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Giftpflanzen

ÜPPIGE BIENENWEIDE

In der Apotheke ist die Gewöhnliche Küchenschelle weniger als Giftpflanze, sondern vielmehr unter ihrem botanischen Namen Pulsatilla als bewährtes homöopathisches Mittel bekannt.

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Die Gewöhnliche Küchen- oder Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) ist eine sehr selten anzutreffende Pflanze, die inzwischen unter Naturschutz steht. Sie ist in Mittel- und Westeuropa beheimatet und bevorzugt trockene Standorte mit kalkhaltigen Böden und warmen Temperaturen. Man findet sie vor allem auf sonnigen Trocken- und Magerwiesen, meist in Hanglage bis zu 1000 Meter Höhe. Als dekorative Zierpflanze schmückt das Hahnenfußgewächs auch private Gärten, wo es sich vor allem in Stein-, Steppen- und Dachgärten wohl fühlt. Aufgrund des reichhaltigen Angebots an Nektar und Pollen ist Pulsatilla vulgaris eine ideale Bienenweidepflanze, welche die Bienen in die Gärten für die Bestäubung der Obstbaumblüten holt.

Silbrig seidige Behaarung Pulsatilla vulgaris treibt im zeitigen Frühjahr aus einem senkrecht im Boden stehenden dunkelbraunen bis schwarzen Rhizom, das bis in eine Tiefe von 1,5 Metern im Erdboden verankert ist. Mit diesem tiefen Wurzelsystem erreicht die Gewöhnliche Küchenschelle Wasserreserven, an die andere Pflanzen nicht herankommen. Aus grundständig in einer Rosette angeordneten zwei- bis dreifach gefiederten Laubblättern erhebt sich in eine Höhe von bis zu 25 Zentimetern ein aufrechter Blütenstängel, der am Ende nur eine einzelne Blüte trägt. Unterhalb der Blüte befinden sich am Stängel drei miteinander verwachsene Hochblätter, die einen Quirl bilden und die noch nicht entfaltete Blüte schützen. Sowohl der Stängel als auch die Blüten und Blätter sind als Verdunstungsschutz außen seidig behaart und verleihen der Pflanze ein interessantes Aussehen.

Zarte Glöckchen Die radiärsymmetischen Blüten erscheinen von März bis Mai, wobei sie anfangs nicken, später stehen sie im Gegensatz zu anderen Arten der Gattung Pulsatilla aufrecht. Die blau- oder rotvioletten Blütenblätter sind drei bis vier Zentimeter lang und in zwei Kreisen mit jeweils drei Hüllblättern angeordnet. Im Inneren der Blüte befinden sich zahlreiche gelbe Staubgefäße. Aufgrund der Ähnlichkeit der Blüten mit kleinen Glocken oder Schellen, die Weidetiere um den Hals tragen, wurde das Hahnenfußgewächs ursprünglich Kühchenschelle (Verkleinerungsform für kleine Kuh) genannt. Daraus wurde Jahrhunderte später dann die Küchen- oder Kuhschelle. Auch der Gattungsname verweist auf die Blütenform, denn er leitet sich von lat. pulsare = schlagen oder läuten ab. Der Artname vulgaris macht darauf aufmerksam, dass die Pflanze allgemein bekannt ist.

Hahnemann selbst führte Prüfungen mit Pulsatilla durch, unter anderem an seiner Ehefrau.

Fedriger Fruchtstand Nach der Blüte bilden sich charakteristische kleine Nüsschen, die jeweils mit einem stark verlängerten und zottig behaarten Flugorgan, einem Federschweif, versehen sind. Da sich während der Fruchtreife die Blütenstängel erheblich verlängern und mit einer Länge von bis zu 40 Zentimetern benachbarte Pflanzen oftmals überragen, kann der Wind die federschweifigen Früchte leicht erfassen und ihre Samen in alle Himmelsrichtungen weit verteilen. Aufgrund dieser Ausbreitungsstrategie werden die Früchte botanisch Federschweifflieger genannt. Auch volkstümliche Namen wie Teufelsbart, Hexenbesen oder Pelzanemone nehmen auf das besondere, fast befremdliche Antlitz des seidig-grauen, kugeligen Schopfes des Fruchtstands Bezug. Die Gewöhnliche Küchenschelle wurde von Linné zunächst als Anemone pulsatilla bezeichnet. Da sich die Pflanze aber durch ihre federschweifigen Früchte von der Gattung Anemone unterscheidet, hat der englische Botaniker Philip Miller sie wenig später als eigene Gattung Pulsatilla in die Hahnenfußgewächse eingeordnet.

Hautreizend und giftig Die Gemeine Küchenschelle war bereits in der Antike bekannt und es wurde ihre Wirkung bei Augenleiden, Geschwüren, Menstruationsbeschwerden oder Angstzuständen gepriesen. Auch noch im Mittelalter war es ein Heilkraut für verschiedene äußere und innere Krankheiten. Zur gleichen Zeit wusste man aber auch schon um die Giftigkeit der Pflanze und riet zum vorsichtigen Gebrauch. Heute spielt das toxische Hahnenfußgewächs in der Heilkunde keine Rolle mehr. Das für alle Hahnenfußgewächse typische Gift Protoanemonin kommt mit bis zu 0,1 Prozent in allen Pflanzenteilen von Pulsatilla vulgaris vor und löst äußerlich Schwellungen, Blasen und Entzündungen aus (Hahnenfußdermatitis). Nach Verzehr der Pflanze sind Erbrechen, Magen- und Darmstörungen, Lähmungen des Zentralnervensystems, Krämpfe sowie Entzündungen der Nieren toxische Folgen. In der Homöopathie zählt Pulsatilla hingegen zu den häufig empfohlenen Klassikern. Das Mittel kommt vor allem bei gynäkologischen Indikationen, Störungen der Verdauungsorgane, rheumatischen Erkrankungen oder nervösen Störungen unter der Voraussetzung zur Anwendung, dass die Symptome schwankend oder wechselnd sind. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/17 ab Seite 120.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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