Das Gen ADH1B hilft dabei, Alkohol abzubauen. ©Jakub Gojda / 123rf.com

Forschungsergebnisse | Gensequenz

SORGT DAS „KATERGEN“ FÜR DAS ENDE DES ALKOHOLISMUS?

Es gibt einen Genschnipsel, der den Abbau von Alkohol im menschlichen Körper besonders beschleunigt. Forscher zogen daraus den kühnen Schluss, dass der Alkoholismus wohl bald aussterben werde.

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Wie kamen die Wissenschaftler Kelsey Elizabeth Johnson und Benjamin Voight von der University Pennsylvania darauf? Ganz einfach: „Unsere Studie bestätigt, dass der Zusammenhang zwischen den Genen und dem Alkoholabbau zu einer positiven Selektion unter den Menschen geführt hat“, sagte die Biologin der Tageszeitung „Die Welt“. Dabei hatten die beiden Forscher eigentlich nur nach genetischen Varianten gesucht, die sich schnell in Populationen ausbreiten, weil sie Überlebensvorteile bedeuten. Man wusste vorher schon, dass das Gen ADH1B eine erhöhte Aktivität des Enzyms Alkoholdehydrogenase bewirkt – jenes Enzyms, das dafür sorgt, dass das Zellgift Alkohol in eine unschädliche Aldehyd-Verbindung umgewandelt wird. Acetaldehyd ist zwar relativ harmlos, führt aber in reichlichen Mengen zu erheblichen Kopfschmerzen. Herzrasen und Muskelzittern, Übelkeit und Hitzewallungen können auch dabei sein – ein klassischer „Kater“ eben.

Eine besondere Variation des Gens ADH1B ist der Abschnitt rs1229984. Er wirkt wie ein Turbo beim Alkoholabbau. Die Folge: Menschen mit dieser Mutation können überhaupt nichts vertragen. Schon das kleineste Gläschen Wein hat einen Zustand zur Folge, der wohl am ehesten mit „sterbenselend“ zu bezeichnen ist. Natürlich meiden diese Menschen Alkohol wie der Teufel das Weihwasser. Die Genmutanten haben große Aussicht, als Gewinner aus der Evolutionslotterie herauszugehen. Nachgewiesenermaßen verbreiten sie sich schneller, haben mehr und gesündere Nachkommen, was einfach daran liegt, dass Alkoholiker – also jene, deren Abschnitt ADH1B eher träge arbeitet – eine geringere Lebenserwartung haben. 2500 haben Johnson und Voight in der Datenbank des „1000 Genomes Project“ durchforstet und am Ende stand der Schluss: Der Alkoholismus wird wohl aussterben. Weil er sich einfach nicht weiter verbreitet. Die Journalisten der “Welt“ gaben dem Gen mit der speziellen Sequenz dann auch einen griffigen Namen: Sie tauften es „Katergen“.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: Die Welt
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