Morbus Basedow

SELEN VERHINDERT FORTSCHREITEN DER ORBITOPATHIE

Etwa die Hälfte aller Patienten mit Morbus Basedow entwickelt eine endokrine Orbitopathie, die selbst bei leichten Verläufen die Lebensqualität beeinträchtigen kann.

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In dieser Situation hat sich in einer randomisierten Studie im New England Journal of Medicine eine Behandlung mit Selen als effektiv erwiesen. Bislang gibt es keine Therapie für leichte Fälle der endokrinen Orbitopathie. Da Kortikoide starke Nebenwirkungen haben und eine Bestrahlung zu irreversiblen Veränderungen führt, raten die meisten Augenärzte zu einer abwartenden Haltung, zumal es bei 20 Prozent der Patienten mit endokiner Orbitopathie zu einer spontanen Verbesserung kommt. Viele Patienten fühlen sich aber durch die Schwellungen von Bindehaut oder Lidern und die beginnenden Sehstörungen in der Lebensqualität beeinträchtigt und würden eine Therapie begrüßen. Zwei Wirkstoffe sind derzeit in der Diskussion, weil sie möglicherweise günstige Auswirkungen auf die Pathogenese haben.

Das Spurenelement Selen ist Bestandteil verschiedener Redox-Enzyme. Ihre antioxidative Wirkung könnte sich günstig auswirken, weil es im Rahmen der Orbitopathie zur Freisetzung von freien Radikalen kommt. Die genaue Ursache der Orbitopathie ist nicht bekannt. Man nimmt aber an, dass die Schilddrüsen-Autoantikörper, die zur Hyperthyreose führen, das Wachstum der Bindegewebszellen in den Augenhöhlen stimulieren, was dann zum Vorquellen der Augäpfel, dem Exophthalmus führt.

Der Phosphodiesterase-Inhibitor Pentoxifyllin, der zur Behandlung von peripheren Durchblutungsstörungen zugelassen ist, hat antientzündliche und immunmodulierende Eigenschaften, die das Fortschreiten der endokrinen Orbitopathie verhindern könnten. Die “European Group On Graves’ Orbitopathy” EUGOGO, zu der sich 1999 mehrere europäische Zentren, darunter auch Internisten und Ophthalmologen der Universität Mainz, zusammengeschlossen haben, hat die beiden Wirkstoffe erstmals in einer größeren randomisierten klinischen Studie untersucht.

159 Patienten mit milder endokriner orbitopathie wurden auf eine Therapie mit Selen , Pentoxifyllin (600 mg zweimal täglich) oder Placebo randomisiert. Die primären Endpunkte waren einmal der ophthalmologische Befund (Lidspalte, Exophthalmus, Augenmuskelbewegungen und Sehstärke) und zum anderen die Lebensqualität, die mit einem speziellen Fragebogen zur Basedow-Erkrankung gemessen wurde.

Wie Claudio Marcocci von der Universität Pisa und Mitarbeiter berichten, kam es unter der Therapie mit Selen in beiden Endpunkten zu signifikanten Verbesserungen, während die Behandlungsergebnisse mit Pentoxifyllin sich nicht vom Placebo-Arm unterschieden. Die Vorteile der Selentherapie waren auch nach 12 Monaten noch vorhanden. Da das Spurenelement von allen Patienten gut vertragen wurde, spricht nach Ansicht von Marcocci nichts gegen einen Therapieversuch. Ob die Therapie eine spätere invasivere Behandlung hinauszögert, müssen künftige Studien zeigen. Quelle: aerzteblatt.de

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