Wandern zählt zu den besonders gut geeigneten Sportarten, wenn man unter Arthrose leidet. © Monkeybusinessimages / iStock / Getty Images Plus

Arthrose | Sport

SPORTARTEN, DIE SICH BEI ARTHROSE EIGNEN

Steife und schmerzhafte Gelenke sind typische Anzeichen einer Arthrose, die jeden Menschen treffen kann und die Beweglichkeit stark einschränken. Jedoch steigt das Risiko mit zunehmendem Alter. Sind Arthrose und Sport eigentlich miteinander vereinbar?

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Wissenschaftler und Ärzte der Gesellschaft für Orthopädische-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) haben sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Menschen, die unter dieser Gelenkerkrankung leiden, sollten auf Sportarten wie Wandern mit Stöcken, Radfahren, Nordic Walking, Wassergymnastik oder klassischer Skilanglauf zurückgreifen. Beim Radfahren beispielsweise ist gerade die zyklische Bewegung in der entlastenden Sitzposition gut für die unteren Extremitäten. Ist man in seiner Bewegung bereits eingeschränkt, sollte man auf einen Fahrradergometer zurückgreifen, der den Auf- und Abstieg erleichtert. Zudem sollte man darauf achten, dass das Fahrrad eine entsprechende Gangschaltung hat und die Ausrüstung so gewählt ist, dass die Gelenke nicht unnötig belastet werden.

Der positive Effekt bezüglich der Belastung der Gelenke der unteren Extremitäten ist beim Nordic Walking gegenüber dem Walking ohne Stöcke doch geringer als angenommen. Aufgrund der Stöcke ist der Schritt im allgemeinen größer, dadurch ist aber auch der Impact - also die Auswirkung auf die Gelenke - höher, sodass man diese Sportart nur Betroffenen empfehlen kann, die Nordic Walking beherrschen.

Möchte man eine Sportart ausüben, die technisch anspruchsvoll ist, sollte diese bereits vor der Arthrose-Erkrankung bekannt und ausgeübt worden sein. Dieser Punkt ist deshalb so wichtig, da mit man Arthrose anspruchsvolle Sportarten nur sehr schwer oder gar nicht erlernen kann. Dazu zählen unter anderem Reiten, Tischtennis, Tennis, Golf oder Segeln. Bringt man hier die nötige Erfahrung mit und kann mit seinem eingeschränkten Leistungsvermögen entsprechend umgehen, können diese Sportarten durchaus weiter ausgeübt werden. Man sollte eventuell nur darauf achten, entsprechendes Schuhwerk, möglicherweise auch Gehhilfen zu verwenden. Modifikationen der Technik wie beispielsweise beim Tennis ohne ausgeprägte Rumpfrotationen können für Betroffene sinnvoll sein.

Sportarten, die sich weniger eignen
Es gibt durchaus Sportarten, die bei einer Arthrose-Erkrankung weniger zu empfehlen sind. Hierzu zählen Mannschaftssportarten wie Basketball, Fußball, Volleyball oder Handball. Aber auch Bewegungen mit unvorhersehbarem Richtungswechsel und Fremdeinwirkung, wie beispielsweise Squash, Trampolinspringen, Leichtathletik oder Gewichtheben sollten nicht zum sportlichen Repertoire gehören. „Belastungen im Spitzensport bei gelenkbelastenden Sportarten gehen häufiger mit Arthrose-Entstehung einher. Moderate Trainingsformen mit mittlerer Intensität können dagegen günstige Auswirkungen auf die Knorpeladaptation haben. Sporttherapeutische Ansätze zeigen, dass Sport und Bewegung auch ein wichtiges Mittel gegen Arthrose beziehungsweise in der Arthrose-Prävention sind“, erklärt Prof. Dr. Stefan Nehrer, GOTS-Vorstand und Universitätsprofessor an der Donau-Universität Krems.

Eine Arthroseerkrankung bezieht sich nicht nur auf bestimmte Gelenkbereiche, sondern kann überall auftreten. Für den Sport sind aber meist nur die Arthrosen im Kniegelenk, oberen Sprunggelenk, Hüfte und Schulterbereich von Interesse. Eine beginnende Arthrose wird vor allem auch durch Verletzungen im Sport vorangetrieben. Hierzu zählen unter anderem Meniskus-, Kreuzband- und Knorpelverletzungen im Knie, Bandinstabilitäten im oberen Sprunggelenk oder Kapselverletzungen an der Hüfte. Aufgrund von chronischen Überlastungen der Gelenke, wie sie beispielsweise bei einer O- und X-Bein-Stellung vorkommen, kann ebenfalls eine Arthrose forciert werden.

Um die Gelenke entsprechend zu entlasten und die Knorpelzelle ausreichend zu ernähren, sind zyklische Be- und Entlastungsphasen wichtig. Die Knorpelzelle ist abhängig von Diffusion, die durch den Pumpmechanismus der Belastung gefördert wird. Langes Stehen oder auch langes Sitzen sind Gift für den Gelenkknorpel. Andererseits sind aber auch kurze Extrem-Belastungen, die die Bruchlasten vom Knorpel überschreiten, ebenfalls schädlich.

Dr. Markus Neubauer, Arzt für Orthopädie am Universitätsklinikum Krems, empfiehlt folgende Maßnahmen bei einer Arthrose durchzuführen: „Zuerst müssen muskuläre Kraft und Koordination wiederhergestellt werden. Die Verbesserung der Gelenkfunktion führt zur Linderung des Reizzustandes und damit zu einer Schmerzreduktion. Die Sporttherapie sollte zuerst physiotherapeutisch gelernt werden. Dringend zu empfehlen dabei ist die Erhebung des Ausgangszustandes, um eine individuelle Abstimmung auf Bewegungsumfang und Intensität zu gewährleisten und Überbelastung zu vermeiden.“ Hierfür muss zunächst eine sportmedizinische Untersuchung erfolgen. Die Bewegungsprogramme müssen dann im Anschluss auch im Heimtraining absolviert werden.

Vorbeugemaßnahmen
Um die Funktionalität von Knorpel und Gelenk zu erhalten, sind zyklische Belastungen und Bewegungen wichtig. Damit eine optimale Ausnutzung des Effekts erfolgen kann, müssen die Bewegungen mit möglichst minimierter Belastung und Krafteinwirkung absolviert werden. Radfahren beispielsweise verhindert, dass Reizzustände entstehen, die aufgrund von Entzündungen den Knorpel nachhaltig schädigen. Kommt es jedoch zu einem Reizzustand, sollte umgehend ein vorübergehendes Sportverbot eingehalten und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. Wenn man sich letztlich an alle Regeln hält und übt die für sich geeignetste Sportart aus, kann man mit und auch ohne Arthrose befriedigend Sport machen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Reaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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