maßnahme

UNIVERSITÄT STELLT NUR NOCH FRAUEN EIN

Die Technische Universität Eindhoven will für seine 150 leeren Stellen ab sofort nur noch Frauen einstellen. Erst wenn sich sechs Monate lang keine geeignete Bewerberin findet, wird die Stellenausschreibung auch für Männer geöffnet.

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Nur fachspezifischen Menschen war die kleine technische Hochschule mit 11 000 Studierenden und 3000 Mitarbeitern in den Niederlanden bisher bekannt – jetzt ist das schlagartig anders. Die Mitteilung, nur noch Frauen einzustellen, sorgte für ein Rauschen nicht nur im deutschen Blätterwald. Zumal TU-Rektor Frank Baaijens noch etwas vorhat: Er will den Frauen neben ihrem Einstiegsgehalt jeweils 100 000 Euro für Forschungszwecke obendrauf legen, die sie beim Karrierestart unterstützen sollen. „Die Zahl der Frauen in unserer Gesellschaft muss sich auch in der Anzahl unserer Mitarbeiter widerspiegeln. Wir können es uns einfach nicht leisten, die Hälfte der intellektuellen Power zu verlieren, die wir eigentlich haben könnten“, sagt Baaijens in einem Interview mit dem Magazin „Der Spiegel“.

Zurzeit sind in Eindhoven lediglich 12,6 Prozent der Lehrkräfte weiblich. Man hat schon in den vergangenen Jahren versucht, mehr Frauen an die TU zu bekommen, doch letztlich scheiterte dies „an immer wieder neuen Gründen“, so der Rektor. Da man aber bis 2020 in einer internen Zielsetzung auf 20 Prozent Frauenanteil kommen wolle, greife man nun zu dieser drastischen Maßnahme, denn alles andere habe nicht funktioniert.

Baaijens führte aus, dass Studien seit Jahren bewiesen, dass Personalentscheider sich unbewusst eher für männliche Kandidaten entscheiden, zum Beispiel bei Bewerbungen oder Wettbewerben. „Wir wollen am Ende nicht nur, dass mehr Frauen an unserer Universität arbeiten, sondern auch Bewusstsein schaffen: Unsere Mitarbeiter sollen dafür sensibilisiert werden, erst mal einen Blick auf weibliche Kandidaten und dann auf die männlichen zu werfen. In der Vergangenheit war das oft andersherum.“ Angst vor einer Diskriminierungsklage hat der Rektor nicht: „Nach europäischem Recht dürfen Universitäten bevorzugt aus Bevölkerungsgruppen rekrutieren, die sonst unterrepräsentiert sind.“ Auch an zwei andern Unis der Niederlande gebe es ähnliche Programme wie in Eindhoven. Baaijens hofft, dass die TU mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme ihre wissenschaftliche Qualität am Ende steigert.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Spiegel online
   Der Tagesspiegel  

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